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Politik

Auch London setzt jetzt auf Ausgangssperren

24. März 2020

Lange hat er gezögert, nun fährt Premier Johnson einen harten Kurs. Das öffentliche Leben in Großbritannien wird massiv eingeschränkt, ähnlich wie in Deutschland. Dort befürworten die meisten die Maßnahmen der Regierung.

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Großbritannien London | Coronavirus | Boris Johnson, Premierminister
"Bleiben sie zuhause" schärfte der britische Premier Johnson seinen Landsleuten einBild: picture-alliance/empics

Die britische Regierung hat im Kampf gegen das Coronavirus weitreichende Ausgangsbeschränkungen beschlossen. Das verkündete Premierminister Boris Johnson in einer im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation.

"Zuhause bleiben"

Johnson wies seine Landsleute an, das Haus nur noch so wenig wie möglich zu verlassen. "Von heute Abend an muss ich dem britischen Volk eine einfache Anordnung geben: Sie müssen zuhause bleiben", sagte Johnson am späten Montagabend. Alle Läden, mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften und Apotheken, werden mit sofortiger Wirkung geschlossen.

Sportliche Aktivitäten sind nur noch einmal am Tag und allenfalls gemeinsam mit Mitgliedern desselben Haushalts erlaubt. Ansonsten dürfe das Haus nur noch für den Einkauf wesentlicher Dinge wie Lebensmittel und Medikamente und für den Weg zur Arbeit verlassen werden, sagte Johnson. Versammlungen von mehr als zwei Personen seien nicht mehr zulässig und würden von der Polizei aufgelöst.

Volle U-Bahnen in London  

Noch am Wochenende hatten unzählige Briten das schöne Wetter für Ausflüge in städtische Parks und Erholungsgebiete genutzt - zu viele, um den notwendigen Abstand einhalten zu können. Die BBC zeigte Bilder von überfüllten U-Bahnen in London. Die Zahl der Toten durch die vom Coronavirus hervorgerufene Lungenkrankheit Covid-19 in Großbritannien stieg unterdessen auf 335.

Kritiker der Regierung in London hatten schon seit langem schärfere Maßnahmen gefordert, um den Ausbruch einzudämmen. Sie fürchten, Großbritannien könnte noch härter getroffen werden als Italien, sollte der chronisch unterfinanzierte Nationale Gesundheitsdienst NHS unter der Last der Epidemie zusammenbrechen.

UN-Appell: Stoppt die Kriege

UN-Generalsekretär António Guterres forderte angesichts der Corona-Pandemie einen weltweiten Stopp aller Kampfhandlungen. "Beendet die Seuche namens Krieg und bekämpft die Krankheit, die unsere Welt verwüstet", sagte Guterres in New York. Überall müssten Konfliktparteien ihre Feindseligkeiten einstellen und ihr Misstrauen voreinander überwinden. "Bringt die Waffen zum Schweigen, stoppt die Artillerie, beendet die Luftangriffe."

43. UN-Menschenrechtsrat | Antonio Guterres
Wir müssen das Corona-Virus bekämpfen und nicht andere Menschen, mahnt UN-Generalsekretär GuterresBild: picture-alliance/KEYSTONE/S. Di Nolfi

Die UN-Vermittler für die Konflikte würden sich mit den Gegenspielern in den Krisenländern der Welt in Verbindung setzen, um Feuerpausen auszuhandeln, versprach der UN-Chef. Guterres sagte, er habe auch eine Botschaft an die Anführer der Industrienationen der G20 geschrieben. Wenn die Kriege auf der Welt, die viele Kapazitäten in den einzelnen Ländern binden würden, nicht aufhörten, könne sich das nur negativ auf die Verbreitung des Virus auswirken.

Das Virus breitet sich immer schneller aus

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschleunigt sich die Ausbreitung des Coronavirus, das nach offiziellen Statistiken inzwischen weltweit mehr als 300.000 Menschen infiziert hat. Vom ersten bekannten Fall bis zu 100.000 Fällen habe es 67 Tage gedauert, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Bis zum Stand von 200.000 Fällen seien elf Tage und bis zum Stand von 300.000 Fällen gerade einmal vier Tage vergangen. Der WHO-Chef fordert neben Ausgangsbeschränkungen verstärkt Tests, die Isolierung von Kranken und die Identifizierung von Kontaktpersonen.

Fast alle Deutschen sind einverstanden

In Deutschland stoßen die von Bund und Ländern am Sonntag vereinbarten verschärften Ausgangsbeschränkungen wegen des Coronavirus bei einer großen Mehrheit der Deutschen einer Umfrage zufolge auf Zustimmung. 95 Prozent der Deutschen befürworten nach einer am Montag veröffentlichten Blitz-Umfrage von infratest dimap für den ARD-"Deutschlandtrend", dass man sich in den kommenden zwei Wochen nur noch in der eigenen häuslichen Gemeinschaft oder mit einer weiteren Person treffen darf. Nur drei Prozent lehnen diese Maßnahme ab.

Dennoch sorgen sich 55 Prozent vor einer Ansteckung mit dem Virus. Vor einer Woche waren es noch 48 Prozent, Anfang März 23 Prozent. 75 Prozent der Befragten vertrauen darauf, dass das deutsche Gesundheitssystem die Corona-Pandemie bewältigen kann. Bei 19 Prozent ist das Vertrauen weniger groß, bei vier Prozent nur klein. Die Zufriedenheit in das Krisenmanagement der Bundesregierung insgesamt ist mit 75 Prozent der rund 1000 Befragten hoch. 18 Prozent sind weniger und fünf Prozent gar nicht zufrieden.

Die Deutsche Welle startet in dieser Woche gleich mehrere neue Social-Media-Angebote. Ziel ist es, in der Corona-Krise die User noch umfassender und detaillierter zu informieren.

haz/an (dpa, afp, rtr, ap)