1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tour de France vor dem Showdown

24. Juli 2019

Der Italiener Matteo Trentin triumphiert als Solist auf der 17. Etappe. Die Favoriten im Gesamtklassement schonen sich für den Showdown in den Alpen. Für Aufregung sorgt eine Rangelei zwischen Tony Martin und Luke Rowe.

https://p.dw.com/p/3Mg6v
Tour de France 2019 - Stage 17 - Pont Du Gard to Gap
Bild: picture-alliance/empics/P. Goding

Matteo Trentin konnte als Erster den Blick darauf werfen, was die Radprofis auf dieser Tour de France noch erwartet: Die Bergriesen der französischen Alpen türmen sich hinter Gap, dem Zielort der 17. Etappe auf. Dorthin schaffte es der 29 Jahre Italiener als Solist an der Spitze. Er hatte sich aus einer Ausreißergruppe abgesetzt und bejubelte seinen ersten Tour-Etappensieg. Zweiter wurde mit rund einer halben Minute Rückstand Kasper Asgreen aus Dänemark, gefolgt vom belgischen Olympiasieger Greg Van Avermaet. Die Führenden in der Gesamtwertung um den Träger des Gelben Trikots Julian Alaphilippe schonten sich und kamen mit zwanzig Minuten Rückstand auf den Etappensieger ins Ziel.

Martin und Rowe ausgeschlossen

Deutlich hitziger ging es zwischen dem deutschen Zeitfahrspezialisten Tony Martin vom Team Jumbo-Visma und Luke Rowe vom Team Ineos zu. Im letzten Anstieg, gut 15 Kilometer vor dem Ziel, schnitt Martin dem Briten heftig den Weg ab. Rowe hob danach die Hand und schien nach Martin schlagen zu wollen. Die Rennjury untersuchte den Fall und traf eine harte Entscheidung: Beide Fahrer wurden von der weiteren Tour ausgeschlossen. Sie müssen eine Geldstrafe von 1000 Schweizer Franken zahlen und dem Abzug von 50 Punkten in der Weltrangliste hinnehmen. Martin gab sich hinterher reumütig: "Ich fühle mich schlecht und traurig", sagte er und fügte hinzu: "Ich möchte mich bei Luke, dem Team Ineos und der Radsport-Welt entschuldigen." 

Tour de France 2019 | Tony Martin - Deutschland / Team Jumbo Visma
Die Entschuldigung des zerknirschten Tony Martin kommt wohl zu spätBild: picture-alliance/Augenklick/Roth

Der Vorfall sei im Eifer des Gefechts passiert. "Es war ein großer Kampf vor dem letzten Anstieg, um die Kapitäne in Position zu bringen. Wir sind über fünf Stunden gefahren bei rund 35 Grad. Wir waren alle am Limit." Martin bat um "eine zweite Chance": "Lasst uns im Rennen. Lasst es uns in den nächsten Tagen besser machen. Wir können nicht zeigen, dass es uns leid tut. Auf diese Art zu gehen, ist ein falsches Zeichen", appellierte der viermalige Zeitfahr-Weltmeister in einem gemeinsamen Video mit Rowe an die Rennjury. Die beiden Radrennställe Jumbo-Visma und Ineos legten Einspruch gegen den Ausschluss ein. "Die Vorfälle verdienen eine Geldstrafe und eine Verwarnung, aber nicht einen Ausschluss. Eine Gelbe Karte und keine Rote Karte", teilten beide Mannschaften in einer Erklärung mit. Die Rangelei habe keinen anderen Fahrer beeinflusst und sei nicht zu einem Nachteil von irgendeinem Team gewesen.

Diese Ansicht vertrat auch Rowes Teamkollege und Tour-Champion Geraint Thomas: "Die Jungs machen alle den gleichen Job. Sie versuchen, ihren Kapitän in Position zu bringen. Da kommt es zu Rangeleien, nichts wirklich Schlimmes." Allerdings hatte der Einspruch letztlich keinen Erfolg. Am Donnerstag um 11.10 Uhr ging das Peloton ohne Martin und Rowe auf die schwere 18. Etappe.  

Entscheidung in den Alpen

Ungeachtet der Rangelei fuhren die Favoriten auf den Gesamtsieg am Mittwoch in eher lockerer Fahrt ins Ziel. Eine Gangart, die ihnen nicht zu verdenken ist. Denn was sich hinter Gap am Horizont abzeichnet wird eine mehrtägige Tortur für die Favoriten, die letztlich diese Tour entscheiden wird. Am Donnerstag nimmt das Feld die Königsetappe in Angriff. Auf den 208 Kilometern von Embrun nach Valloire stehen gleich drei Alpenpässe im Weg: der Col de Vars, der Col d'Izoard (2360 Meter) und der Col de Galibier (2642 Meter). Am Freitag folgen der Col de l'Iseran (2770) und die Zielankunft in Tignes (2113).

Tour de France L'Alpe d'Huez
Es geht ins Hochgebirge: Die letzten Bergetappen der diesjährigen Tour haben es in sichBild: AFP/Getty Images

Am Samstag endet kulminiert die Etappe am der 33,4 Kilometer langen Schlussanstieg hinauf nach Val Thorens (2365). "Das ist der Showdown", sagte Emanuel Buchmann mit Blick auf den vorletzten Tour-Tag. Die Spannung spitzt sich zu und für den 26-Jährigen wird sich herausstellen, ob er sich tatsächlich in Podiumsnähe halten kann. Schwächen werden nicht verziehen. Buchmann: "Wenn man einen Einbruch hat, verliert man richtig Zeit."

Favoriten auf Tuchfühlung

Mit nur 2:14 Minuten Rückstand auf Platz sechs liegend hat selbst Buchmann noch eine Chance auf den Gesamtsieg. Vor ihm lauern noch Namen wie Thibaut Pinot (+1:50 Minuten) oder Geraint Thomas (+1:35 Minuten) auf das Gelbe Trikot von Alaphilippe. Selten waren die Abstände unter den Favoriten so spät bei der Tour noch so gering. Aber das war wohl genau das Kalkül der Streckenplaner, die die Alpenetappen so spät wie nur möglich in den Etappenplan eingetragen haben. Vom Hochgebirge geht es für die Fahrer direkt zum Finale nach Paris.

 

Krepela Jens Kommentarbild App NEU
Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor