Ausblick auf die 65. Berlinale
Das Rennen um die Bären hat begonnen. Die Berliner Filmfestspiele 2015 (5.2.-15.2.) laden wieder ein. Im Wettbewerb bewerben sich 19 Filme um den Goldenen Bären. Dazu zeigen zahlreiche Nebenreihen interessante Filme.
441 Premieren
Zehn Tage lang schlägt das Herz der Filmwelt wieder am Potsdamer Platz. Hunderte neue Filme aus aller Welt werden dort und in den anderen Kinos der Stadt zu sehen sein. Insgesamt dürfen sich die Freunde des Kinos über rund 1200 einzelne Vorstellungen freuen. Die 65. Berlinale dürfte auch in diesem Jahr wieder ihrem Ruf treu bleiben - das größte Publikumsfestival der Welt zu sein.
Zum Auftakt wird's international und eisig
Mit einer internationalen Co-Produktion wird das Festival eröffnet. Regisseurin Isabel Coixet kommt aus Spanien, der weibliche Star ihres neuen Films "Nobody wants the night", Juliette Binoche, ist Französin. Coixets Abenteuerfilm vor arktischer Kulisse spielt in Grönland, gedreht wurde aber in Bulgarien, Norwegen und Spanien. Ein Mann mit Kamera ist auch dabei: der irische Mime Gabriel Byrne.
Starke deutsche Präsenz
Im Wettbewerb und in den anderen Berlinale-Reihen sind so viele prominente deutsche Regisseurinnen und Regisseure dabei wie lange nicht mehr. Festivalchef Dieter Kosslick gelang es mit Wim Wenders (Bild), Werner Herzog und Margarethe von Trotta drei Schwergewichte des deutschen Kinos nach Berlin zu locken. Auch die jüngere Generation ist dabei, unter anderem Andreas Dresen und Oliver Hirschbiegel.
Globalisierte Filmwelt
Regie-Globetrotter Werner Herzog zeigt seinen neuesten Film "Queen of the Desert". Herzog, der in den letzten Jahren vornehmlich in den USA drehte, steht damit auch für einen Trend des Weltkinos: die zunehmende Globalisierung. Der Film des bayerischen Regisseurs ist eine US-Produktion mit internationaler Starbesetzung: Nicole Kidman, James Franco, Damian Lewis und Robert Pattinson sind dabei.
Star-Regisseur aus Hollywood
Mit US-Regisseur Terrence Malick kommt auch einer der großen amerikanischen Regisseure nach Berlin. Er beteiligt sich mit "Knight of Cups" am Wettbewerb um den Goldenen Bären. Darin spielt Christian Bale einen Mann auf der Suche nach dem Sinn des Lebens - zwischen Luxus, Sex und Ausschweifungen geht er seinen Weg. An seiner Seite: Cate Blanchett und Natalie Portman.
Kontrastprogramm aus Iran
Mit wenig weit weniger Geld muss der iranische Regisseur Jafar Panahi auskommen. Sein Film "Taxi" entstand unter schwierigen Bedingungen. Panahi darf wegen seiner kritischen Haltung gegenüber der Regierung in Teheran eigentlich nicht arbeiten. Die Strafe wird von den Behörden aber nicht konsequent umgesetzt. Iranische Medien kritisierten aber bereits, dass "Taxi" bei der Berlinale läuft.
Märchenstunde aus Hollywood
Musik, Stars und viele Schauwerte verspricht die pompöse Märchenverfilmung "Cinderella" des Briten Kenneth Branagh. Der Regisseur inszenierte für den Walt Disney-Konzern eine poppig bunte Version des Märchens vom Aschenputtel. Ein internationales Starensemble dürfte für viel Aufruhr auf dem Roten Teppich am Potsdamer Platz sorgen. "Cinderella" bewirbt sich allerdings nicht um den Goldenen Bären.
