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Politik

Wieder irrt ein Flüchtlingsschiff umher

3. August 2018

An Bord der "Open Arms" sind 87 Migranten. Sie hatten zuvor 50 Stunden auf einem Schlauchboot ausgeharrt. Italien hat dem Schiff bereits ein Anlegen verweigert, möglicherweise können die Menschen auf Spanien hoffen.

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Spanische NGO, Open arms
Bild: picture-alliance/O.Calvo

Das Schiff der Organisation Proactiva Open Arms ist weiter auf der Suche nach einem Hafen für die 87 Flüchtlinge, die es zwei Tage zuvor vor der libyschen Küste gerettet hatte, wie die spanische Organisation über Twitter mitteilte. Fast alle Flüchtlinge an Bord der "Open Arms" kommen nach Angaben der Nichtregierungsorganisation aus dem Sudan, darunter viele aus der Krisenprovinz Darfur. Die Flüchtlinge hätten vor ihrer Rettung 50 Stunden ohne Trinkwasser auf einem Schlauchboot verbracht. Viele von ihnen hätten zudem durch den Kontakt mit einem Gemisch aus Salzwasser und Treibstoff Verbrennungen erlitten.

"Inzwischen sehen wir so langsam die ersten wieder lächeln, auch wenn die Angst und Ungewissheit noch immer in ihren Gesichtern zu sehen sind", schreibt die Hilfsorganisation auf Twitter. Sie sei froh, den Menschen "nach der Verfolgung in ihrem Land, der Folter in Libyen und der langen Reise ein bisschen Menschlichkeit" zeigen zu können. In zwei ähnlichen Fällen hatte das Schiff die geretteten Flüchtlinge nach Spanien gebracht, das mittlerweile Italien als Hauptankunftsland für Migranten in der EU abgelöst hat.

Nach Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres bereits mehr als 23.000 Menschen über das Mittelmeer nach Spanien - und damit etwa drei Mal so viele wie im gleichen Zeitraum 2017. Damit übertrifft die Zahl mittlerweile diejenigen in Italien und Griechenland.

Spanien verhandelt mit Marokko und Algerien 

Angesichts der stark steigenden Migrantenzahlen an der spanischen Mittelmeerküste gewährte die EU-Kommission der Regierung in Madrid neue Finanzhilfen. Um zusätzliche Sicherheitskräfte in den Süden des Landes schicken zu können, stünden nun weitere drei Millionen Euro zur Verfügung, sagte eine Sprecherin in Brüssel. Seit Juli seien damit bereits 32 Millionen Euro an Nothilfen bewilligt worden. Das Geld werde zusätzlich zu den 691,7 Millionen Euro gezahlt, die Spanien ohnehin aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) sowie aus dem Fonds für innere Sicherheit (ISF) erhalte.

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez (Foto: Getty Images/P.-P.Marcou)
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez: "Dialog mit Herkunfts- und Transitländern ist sehr wichtig" Bild: Getty Images/P.-P.Marcou

Spanien will dem anhaltenden Flüchtlingszustrom an seine Küsten durch die Einrichtung einer operativen Kommandozentrale begegnen. Die Einsätze der staatlichen Sicherheitskräfte in der Straße von Gibraltar und an den südlichen Grenzen des Landes sollten durch die neue Behörde zentral koordiniert werden, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez in Madrid. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Sánchez fügte hinzu, seine Regierung sei auch in Verhandlungen mit Ländern wie Marokko und Algerien, wo Schlepperbanden operieren, die die Migranten in kleinen Booten auf das Meer schicken. Dialog und Kooperation sowohl mit den Herkunfts- als auch mit den Transitländern seien sehr wichtig, sagte der sozialistische Politiker.

Zahl der Asylanträge in Deutschland gestiegen

In Deutschland stieg die Zahl der Asylanträge in den vergangenen Monaten wieder an. Im Juli wurden 15.199 Anträge gestellt - 14,7 Prozent mehr als im Vormonat. Wie das Bundesinnenministerium in Berlin weiter mitteilte, entspricht dies zugleich 9,8 Prozent weniger förmlichen Anträgen als im Juli 2017. Die meisten Bewerber kommen weiterhin aus Syrien. Mit deutlichem Abstand liegt der Irak auf dem zweiten Platz, gefolgt von der Türkei.

Von Januar bis Juli wurden laut dem Ministerium insgesamt gut 110.000 Asylanträge gestellt - fast 20.000 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Juli hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) über die Anträge von 13.744 Personen entschieden. Abgelehnt wurden danach rund 4400 Personen, anderweitig erledigt wurden die Anträge von 5338 Personen - etwa wegen Rücknahme des Asylantrages. Die Zahl der nicht entschiedenen Anträge lag Ende Juli bei gut 57.000.

sti/uh (afp, dpa, rtr, epd)