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PolitikUkraine

Baumarkt-Attacke in Charkiw: Zahl der Toten gestiegen

26. Mai 2024

Bei dem russischen Angriff auf einen Baumarkt in Charkiw sind mindestens elf Menschen gestorben. Frankreichs Präsident Macron nennt den Angriff "inakzeptabel", der ukrainische Präsident Selenskyj spricht von "Wahnsinn".

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Löscharbeiten in Charkiwer Baumarkt (25.05.2024)
Löscharbeiten in Charkiwer Baumarkt (am Samstag): Bei dem russischen Angriff sollen sich hochgiftige Materialien entzündet habenBild: Andrii Marienko/AP Photo/picture alliance

"Nur Wahnsinnige" wie Kremlchef Wladimir Putin seien in der Lage, "Menschen auf so abscheuliche Weise zu töten und zu terrorisieren", sagte der ukrainische Präsident in seiner täglichen Videoansprache.
Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor bereits von einem "brutalen Angriff bei helllichtem Tag" gesprochen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte ebenfalls mit Nachdruck den Angriff auf das Einkaufszentrum. "Das ist inakzeptabel. Frankreich teilt die Trauer der Ukrainer und steht weiter voll an ihrer Seite", ließ Macron verlauten. 

Bei dem russischen Angriff auf den gut besuchten Baumarkt in der Großstadt Charkiw im Osten der Ukraine kamen nach jüngsten Angaben mindestens elf Menschen ums Leben. Das teilte Militärverwalter Oleh Synjehubow am Sonntagmorgen mit. Zunächst war die Zahl der Toten mit sechs, die der Verletzten mit 40 angegeben worden.

Videobilder zeigen dichte Rauchwolken über dem teilweise eingestürzten Baumarkt, vor dem Feuerwehrleute sich bemühten, den Brand zu löschen. "Es gibt eine große Anzahl von Vermissten", meldete Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow. Von 16 Menschen fehlte bis zum späten Abend jede Spur, berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur UNIAN.

Gefährlicher Rauch

Behörden-Sprecher Dmytro Tschubenko teilte mit, dass bei den Explosionen hochgiftige Materialien in Brand geraten seien. "Es entwickelte sich ein starker, beißender Rauch, der das gesamte große Einkaufszentrum einhüllte. Infolgedessen wird sich die Zahl der Toten und Verletzten wahrscheinlich erhöhen", sagte er der Agentur UNIAN. Zum Zeitpunkt des Angriffs am Samstagnachmittag hatten sich rund 200 Menschen in dem Baumarkt aufgehalten.

Ukraine | Wolodymyr Selenskyj (09.05.2024)
Präsident Selenskyj (Archivbild): "Brutaler Angriff bei helllichtem Tag"Bild: Efrem Lukatsky/AP Photo/picture alliance

Russland bombardierte die Ukraine nach Kiewer Militärangaben auch in der Nacht auf Sonntag mit Raketen, Marschflugkörpern und Kampfdrohnen aus der Luft. Dabei kamen auch Hyperschallraketen vom Typ Kinschal zum Einsatz. Die Ziele lagen vor allem im Westen des Landes. Explosionen wurden aus dem Gebiet Chmelnyzkyj gemeldet, dort liegt auch die wichtige ukrainische Luftwaffenbasis Starokostjantyniw.

Selensky bittet nochmals um Abwehrsystem

Der ukrainische Präsident Selenskyj erneuerte den Ruf nach mehr Flugabwehrsystemen für sein Land: "Hätte die Ukraine genügend Flugabwehrsysteme und moderne Kampfflugzeuge, wären russische Angriffe wie dieser unmöglich." An die Unterstützer der Ukraine richtete er auf seinem Social-Media-Account den Appell: "Wir brauchen eine bedeutende Verstärkung der Flugabwehr und ausreichende Möglichkeiten, die russischen Terroristen zu vernichten."

Flugabwehrsystem IRIS-T SLM
Flugabwehrsystem IRIS-T (Bild des Herstellers): Deutschland hatte der Ukraine erst vor wenigen Tagen ein weiteres System geliefertBild: Diehl Defence

Selenskyj hat in den vergangenen Monaten wiederholt um mehr Flugabwehrsysteme gebeten. Vertreter der NATO hatten diese oder zumindest finanzielle Unterstützung für den Ankauf von Systemen auch zugesagt, doch wurde dies bisher - mit Ausnahme von Deutschland - kaum umgesetzt. Deutschland hatte der Ukraine am Freitag ein weiteres Flugabwehrsystem Iris-T geliefert.

Kiesewetter plädiert für Korridor im Westen

Derweil plädiert der Bundestagsabgeordnete und Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter von der oppositionellen CDU dafür, dass westliche Staaten die Luftabwehr über der Westukraine übernehmen. "Eine Koalition der Willigen könnte ihre eigene Luftabwehr in einem Korridor von 70 bis 100 Kilometern auf das westliche Territorium der Ukraine ausdehnen", sagte der Verteidigungsexperte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Sonntag). "So würden die Streitkräfte der Ukraine an dieser Stelle entlastet - sie könnten sich auf die Luftverteidigung weiter östlich im Land konzentrieren." 

Die "New York Times" hatte zuletzt berichtet, dass der Außenminister der USA, Antony Blinken, dafür werben will, der Ukraine Schläge gegen russisches Gebiet mit US-Waffen zu ermöglichen. Er wolle Präsident Joe Biden zu einer Aufhebung der Einschränkungen bewegen, hieß es.

haz/AR (dpa, rtr, afp)

Gegen russische Bomben: Erste Untergrund-Schule in Charkiw