Welt-Kino im Forum
Abseits des Wettbewerbs lenken zahlreiche Filmreihen das Augenmerk der Zuschauer auf das Kino aus aller Welt. So zeigt das das "Internationale Forum des jungen Films" 43 Filme. Mit Spannung erwartet: "Histoire de Judas" aus Frankreich, der in der algerischen Wüste spielt und sich mit den Ursprüngen des Christen- und Judentums auseinandersetzt. Einer der zahlreichen Filme zum Thema Religion.
Fassbinder im "Panorama"
Neben Wettbewerb und Forum ist das Panorama die umfassendste Berlinale-Reihe. Die hier gezeigten Filme sollen einen "Ausblick auf die Tendenzen des Arthouse-Kinos" widerspiegeln. Gezeigt wird auch die Dokumentation "Fassbinder lieben - ohne zu fordern" des dänischen Filmjournalisten Christian Braad Thomsen. Der war mit dem deutschen Regie-Exzentriker befreundet und hatte ihn mehrfach interviewt.
Farbenrausch in der Retrospektive
Die alljährliche filmhistorische Schau der Berlinale widmet sich 2015 dem Farbfilmverfahren "Technicolor". Das wurde in den 1930er Jahren in den USA entwickelt und bescherte der Filmgeschichte zahlreiche denkwürdige Klassiker. Technicolor-Farben zeichneten sich durch eine besonders intensive Strahlkraft aus. Das kam nicht zuletzt dem berühmten Film "Vom Winde verweht" zugute.
Glanzvolle Wiederaufführungen
Seit zwei Jahren werden unter dem Titel "Berlinale Classics" Filme gezeigt, die restauriert wurden. Vor allem die modernen Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung haben dazu geführt, dass solche Klassiker wieder gezeigt werden können. In festlichem Rahmen wird der deutsche Stummfilm "Varieté" aus dem Jahre 1925 mit der ungarischen Tänzerin und Schauspielerin Lya de Putti wiederaufgeführt.
Wim Wenders im Fokus
Wieder auf großer Leinwand und in voller Farbenpracht ist auch Nastassja Kinski in Wim Wenders "Paris, Texas" zu sehen. Für den deutschen Regisseur dürfte die 65. Berlinale zu einem ganz besonderen Festivaljahrgang werden. Er bekommt einen Ehrenbären verliehen, zehn seiner frühen Arbeiten werden in einer Hommage aufgeführt, und im Wettbewerb läuft sein neuestes Werk "Everything will be fine".
Fernsehen auf großer Leinwand
Dass TV-Serien Triumphe in Wohnzimmern rund um den Globus feiern, ist längst kein neuer Trend mehr. Nach anderen internationalen Festivals zeigt nun auch die Berlinale TV-Serien auf der Kinoleinwand. Aus deutscher Sicht interessant: die achtteilige Serie "Deutschland 83", die vom Fernsehsender RTL produziert wurde und eine deutsch-deutsche Geschichte aus eben jenem Jahr 1983 erzählt.
Startrampe für Hollywood
Die Filmfestspiele verbinden immer auch Kunst und Kommerz. Für besonders gelungene künstlerische Produktionen gibt es Preise, andere Filme schielen eher auf das große Geld. Die Verfilmung des Bestsellers "Fifty Shades of Grey" erlebt seine Deutschland-Premiere im Rahmen der Berliner Filmfestspiele, einen Tag später startet sie regulär in den Kinos. Für die Produzenten ist das eine gute Werbung.
Die Spannung steigt
Am Sonntag, dem 15. Februar, fällt am abschließenden Publikumstag der letzte Vorhang der 65. Berlinale. Bereits einen Tag zuvor werden der Goldene und die Silbernen Bären verliehen. 19 Filme dürfen sich Hoffnung machen. Wer am Ende gewinnt, darüber entscheidet die Jury unter Vorsitz des US-amerikanischen Regisseurs Darren Aronofsky. Mit dabei auch der Deutsche Schauspieler Daniel Brühl.