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200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten

5. Februar 2016

Die Zahlen drücken aus, dass ein grausames Ritual in vielen Ländern Afrikas und Asiens Normalität ist. Und selbst außerhalb ihrer Herkunftsländer bleiben viele dieser Praxis treu.

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Knie und Hand einer Frau, die aufgehört hat, Mädchen zu beschneiden. Sie hält ein typisches Beschneidungsmesser in der Hand (Foto: EPA)
Eine Frau, die aufgehört hat, Mädchen zu beschneidenBild: picture-alliance/dpa/Unicef/Holt

Bisher gingen die Vereinten Nationen davon aus, dass 140 Millionen Mädchen und Frauen weltweit beschnitten sind. Doch diese Schätzung aus dem Jahr 2014 bezog unter anderem Indonesien nicht mit ein. 50 Prozent der Betroffenen kommen aus Indonesien sowie aus Ägypten und Äthiopien. Insgesamt würden in 30 afrikanischen Ländern Frauen- und Mädchen Beschneidungen durchgeführt, so die Vereinten Nationen (UN).

"Nie zuvor war es so dringlich, diese Praxis zu beenden", sagte UN-Generalsekräter Ban Ki Moon in New York. Am Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung am 6. Februar erinnern die Vereinten Nationen und andere Organisationen an die Opfer dieser Verletzung der Menschenrechte.

Vier Typen von Genitalverstümmelung

Weibliche Beschneidungen werden meist aus religiösen oder kulturellen Gründen durchgeführt. Betroffen sind vor allem Mädchen in meist muslimischen Ländern West- und Nordostafrikas, wo die Beschneidung sie auf ihre Rolle als Frau und Mutter vorbereiten soll. Dabei erwähnt der Koran - ebensowenig wie die Bibel - die Beschneidung von Frauen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet vier Typen von Genitalverstümmelung. Sie gehen von der Verletzung der Klitoris-Vorhaut bis zur Entfernung der Klitoris, der inneren Schamlippen sowie der Innenseite der äußeren Schamlippen. Teilweise wird die Vagina danach bis auf eine kleine Öffnung für Urin und Blut zugenäht.

Ein Viertel stirbt

Bei der Beschneidung, die oftmals mit stumpfen, ungereinigten Messern oder anderem Werkzeug vorgenommen wird, kann es zu Schockzuständen, starken Blutungen und Infektionen kommen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben 25 Prozent der Mädchen und Frauen während des Eingriffs oder an seinen Folgen. Die Beschnittenen leiden teils lebenslang an den psychischen Folgen und chronischen Schmerzen, beispielsweise beim Wasserlassen oder während der Menstruation, oder werden unfruchtbar. Natürliche Geburten sind oft kaum möglich und lebensbedrohlich für Mutter und Kind.

Eine äthiopische Kampagne gegen weibliche Genitalverstümmelung zeigt eine Mutter neben ihrem Neugeborenen liegend (Foto: DW)
Beschnittene Frauen erleiden Höllenschmerzen unter der GeburtBild: DW/G. Tedla HG

Meist werden die Mädchen entweder kurz nach der Geburt oder im Kindesalter verstümmelt, je nach Tradition aber auch in der Pubertät, unmittelbar vor oder nach der Eheschließung oder nach der ersten Entbindung. Außerhalb Afrikas wird der Eingriff vor allem in arabischen Ländern wie Oman und dem Jemen praktiziert. In Europa und Nordamerika lassen Migranten aus den entsprechenden Ländern ihre Töchter beschneiden, häufig geschieht dies während eines Urlaubs in der Heimat.

In Deutschland sind schätzungsweise 30.000 Frauen und Mädchen verstümmelt. Das Internationale Katholische Missionswerk missio hat ein Ende der Verstümmelung von Mädchen gefordert. Die Beschneidung verletze das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, erklärte missio-Präsident Klaus Krämer zum internationalen Tag gegen Mädchenbeschneidung in Aachen.

nem/cr (dpa, rtr, ap, epd, KNA)