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Musik

Alles Clara beim Schumannfest

Rick Fulker
1. Juni 2019

Ehefrau, Mutter von acht Kindern, Pianistin, musikalische Beraterin, Konzertmanagerin, Komponistin: Das Bonner Schumannfest hat Clara Schumann im Blick - aber auch weitere, selten gehörte Komponistinnen.

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Illustration der Pianistin und Komponistin Clara Schumann.
Bild: Schuhmannfest

"Wie gern möchte ich komponieren, doch hier kann ich durchaus nicht. Ich tröste mich immer damit, dass ich ja ein Frauenzimmer bin, und die sind nicht zum Komponieren geboren."

Diese Zeilen schrieb eine Frau, die bereits mehrere Kompositionen vollendet hatte, etwa ein Klavierkonzert im Alter von 15 Jahren sowie Klavierwerke, Lieder und Kammermusik. Bis 1856 entstanden rund zwei Dutzend Werke aus der Feder von Clara Wieck-Schumann, dem Todesjahr ihres Mannes Robert. Er verstarb in einer Klinik für geistig Kranke in Bonn-Endenich.

Danach komponierte Clara Schumann nie wieder - aber auch während der Ehe hatte Robert Schumann ihr das Komponieren zeitweise untersagt.

Clara im Jubiläumsjahr

Clara Wieck-Schumann, am 13. September 1819 in Leipzig geboren, wird mancherorts im 200. Jahr nach ihrer Geburt gefeiert, gespielt, gedacht. Da es erst seit wenigen Jahren eine Clara Schumann-Forschung gibt, sind manche Aspekte dieser interessanten Figur der Musikgeschichte noch zu entdecken.

Als berühmteste Pianistin des 19. Jahrhunderts prägte Clara Schumann das Musikleben, warum jedoch nicht als Komponistin? "Man muss sehen, dass sie nur in jungen Jahren komponiert hat", sagt Markus Schuck, Leiter des Bonner Schumannfests. "Ein Alterswerk gibt es in dem Sinne nicht von ihr. Es hängt aber auch mit der Frage zusammen: Welche Rolle kam der Frau damals zu?"

Markus Schuck, Leiter des Bonner Schumannfests
Markus SchuckBild: Schumannfest

Komponistinnen und Interpretinnen im Rampenlicht

Das Bonner Schumannfest, das am 1. Juni mit einem Liederabend beginnt und am 16. Juni mit einem Gesangswettbewerb für Kinder zu Ende geht, stellt in jeder der 16 Veranstaltungen eine Komponistin vor. Im Mittelpunkt steht Clara Schumann, die beim Fest etwa im biografischen Film "Träumerei" aus dem Jahr 1944 erfahrbar wird, aber auch in einem von Schülern des Bonner Clara-Schumann-Gymnasiums kreierten und aufgeführten Musical namens "Clara".

Denselben Titel trägt auch ein Theaterstück des in Bonn beheimateten "fringe ensemble", das fürs Schumannfest entstand (Regie und Text: Marlin de Haan). 

Lettische Pianistin und Komponistin Aurelia Shimkus am Klavier sitzend.
Preisgekrönt: die Komponistin und Pianistin Aurelia ShimkusBild: Kristine Krauze Slucka

Im Mittelpunkt stehen jedoch die Konzerte. "Wir haben sogar eine Pianistin, die selbst auch Komponistin ist, und die in einer vergleichbaren Phase steckt wie Clara zu Lebzeiten", erklärt Markus Schuck: Die erst 22-jährige lettische Pianistin und Komponistin und ECHO Klassik-Preisträgerin Aurelia Shimkus wird ihre eigene Musik vortragen sowie Werke von Bach, Schumann und der russischen zeitgenössischen Tonsetzerin Sofia Gubaidulina.

Unter dem Motto "Wort und Musik" gehen die Nachwuchsgeigerin Liv Migdal und ihre Schwester, die Schauspielerin Nadia Migdal, der Frage nach: "Warum sind die Schöpfungen von Komponistinnen nur selten präsent in den Konzertprogrammen?" Zusammen mit dem Pianisten und Lyriker Daniel Gerzenberg beschäftigen sie sich mit den Gedanken und Klangwelten von Dichterinnen und Komponistinnen.

Konzerte werden aufgezeichnet

Neben Aurelia Shimkus geben auch die deutsche Pianistin Katharina Treutler und die deutsch-griechische Pianistin Danae Dörken Klavierabende mit Werken von Robert und Clara Schumann. Dörkens Konzert - wie auch das Eröffnungskonzert mit dem Liedersänger Arttu Kataja und Klavierbegleiterin Paulina Tukiainen - wird von der Deutschen Welle aufgenommen und zeitversetzt in der Klassik-Sendung Concert Hour ausgestrahlt.

Die Pianistin Danae Dörken beim Muszieren.
Danae Dörken spielt am 15. Juni Werke von Robert und Clara Schumann, aber auch von Mendelssohn und ChopinBild: ARD/WDR

Schirmherr des Bonner Schumannfests in diesem Jahr ist der DW-Intendant Peter Limbourg. "Die Unterstützung durch die DW gibt uns nochmal einen Schub nach vorne und verhilft uns, dass Robert Schumann auch in anderen Ländern gehört wird, aber auch jetzt, in diesem Jahr, die Kompositionen von Clara Schumann", sagt Markus Schuck. "Schumann hat Künstler entdeckt. Das gilt auch für die Deutsche Welle, die die Entwicklung des kulturellen Lebens weltweit betrachtet."

Zusammen mit einem kleinen Team gestaltet Schuck das Bonner Schumannfest ehrenamtlich, und das Fest erhält nur geringe finanzielle Förderung von der Stadt. "Wir kommen wirklich zur Zeit an unsere Grenzen. Wir bräuchten einen organisatorischen Bereich mit eben doch bezahltem Personal, um hier die Festivalstruktur auf Dauer halten zu können. Aber das Andenken an Robert und Clara Schumann motiviert uns so sehr, dass wir es doch noch möglich machen."

Das Bonner Schumannfest steht unter dem Motto "Geliebte Clara" und geht vom 1. bis zum 16 Juni. Hier geht's zum Programm.