Auf Italienreise wie Goethe
Von 1786 bis 1788 erfüllte sich Goethe einen Lebenstraum und reiste nach Italien. Seine Notizen werden als "Italienische Reise" zum Bestseller. Bis heute pilgern Touristen auf seiner Route durch Italien.
Brenner
Am Anfang sind die Alpen. Das gilt für jeden Nordeuropäer, der nach Italien will. Vier große Übergänge führen über das Gebirgsmassiv hinweg. Goethe wählte den Brenner-Pass. Mit der Postkutsche reiste er via München und Innsbruck seinem Sehnsuchtsland entgegen. Zwei Tage brauchte er. Von München zum Brenner sind es heute nur zweieinhalb Stunden. Ohne Stau versteht sich.
Gardasee
Gleich hinter den Alpen und schon in einer anderen Welt. Der Gardasee ist für Nordeuropäer der Inbegriff des Südens. Tiefblaues Wasser umgeben von Bergen, mildes Klima, pittoreske Städtchen, üppige Vegetation, gutes Essen. Besonders bei Deutschen ist der Gardasee beliebt. Goethe erlebte hier neben aller Faszination ein unfreiwilliges Abenteuer: Er wurde fälschlicherweise als Spion verhaftet.
Malcesine
Zu Goethes Zeiten waren die Orte am Seeufer nur mit dem Boot oder über abenteuerliche Pfade zu erreichen. Auch Malcesine. Heute ist es das touristische Zentrum des Gardasees. Goethe begegnet man auf Schritt und Tritt. Ein Denkmal, viele Gedenktafeln und ein Museum erinnern an den Besuch des Dichters. Auch das Hotel San Marco schmückt sich mit einer Marmortafel. Dort hat er übernachtet.
Verona
Goethe ist Bildungsreisender. Der Besuch des Amphitheaters von Verona wird zu seiner ersten Begegnung mit einem Monument der Antike. Goethe staunte, wie gut es erhalten war. Und das ist es immer noch. Die Arena von Verona bietet 22.000 Zuschauern Platz. In den Sommermonaten finden hier die berühmten Opernfestspiele statt.
Venedig
In Venedig bleibt Goethe zwei Wochen. Als Kind hatte er mit einer Gondel gespielt, die sein Vater von einer Reise mitgebracht hatte. Nun durchstreift er selbst auf Gondeln die Lagunenstadt und kann sich nicht satt sehen. Venedig gehört heute zu jenen Städten, die an der Liebe ihrer Besucher fast ersticken. In der Hochsaison kommen 130.000 Touristen auf etwa 55.000 Einwohner.
Rom
Am 1. November 1786 kommt Goethe in Rom an und schreibt: "Ich bin endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt!" Er wird vier Monate bleiben, mit einem Maler zusammenziehen, viel feiern, viel schreiben, erotische Abenteuer erleben und seine Sehnsucht nach der Antike stillen. Die Faszination der "Ewigen Stadt" lockt heute viele Millionen Touristen jährlich nach Rom.
Neapel
In Neapel räumt Goethe mit dem in Deutschland verbreiteten Gerücht auf, die Italiener seien Müßiggänger. Die Neapolitaner lieben ihn dafür. Er schwärmt von den Farben der Stadt, dem Essen, den Gerüchen. Heute stinkt Neapel gelegentlich zum Himmel: Die Stadt hat ein ungelöstes Müll-Problem. Und sie ächzt unter ihren mafiösen Strukturen.
Vesuv
Die Einheimischen nennen ihn den "Bucklingen". Der Vesuv über dem Golf von Neapel ist einer der bekanntesten aktiven Vulkane der Welt. 79 n. Chr. begruben Asche und Lava des Vesuv die Stadt Pompeji unter sich. Goethe zog dieser Vulkan magisch an. Er war gleich mehrmals oben. Heute werden Touristen mit Bussen zum Krater gebracht.
Sizilien
Die Liste der Orte, die Goethe auf Sizilien besucht hat, ist lang. Besonders begeistert ihn die Vielfalt der Vegetation. Heute weiß man, dass auf Italiens größter Mittelmeerinsel über 3000 Pflanzenarten wachsen. Und immer wieder überwältigen Goethe die Ausblicke. Der Monte Pellegrino ist für ihn das "schönste Vorgebirge der Welt".
Taormina
Goethe gilt als einer der ersten Touristen Taorminas an der Ostküste Siziliens. Heute ist er der berühmteste Urlaubsort auf Sizilien. Goethe besuchte das antike Teatro Greco mit Blick auf den Vulkan Ätna. Wie hier Naturkulisse und Architektur verschmelzen, berührte ihn zutiefst. Heute erleben Besucher hier Konzerte und Opernabende - und geraten dabei ins Schwärmen wie einst Goethe.
Dolce Vita
Auf vieles war Goethe vorbereitet, auf eines nicht - das italienische Lebensgefühl. Die Lässigkeit der Italiener, ihr Optimismus, ihre Sinnlichkeit. "La dolce Vita", das süße Leben wird seine eigentliche Entdeckung. Er findet die Worte, die Italiener verehren ihn dafür. In Deutschland entfacht er mit seinem Reisebericht eine Italiensehnsucht, die bis heute anhält.