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Wie gefährlich ist Ammoniak? 

21. März 2022

Kurzzeitig trat aus einem Chemiewerk im Nordosten der Ukraine giftiges Ammoniak aus. Ammoniak wird vor allem als Düngemittel eingesetzt. Sein unangenehmer Geruch warnt vor Vergiftungen.

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Rettungskräften bei einem Ammoniakunfall in einer Koblenzer Brauerei
Bei Ammoniakunfällen wie hier in Deutschland sollten die Rettungskräfte besondere Schutzkleidung tragenBild: Thomas Frey/dpa/picture alliance

Der ukrainische Zivilschutz hat schnell und richtig reagiert: Nachdem durch einen Angriff in einem Chemiewerk der Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine hochgiftiges Ammoniak ausgetreten war, wurden alle Anwohner im Umkreis von fünf Kilometern um die Düngemittelanlage aufgerufen, vorsichtshalber Keller oder Wohnungen im Erdgeschoss aufzusuchen.

Die Anwohner sollten Schutz also möglichst in tief liegenden Bereichen suchen, denn das stinkende, giftige Gas ist leichter als Luft und sammelt sich eher in höheren Schichten an. Inzwischen konnte das Leck zum Glück wieder abgedichtet werden.

Was ist Ammoniak?

Ammoniak ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff und ist eine der meist produzierten Chemikalien überhaupt: Weltweit werden etwa 80 Prozent der jährlich produzierten 170 Millionen Tonnen Ammoniak als Grundchemikalie für synthetische Düngemittel (Stickstoffdünger) verwendet.

Natürlich kommt Ammoniak auch in der Ukraine als "Kornkammer Europas" in sehr großem Maßstab zum Einsatz, denn die besonders nährstoffreichen und dadurch extrem fruchtbaren Schwarzerde-Böden in der Ukraine ermöglichen sehr hohe Getreideernten.

Daneben wird Ammoniak unter anderem auch in der Abgasreinigung und als Kältemittel und zukünftig eventuell auch als Wasserstoffspeicher und Kraftstoff verwendet.

 Einsatz von Ammoniak in der Landwirtschaft
Ammoniak wird vor allem für synthetische Düngemittel (Stickstoffdünger) verwendet Bild: Stacey Wescott/Chicago Tribune/TNS/ABACA/picture alliance

Wie gefährlich ist Ammoniak?

Zum Glück bemerkt man schon kleine Mengen des Ammoniakgases in der Atemluft an seinem unangenehmen Geruch. Deshalb kommt es selten zu Vergiftungen.

Manche kennen den stechenden Geruch von Ammoniak vielleicht aus Ställen oder von frisch mit Gülle gedüngten Feldern.

Selbst Rettungssanitäter machen sich den Gestank zunutze: Wenn eine Person ohnmächtig ist, halten ihr die Sanitäter ein Riechstäbchen mit verdünnter Ammoniak-Lösung unter die Nase. Von dem stechenden Geruch wachen Ohnmächtige meistens sofort auf.

Wenn man allerdings tatsächlich zu viel Ammoniakgas einatmet, kann es zu einer Ammoniakvergiftung kommen. Augen, Nase und Rachen brennen, man muss niesen und husten, die Augen tränen, man bekommt Kopfschmerzen. Bei einer sehr hohen Konzentration gerät man in Atemnot und die Brust schmerzt. Dann hilft vor allem viel frische Luft und das Einatmen von Wasserdampf.

Wie entsteht Ammoniak?

Die natürlichen Vorkommen von Ammoniak sind auf der Erde sehr begrenzt. Als freies Gas entsteht es beispielsweise bei der Zersetzung von abgestorbenen Pflanzen und tierischen Exkrementen.

Ammoniakgas kommt aber auch im menschlichen Köper vor, es spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung und dem Abbau von Aminosäuren. Es wird über das Blut zur Leber transportiert. Damit die Konzentration des Gases in der Leber nicht zu hoch wird, baut sich Ammoniakgas über den Harnstoffzyklus ab. Man bemerkt es, wenn der Urin stark riecht.

Für die landwirtschaftliche Nutzung wurde Ammoniakgas früher durch das Erhitzen von Kalk und der Ammoniakverbindung Salmiak hergestellt. Später konnte Ammoniak industriell durch die Synthese von Stickstoff und Wasserstoff mit dem Haber-Bosch-Verfahren gewonnen werden. Hierbei reagieren die beiden Gase bei sehr hohem Druck und einer Temperatur von etwa 450 °C an einem Eisenkatalysator.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund