Urlaub im All und auf Erden: Wir suchen das Weite
Einfach mal abhauen! Möglichst weit weg! Darum geht es beim Reisen, behauptet jetzt eine Ausstellung im Kupferstichkabinett Berlin. Und findet noch mehr Gründe, warum es uns in die Ferne zieht.
Das Zeitalter der Entdeckungen
Der Renaissance-Maler Albrecht Dürer war so etwas wie ein Sightseeing- Pionier, ihn hielt es kaum zuhause. 1494 reiste er erstmals nach Italien. Da die Hauptroute in den Alpen wohl wegen Hochwassers unpassierbar war, musste er den beschwerlichen Weg über das Val di Cembra in der italienischen Provinz Trentino nehmen. Dort entdeckte er die Burg Segonzano, die er als Aquarell festhielt.
Wandertourismus auf dem Dürer-Weg
Durch die Landschaft, die Dürer zu seinem Burg-Bild inspirierte, führt heute der Dürer-Weg. Er verbindet St. Florian in Südtirol mit Segonzano im Trentino. Auf dem 40 Kilometer langen Wanderweg geht es durch Wälder und Berge bis zu den turm- und kegelförmigen Erdpyramiden im Cembra-Tal. Dort liegt auch die Burg Segonzano - eine romantische Ruine, umgeben von Obstbäumen und Weinhängen.
Die Anfänge der Bildungsreise
In Künstlerkreisen war es seit dem Spätmittelalter üblich, antike Stätten in Italien zu besichtigen. Der Niederländer Marten van Heemskerck etwa unternahm von 1532 bis 1536/37 eine Reise nach Rom. In Skizzen, die in der Ausstellung zu sehen sind, hielt er die gerade aufgefundenen antiken Statuen und Tempel fest, aber auch den Neubau des Petersdoms.
"Grand Tour" nach Italien
Bis heute ist Italien eines der beliebtesten Reiseziele in Europa. Den Grundstein für den modernen Massentourismus legten im 17. Jahrhundert englische Adelige, die ihre Sprösslinge auf Bildungsreise nach Italien schickten. Dabei war ein Kanon von Sehenswürdigkeiten abzuarbeiten. Zu den Zielen der "Grand Tour" gehörten berühmte Städte wie Florenz und antike Monumente wie das Forum Romanum in Rom.
Der Traum vom Südsee-Paradies
Als der französische Maler Paul Gauguin 1891 zivilisationsmüde nach Tahiti reiste, traf er dort auf eine verarmte, durch Kolonialisierung gebrochene Bevölkerung. Der Traum vom Paradies war geplatzt. Seine Südsee-Bilder wie dieses mit schönen Frauen, die alte Götterstatuen anbeten, sind reine Fiktion. Dennoch prägt sein Werk seither die Vorstellungen von Südsee-Reisenden.
Auszeit in der Ferne
Dauerte vor 100 Jahren eine Reise mit dem Schiff nach Tahiti noch Monate, ist Französisch-Polynesien heute nur noch ein bis zwei Flugtage von Europa entfernt. Die Südsee ist trotz fragilen Ökosystems auch im 21. Jahrhundert unverändert ein Ort der Sehnsucht geblieben, der sich inzwischen pauschal buchen lässt. Fernreisen liegen auch 2016 weiter im Trend.
Der Weg ist das Ziel
Um das Weite zu suchen und sich selbst dabei nahe zu kommen, reicht manchmal auch schon ein Blick von oben auf die Welt - wie vom 3776 Meter hohen Mount Fuji, dem heiligen Berg Japans. Bereits 1901 hat sich der Grafiker Emil Orlik als zeichnender Beobachter unter die Scharen der Pilger gemischt, die dem Gipfel in der Morgenröte entgegen eilen. Das Pilgern gilt als eines der ältesten Reisemotive.
Dem Himmel so nah
Der Mount Fuji ist der höchste Berg Japans und wird seit Jahrhunderten als heilig verehrt. Heute ist eine Gipfeltour allerdings weniger spirituelles Erlebnis als vielmehr schweißtreibendes Massenereignis. Jeden Sommer wandern täglich bis zu 3000 Besucher auf das Plateau, um den Sonnenaufgang zu erleben. Seit 2013 gehört der Fuji zum UNESCO-Welterbe.
Reise ins Ungewisse
Eisgletscher oder gar ein anderer Planet? Mit immer schnelleren Gefährten in unendliche Weiten vordringen - ist das richtig? Man kann das Ausstellungsbild des Berliner Künstlers Kai Schiemenz mit den militärischen, kleinen Fliegern durchaus als Tourismuskritik lesen. Denn der Wunsch, immer neue Gebiete erobern zu wollen, ist so alt wie die Menschheit. Und auch im 21. Jahrhundert nicht aufzuhalten.
Tourist im Weltall
Einmal vom Weltraum auf unseren Planeten schauen ist ein Traum, der sich für Touristen erfüllen könnte. Die Raumfahrtfirma von Amazon-Gründer Jeff Bezos, Blue Origin, will ab 2018 mehrmals jährlich Touristen ins Weltall befördern. Konkurrent SpaceX hat mit dem Ticketverkauf für seine Weltall-Flüge sogar schon begonnen. Das Ende der Suche nach unendlichen Weiten wird aber auch das nicht sein.