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US-Firmen in Deutschland hoffen auf Biden

13. Oktober 2020

Politisch sind Deutschland und die USA gerade keine guten Freunde. Die wirtschaftlichen Beziehungen sind trotzdem stabil und für US-Unternehmen ist der Standort Deutschland in der Corona-Pandemie attraktiver als zuvor.

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Symbolbild Wirtschaftsbeziehungen Deutschland USA | Flaggen
Bild: Manngold/imago images

Die Spannung steigt: Anfang November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Kann sich Donald Trump behaupten, oder wird sein Herausforderer Joe Biden das Rennen gewinnen? Wie wird der Wahlausgang die deutsch-amerikanischen Beziehungen beeinflussen? "Ich möchte betonen, dass wir keine politische Organisation sind", sagt der Präsident der US-Handelskammer in Deutschland, Frank Sportolari. "Aber unsere Mitglieder sind der Überzeugung, dass es politisch und wirtschaftlich besser wäre, wenn die Demokraten gewinnen."

So jedenfalls geht es aus einer Umfrage hervor, die AmCham Germany unter den 50 umsatzstärksten US-Unternehmen in Deutschland durchgeführt hat. Ein Urteil, das man allerdings nicht überbewerten darf. Von einer demokratischen Regierung versprechen sich die Manager vor allem eine wieder deutlich engere politische Partnerschaft, die sich - so die Hoffnung - für die Wirtschaft auszahlen könnte.

Mehr Dialog, aber nicht weniger Streitthemen

"Wir haben viele Themen auf der transatlantischen Achse zu lösen", betont Sportolari. Probleme wie das US-Handelsbilanzdefizit - das Land kauft mehr Waren und Dienstleistungen als es selbst produziert - würden sich unter einem US-Präsidenten Joe Biden keineswegs automatisch in Luft auflösen. Im Biden-Lager gebe es "viele Leute, die protektionistisch denken", warnt er. "Aber wir hoffen, dass wir einen besseren Dialog bekommen und bessere Wege, um die Streitigkeiten zu lösen."

USA Manitowoc | demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden besucht Aluminiumfabrik
Von Joe Biden erhoffen sich die US-Unternehmen mehr GesprächsbereitschaftBild: Jim Watson/AFP

Grundsätzlich sei für die Geschäftsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA eigentlich zweitrangig, wer in Washington regiere. "Der Beliebtheitsgrad von Präsidenten ist nicht eins zu eins auf die Wirtschaftsbeziehungen zu übertragen." Von den US-Unternehmen seien viele schon lange in Deutschland aktiv. "Das sind mutige Leute, die lassen sich nicht von ihren Geschäften abbringen", urteilt Sportolari.

Amazon überholt Ford

Tatsächlich wuchs der Umsatz der 50 größten US-Firmen in Deutschland 2019 im Durchschnitt um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2018 lag das Plus allerdings noch bei 5,5 Prozent. Zu erklären ist das mit den Schwächen im Maschinenbau- und im Automobilsektor. Gewinner sind hingegen die Bereiche Dienstleistung und Handel, Informationstechnik und Telekommunikation.

Infografik Online-Handel in Deutschland DE
Der Online-Handel wächst und in der Pandemie verstärkt sich das

Auf der von AmCham Germany erstellten Liste der 50 umsatzstärksten US-Unternehmen in Deutschland übernimmt der Onlinehändler Amazon mit einem Umsatz von 19,85 Milliarden Euro in der Bundesrepublik erstmals die Führung. Der Automobilbauer Ford folgt mit 19,80 Milliarden Euro Umsatz und muss sich nach langen Jahren erstmals mit dem zweiten Platz begnügen.

McDonald's größterArbeitgeber

Auf Platz drei folgt ExxonMobil mit einem Umsatz von geschätzt 8,58 Milliarden Euro. Die Jet-Tankstellen lagen demnach auf Rang vier, der Landmaschinen-Hersteller John Deere landete auf Platz fünf. Der Gesamtumsatz der 50 wichtigsten US-Unternehmen in Deutschland belief sich laut AmCham im vergangenen Jahr auf rund 182 Milliarden Euro.

Die Liste der größten US-Arbeitgeber in Deutschland wird erneut von der Fastfood-Kette McDonald's mit etwa 61.000 Mitarbeitern angeführt. Auf Platz zwei sind die Ford-Werke mit 22.650 Mitarbeitern vertreten, auf Platz drei und vier Amazon und der Logistikdienstleister UPS mit etwa 20.000 Mitarbeitern, gefolgt von Manpower Deutschland und John Deere. Insgesamt ging die Zahl der Mitarbeiter leicht von 315.000 auf 306.000 zurück.

In der Krise zeigt Deutschland Stärke

In der Corona-Pandemie bewerten die US-Unternehmen den Standort Deutschland mit der Note 1,8 noch einmal deutlich besser als zuvor. Vor allem die Krisenbewältigung schlägt positiv zu Buche. Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld und der Rettungsschirm für Selbständige und Mittelständler werden besonders hervorgehoben. Der Wirtschaftsstandort Deutschland zeige auch in der Krise seine Stärke.

Koblenz Amazon-Logistikzentrum
Amazon-Logistik-Zentrum in KoblenzBild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Die Hälfte der Top-50-Unternehmen habe ihre Investitionen in Deutschland im Zuge der Covid-19-Pandemie konstant gehalten, 31 Prozent investierten sogar mehr als zuvor. Dazu passt, dass die US-Firmen erwarteten, dass sich die deutsche Wirtschaft 2021 deutlich erholen wird. 53 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Steigerung des Umsatzes und 41 Prozent eine Zunahme der Profitabilität in Deutschland. "Deutschland ist weiterhin ein sehr attraktiver Standort für amerikanische Firmen, die bauen ihre Geschäfte kontinuierlich aus", betont AmCham-Präsident Frank Sportolari.

Corona wird Spuren hinterlassen

Allerdings werde die Krise sich deutlich in den Bilanzen zeigen. 56 Prozent der Firmen verzeichnen 2020 einen Umsatzrückgang in Deutschland, 39 Prozent einen Rückgang der Profitabilität. Die US-Handelskammer in Deutschland geht davon aus, dass die systemische Krise im Maschinenbau- und Automobilsektor durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wird. IT- und Dienstleistungsbranchen würden hingegen profitieren.