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"Wege übers Land"

Klaudia Prevezanos10. Februar 2003

Wladimir Kaminer ist in Berlin (und darüber hinaus) bekannt wie ein bunter Hund. Mit DW-WORLD plaudert er über seine Stadt, über Geschichten aus dem Leben, über skurrile Orte und was er so vorhat in der nächsten Zeit.

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Will nicht in München leben: Der russische Autor Wladimir KaminerBild: DPA

Wladimir Kaminer wurde 1966 in Moskau geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Toningenieur für Theater und Rundfunk und studierte anschließend Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut.

Als er 1990 mit dem Zug in Berlin-Lichtenberg ankommt, bringt der 22-jährige Russe außer ein paar Mark und einigen Erwartungen nicht viel Gepäck mit. Seitdem hat er nicht nur alle möglichen Aushilfsjobs ausprobiert, sondern über seine deutsch-russischen Erlebnisse in Berlin Geschichten geschrieben. Seine Kolumnen in Tageszeitungen und Stadtmagazinen galten lange als Hauptstadttipp.

2000 erscheint sein erstes Buch: "Russendisko" ist nicht nur in Berlins Vorleseszene ein Erfolg. Mit dem Band "Schönhauser Allee" etabliert Kaminer sich endgültig im bundesdeutschen Literaturbetrieb. Weitere gedruckte Werke und Hörbücher mit Episoden aus dem Leben folgen. Heute schreibt der Ex-Moskauer für Zeitungen und Magazine, hat eine eigene Radiosendung, moderiert im ZDF-Morgenmagazin und legt weiterhin selbst die Musik auf bei den "Russendiskos" im Berliner "Kaffee Burger".

"Die Reise nach Trulala"

Auf der Vorlesebühne des Clubs hat er Ende August auch seinen neuesten Roman vorgestellt. "Die Reise nach Trulala" landet im September immerhin eine Woche lang unter den Top 20 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Enttäuscht ist Kaminer über das kurze Glück jedoch nicht und gibt sich selbstbewusst: "Auf dieser Liste stehe ich mit vielen meiner Titel. Nur den sichtbaren Teil, die ersten 20 Plätze, erreiche ich sonst nicht."

Im Interview mit DW-WORLD spricht er außerdem über seine Geschichten als Zukunftsforschung, Berlin und seine nächsten Pläne: Nach dem Trulala-Roman will er im kommenden Jahr als zweiten Teil einer Trilogie ein "Deutsches Dschungelbuch" herausgeben. Er erzählt darin von seinen Reisen durch die deutsche Provinz: "Ich versuche die These zu belegen, dass Deutschland alle fünf Kilometer ganz anders ist. Aber die Menschen an diesen Orten sind immer überzeugt, dass genau da, wo sie sind, das wahre Deutschland ist. Und ein paar Kilometer weiter schon alles falsch", sagt Kaminer. Der dritte Teil soll "Weltdschungelbuch" heißen und von seinen Auslandsreisen als Autor erzählen. Einen Termin kann er dafür aber noch nicht nennen.

Berlin ist wie New York

Stattdessen erzählt Kaminer, was er beispielsweise auf seiner Lesereise nach Wiesloch beobachtet hat: "Es gibt dort eine große SAP-Fabrik, wo die ganzen Software-Spezialisten arbeiten. Und eine der größten psychiatrischen Anstalten Deutschlands. Das gibt schon eine sehr skurrile Gemeinde."

Von seinem Wohnort Berlin, wo er seit nun zwölf Jahren lebt, ist er weiterhin begeistert: "Es ist etwas wie in New York", findet Kaminer und fragt: "Sagen Sie mir bitte, wo die jungen, kreativen Menschen sonst leben? Etwa in München?" Was der Autor sonst noch zu sagen hat über Deutsche, Russen und seine Einbürgerung können Sie im ganzen Interview von DW-WORLD lesen.