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Was genau sind Zombiefeuer?

29. Februar 2024

In Kanada kämpft die Feuerwehr mitten im Winter gegen mehr als 150 Brände in der Natur. Viele sind sogenannte Zombiefeuer, die seit 2023 brennen. Wie entstehen sie und was bedeuten die Winterfeuer für den Sommer?

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Ein Untergrund-Feuer, auch Zombifeuer genannt, lässt Rauchschwaden vor kahlen Lärchenstämmen in Kanada aufsteigen
Sogenannte Zombifeuer schwelen im Untergrund und können wieder große Waldbrände auslösenBild: Jason Franson/The Canadian Press via ZUMA Press/picture alliance

Nicht nur Tiere, auch Feuer können bei Kälte überwintern - sie können als Brandherde monatelang unter der Erde weiterschwelen. Solche Feuer werden auf Englisch Holdover oder Zombiefeuer genannt. Man erkennt sie nicht an Flammen, sondern an Rauchschwaden, die aus dem Boden dringen.

Wie und wo entstehen Zombiefeuer?

Zombiefeuer entstehen vor allem in den kühlen borealen Nadelwäldern auf der Nordhalbkugel. In Kanada, Alaska, Nordeuropa oder Sibirien ist dort der Boden mit einer dichten Schicht aus Nadeln und anderen Pflanzenresten bedeckt, die leicht entzündlich ist. 

Oft gibt es in diesen Regionen zusätzlich Torfböden. Torf ist eine Vorstufe von Kohle - und ebenso leicht entzündlich. Wenn solche borealen Wälder brennen, kann sich das Feuer darum besonders gut in den Boden fressen und dort lange weiterschwelen. Je trockener der Boden ist, desto besser glimmen die Schwelbrände.

Eine Schneeschicht löscht solche Bodenfeuer nicht. Und wenn viel Torf und andere Pflanzenreste im Boden vorhanden sind, können diese Brände den ganzen Winter tief unter der Erdoberfläche glimmen, ohne dass Wasser aus der Scheeschmelze sie löschen kann. Dann reicht im Frühjahr schon ein Windstoß, um die Feuer auch an der Oberfläche wieder richtig anzufachen.

Wie hängen Klimawandel und Zombiefeuer zusammen?

Waldbrände gehören in natürlichen Nadelwäldern zum ökologischen Kreislauf dazu. Durch die dicke Schicht aus Pflanzenresten kommen Pflanzensamen kaum an die Nährstoffe in der Erde heran. Erst Feuer setzt Mineralien frei und lässt die Samen auf der Asche leichter zur Erde durchdringen. So kann sich der Wald erneuern.

Doch wegen des vom Menschen verursachten Klimawandels gibt es immer mehr Trocken- und Hitzeperioden. So erwärmte sich etwa die Arktis in den vergangenen 43 Jahren rund viermal so schnell wie der Rest der Welt.

Hitze und Trockenheit führen nicht nur zu mehr Waldbränden im Frühling und Sommer - nach den Waldbränden schwelen auch immer mehr Zombiefeuer im Boden weiter.

Kleine Rauchschwaden steigen über einem waldigen Torfgebiet in Kanada auf
Kanada kämpft auch im Winter mit Untergrundfeuern, die sich, wie hier, vor allem in Torfböden einfressen und dort weiterschwelenBild: Jason Franson/The Canadian Press via ZUMA Press/picture alliance

Eine Studie von 2021 zeigte: In den vergangenen Jahrzehnten gab es in den borealen Wäldern Alaskas, der USA, und Kanadas immer dann im Winter mehr Zombiefeuer, wenn die Sommer zuvor besonders heiß waren. Anfang 2024 schwelten beispielsweise im Westen Kanadas zehn- bis zwölfmal mehr Zombiebrände als sonst. Im Sommer zuvor hatte Kanada die schlimmste Brandsaison seiner Geschichte erlebt. Mehr als 18 Millionen Hektar Wald und Grasland brannten, rund 200.000 Menschen wurden durch die Brände vertrieben.

Umgekehrt treiben auch die Zombiefeuer den Klimawandel an. Denn durch sie gelangen Treibhausgase wie etwa Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre - wie bei allen Verbrennungsprozessen.

Was bedeuten die Winterfeuer für den Frühling und Sommer?

Werden die Schwelbrände nicht durch tauenden Schnee gelöscht, erhöht sich die Waldbrandgefahr in den folgenden wärmeren Jahreszeiten deutlich. Zwar breiten sich die Zombiefeuer im dichten Untergrund nur langsam aus, weil ihnen dort Sauerstoff fehlt. Aber sobald sich im Frühling wieder trockene Blätter und Nadeln auf den Waldboden sammeln, reicht manchmal schon ein Windstoß, um erneut ein offenes Feuer anzufachen.

Das heißt: Dort wo Zombiefeuer im Boden überwintern, kann die Waldbrandsaison deutlich früher beginnen - schon im frühen Frühling statt erst im späten Sommer. Das gilt besonders, wenn das Frühjahr trocken ist: Liegt im Winter wenig Schnee, der im Frühling den Boden beim Schmelzen befeuchtet oder fällt wenig Regen im Frühjahr erhöht sich das Risiko von Bränden.

Solche Schwelbrände im Boden komplett zu stoppen, ist mühsam. Denn die Feuer breiten sich in stark verdichtetem Material aus. Da reicht auch Wasser zum Löschen nicht - es würde womöglich nicht an alle Stellen vordringen und Brandnester übriglassen, die sich erneut entzünden. Stattdessen muss die gesamte glimmende Bodenschicht abgetragen werden.

Redaktion: Anke Rasper

Nach dem Feuer. Wiederaufbau in Kanadas Waldbrandgebieten

DW-Redakteurin Jeannette Cwienk
Jeannette Cwienk Autorin und Redakteurin mit Fokus auf Klima- und Umweltthemen