1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Viele Migranten vor Griechenland ertrunken

14. Juni 2023

Vor der griechischen Halbinsel Peloponnes ist ein Fischerboot aus Libyen gesunken. Dabei kamen nach Angaben der griechischen Küstenwache mindestens 78 Menschen ums Leben.

https://p.dw.com/p/4SYn4
Griechenland, Kalamata | Rettungskräfte warten auf die Ankunft von Überlebenden
Rettungskräfte nehmen im Hafen von Kalamata Überlebende in EmpfangBild: AP/picture alliance

Griechenland: Flüchtlingsboot vor Küste gesunken

Wie die Behörden mitteilten, kenterte am frühen Mittwochmorgen ein Boot vermutlich "mit hunderten" Flüchtlingen und Migranten in internationalen Gewässern etwa 47 Seemeilen von der Küste der Halbinsel Peloponnes entfernt. 104 Menschen wurden gerettet. "Bereits seit Mittwochmorgen läuft vor Pylos eine umfangreiche Rettungsaktion, nachdem ein Fischerboot mit einer großen Zahl von Migranten an Bord gekentert ist", teilte die Küstenwache mit. Die Rettungsarbeiten seien durch starken Wind erschwert worden. Patrouillenboote der Küstenwache, die Luftwaffe, eine Fregatte der Marine sowie sechs Frachter und andere Schiffe in der Region waren im Einsatz.

Vier Menschen, die in Lebensgefahr schwebten, wurden demnach per Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert. Weitere Überlebende seien in die Stadt Kalamata gebracht worden. Fernsehbilder zeigten die Versorgung von Geretteten im Hafen von Kalamata.

Noch deutlich mehr Opfer?

"Wir befürchten eine sehr große Anzahl Vermisster", sagte ein Beamter der Migrationsbehörde AFP. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) erklärte auf Twitter, nach ersten Berichten könnten sich "bis zu 400 Menschen" an Bord befunden haben. Schon jetzt ist die Zahl der Todesopfer die seit vielen Jahren höchste bei einem Schiffsunglück vor Griechenland. Die griechische Staatspräsidentin Ekaterini Sakellaropoulou flog inzwischen auf die Halbinsel Peloponnes, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Griechenland, Kalamata | Rettungskräfte warten auf die Ankunft von Überlebenden
Mehrere Sanitätsfahrzeuge stehen in Kalamata bereitBild: EUROKINISSI/REUTERS

Schon am Dienstag hätten italienische Behörden die griechischen Nachbarn über ein voll besetztes Fischerboot im griechischen Such- und Rettungsbereich informiert, hieß es in einer Mitteilung der Küstenwache. Ein Frontex-Flugzeug habe das Boot daraufhin 47 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes lokalisiert. Niemand an Bord habe Rettungswesten getragen. Sowohl die Küstenwache Griechenlands als auch vorbeifahrende Frachter hätten den Passagieren per Funk wiederholt Hilfe angeboten, diese sei aber abgelehnt worden, hieß es.

In Libyen aufgebrochen

In den frühen Morgenstunden am Mittwoch sei das Boot erst gekentert und schließlich gesunken, hieß es. Nach Angaben Überlebender war es in Tobruk in Libyen in See gestochen und auf dem Weg nach Italien. Über die Nationalitäten der Menschen an Bord ist nichts bekannt.

Ebenfalls am Mittwoch war ein vom Kentern bedrohtes Segelboot vor der Insel Kreta mit rund 80 Migranten an Bord von der Küstenwache in einen sicheren Hafen gebracht worden, wie die griechische Hafenpolizei mitteilte. Im Mai war die griechische Regierung international in die Kritik geraten, nachdem auf Videoaufnahmen die gewaltsame Zurückweisung von Flüchtlingen auf dem Meer zu sehen war.

Griechenland: Wie NGOs unter Druck gesetzt werden

Griechenland ist eine der Hauptrouten für Flüchtlinge und Migranten aus dem Nahen Osten, Asien und Afrika in die EU. Die meisten setzen von der Türkei aus auf die griechischen Inseln über. Immer mehr Menschen nehmen aber auch die längere und gefährlichere Überfahrt von der Türkei über Griechenland nach Italien auf sich. Zumeist werden die Überfahrten von Schleppern organisiert, die sich dafür bezahlen lassen.

Angesichts des jüngsten Bootsunglücks mahnten die Vereinten Nationen einmal mehr die Sicherheit von Fluchtrouten an. "Dies ist ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit, dass die Mitgliedstaaten zusammenkommen und geordnete, sichere Wege für Menschen schaffen, die zur Flucht gezwungen sind", sagte Sprecher Stephane Dujarric in New York. In diesen Prozess müssten "Herkunftsländer, Transitländer und Bestimmungsländer" eingebunden sein. UN-Generalsekretär António Guterres sei entsetzt über die Berichte aus Griechenland gewesen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in diesem Jahr bereits rund 72.000 Flüchtlinge und Migranten in Italien, Spanien, Griechenland, Malta und Zypern angekommen. Mehr als 20.000 Menschen sind der Internationalen Organisation für Migration seit 2014 im zentralen Mittelmeer bei dem Versuch gestorben, in die Europäische Union zu gelangen, um sich dort ein besseres Leben aufzubauen.

kle/sti (afp, dpa, rtr)