Zomtes Glück
30. Januar 2007Malsawndawnga aus dem Netzwerk M Plus (Menschen in Mizoram, die HIV-positiv sind) hat seine Diagnose vor fast acht Jahren bekommen. Doch ohne es zu wissen war er bereits 1995 positiv getestet worden. Er hatte damals nicht nachgefragt, doch als er vier Jahre später wegen einer Operation ins Krankenhaus musste, sagten ihm die Ärzte, dass er schon seit Jahren positiv sei. Für Zomte, wie ihn seine Freunde nennen, war die Diagnose ein Schock, auch wenn er wegen Drogenmissbrauch zu einer der absoluten Risikogruppen gehörte.
"Mein erster Gedanke war, ich möchte sterben", erzählt er. "Einmal bin ich vom Dach gesprungen, einmal habe ich versucht mich aufzuhängen. Doch meine Eltern haben mich gefunden und ins Krankenhaus gebracht, wo sie mich mit Sauerstoff wieder belebten. Dann habe ich versucht so viele Drogen zusammen zu kriegen, dass ich an einer Überdosis sterben konnte."
Positiver Umgang mit HIV
Nach den fehlgeschlagenen Selbstmordversuchen habe ihm ein Freund aus der Drogenszene heraus, geholfen erzählt Zomte heute. Der Freund habe ihm erzählt, dass viele ehemalige Freunde aus der Drogenszene ebenfalls mit HIV infiziert seien, dass es eine NGO gebe, die ihre Interessen wahrnehme, und wo sich HIV-Positive treffen und gegenseitig helfen. Aus den ersten Gesprächen sei ein Engagement entstanden, das ihm nicht nur geholfen habe selbst mit dem Virus zu leben, sondern ihn auch ermutigt habe, sich für andere zu engagieren.
"Ich war positiv und wurde auch positiv in meinem Umgang mit HIV", meint Zomte. "Ich bin ja selbst der beste Beweis, dass man mit HIV länger als fünf Jahre leben kann. Bei ihm seien es mittlerweile mehr als zehn Jahre.
HIV-Risiko für Kinder
Eine der positiven Veränderungen in Zomtes Leben ist seine Frau Irene, die ebenfalls HIV-positiv ist. Sie haben sich über M Plus kennen gelernt, durch die Arbeit in der NGO. Sie haben im November 2006 geheiratet, auch wenn manche darüber den Kopf geschüttelt haben. "Es gibt kein Grund, weshalb ich nicht heiraten sollte. Ich habe die gleichen Gefühle wie alle anderen auch", erklärt Zomte. Trotz ihrer Erkrankung haben die beiden in ihrer Ehe geschützten Geschlechtsverkehr. "Viele denken, dass man auf den Schutz beim Sex verzichten kann, weil ja beide schon HIV-positiv sind. Doch das stimmt nicht", warnt Zomte.
Für Irene und Zomte ist klar, dass sie keine Kinder in der Ehe haben werden. Sie haben beide Kinder aus früheren Ehen, und auch wenn es heute möglich ist, das Risiko der Übertragung von Mutter zu Kind mit Medikamenten erheblich zu reduzieren, möchten sie keine gemeinsamen Kinder in die Welt setzen. Da sie beide HIV-positiv sind, finden sie das Risiko, dass sie beide sterben könnten, bevor das Kind erwachsen ist, zu groß. Doch diese Frage, so betonen beide, muss jeder für sich entscheiden, auch unter Berücksichtigung der familiären Situation.
Gefahr durch Ko-Infektionen
Beide kommen bis heute ohne anti-retrovirale Medikamente aus, die häufig in Kombinationstherapien zur Behandlung der HIV-Infektion verschrieben werden. Sie lassen sich regelmäßig untersuchen, um den richtigen Zeitpunkt einer ARV-Behandlung nicht zu verpassen und informieren sich über die Medikamente, die eines Tages vielleicht doch nötig werden. Sie kennen das Risiko der Ko-Infektion mit anderen Krankheiten, wie zum Beispiel Hepatitis, die eine Behandlung mit anti-retroviralen Medikamenten unmöglich macht, weil eine geschwächte Leber anti-retrovirale Medikamente nicht verträgt. Und sie wissen, dass es bis heute keine Heilung gibt, und dass sie mit dem Virus leben müssen, wie Millionen andere auch. Sie versuchen, so gesund wie möglich zu leben.
"Es gibt eine Zukunft für alle. Und HIV-positiv leben kann wirklich positiv sein: positiv denken, positiv leben", meint Zomte. "Ich wünsche mir, dass jeder, der mit HIV leben muss, Glück in seinem Alltag finden mag, denn auch das wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus."