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Tom Enders baut am neuen Airbus

Ansgar Haase / Steffen Weyer (dpa)26. Februar 2014

Die Geschäfte des europäischen Luftfahrt- und Rüstungsgiganten Airbus laufen eigentlich gut. 2013 hat das Unternehmen deutlich mehr Geld verdient als im Vorjahr. Doch es lauern auch einige Risken.

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Airbus PK Tom Enders 26. Feb. 2014
Bild: Reuters

Der deutsche Spitzenmanager Tom Enders lässt bei Europas größtem Luftfahrt- und Raumfahrtkonzern Airbus kaum einen Stein auf dem anderen. Während in der Rüstungs- und Raumfahrtsparte Tausende Stellen wegfallen, verschont der 55-Jährige die Belegschaft allerdings erst einmal mit weiteren großen Ideen. "Keine neuen Abenteuer", lautet das Motto für 2014. Selbst ein drohender großer Streit mit der Bundesregierung über die wahrscheinliche Stornierung eines Kampfflugzeug-Auftrags wird kleingeredet. "Das ist ganz normales Tagesgeschäft", sagte Enders am Mittwoch (26.02.2014) bei der Bilanzvorlage über die laufenden Verhandlungen.

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Problemfall Eurofighter

Angesichts der zur Debatte stehenden Zahlen ist allerdings fraglich, ob der "Fall Eurofighter" ohne größere Aufregung gelöst werden kann. Angaben aus Berlin zufolge droht die Airbus Group mit Schadenersatzforderungen in Höhe von bis zu 900 Millionen Euro, wenn Deutschland 37 bestellte Kampfjets vom Typ Eurofighter nicht abnimmt. Viel Geld, wenn man nichts dafür bekommt, meinen Kritiker. Als mögliche Alternative liegt der Vorschlag auf dem Tisch, dass die Bundeswehr neue moderne Maschinen kauft, dafür aber alte verkauft. Ursula von der Leyen (CDU) tue derzeit das, was jeder verantwortungsvolle neue Verteidigungsminister tun sollte - sie schaue sich die Projekte an, kommentierte Enders am Mittwoch.

Ein Dementi für die Schadenersatzdrohungen gab es unterdessen nicht. Darüber hinaus steht die Warnung im Raum, dass die Eurofighter-Produktion schon von 2018 an eingestellt werden könnte, wenn keine neuen Aufträge hereinkommen. Vor allem den oberbayerischen Standort Manching könnte das hart treffen. Er ist bereits jetzt stark von dem Sparprogramm betroffen, in dessen Zuge derzeit die Sparten Astrium (Raumfahrt) und Rüstung (Cassidian) zusammengelegt werden. Bis 2016 sollen in der Airbus Group bis zu 5800 Arbeitsplätze wegfallen, davon mehr als 2000 in Deutschland.

Airbus A 350
Der aktuelle Hoffnungsträger: Airbius A 350 - hier beim Erstflug am 14.6.2013Bild: Airbus S.A.S./e*m company/P. Masclet

Nicht die richtigen Produkte?

Am Ende soll ein Unternehmen stehen, dass auch im Verteidigungsbereich auf außereuropäischen Märkten problemlos mithalten kann. Schon jetzt bleibt im gefährdeten Rüstungsgeschäft von jedem eingenommenen Euro mehr Gewinn hängen als in der Verkehrsflugzeugsparte. Dort machen sich allerdings derzeit Entwicklungskosten viel stärker bemerkbar. Und was bringen hohe Renditen, wenn es keine Aufträge gibt, fragt das Airbus-Management.

"Die Produkte, die wir auf dem deutschen und europäischen Markt in der Vergangenheit verkauft haben, sind offenbar nicht die richtigen für die Welt", räumt Enders ein und meint damit auch den Eurofighter. Ob Südkorea, Indien oder die Schweiz: Die meisten Staaten, die zuletzt Kampfflugzeuge kauften, entschieden sich für Modelle anderer Hersteller wie Boeing, Dassault oder Saab. Auch für den Militärtransporter A400M, der so vielfältig einsetzbar ist wie kein anderes Flugzeug seiner Klasse, bleiben Bestellungen angesichts der technischen Probleme vor der Erstauslieferung seit Jahren aus.

Hoffnungsschimmer von der Leyen?

Ein Hoffnungsschimmer kam zuletzt allerdings ausgerechnet aus Berlin. Nach Angaben aus Regierungskreisen könnte das eigentlich geplatzte Drohnenprojekt "Euro Hawk" eventuell reaktiviert werden - trotz Zulassungsproblemen und einer drohenden Kostenexplosion. Der Grund: Die zwischenzeitlich erwogene Alternative, die Aufklärungstechnik in einem gewöhnlichen Airbus-Flieger einzusetzen, könnte ebenfalls sehr teuer werden.

Der Chef der Airbus-Rüstungssparte, Bernhard Gerwert, sieht in der von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen geplante Reform des Beschaffungssystems durchaus Hoffnungen. "Damit kündigen sich für unsere Industrie in einem wichtigen Heimatmarkt substanzielle Veränderungen an, die wir als Industrie grundsätzlich nur begrüßen und nach Kräften unterstützen können", schrieb der Manager in einem Brief an die Belegschaft. Für diejenigen seiner Mitarbeiter, denen ein Jobverlust droht, dürfte der Mittwoch allerdings ein bitterer Tag gewesen sein. Tom Enders hatte nämlich bei der Jahrespressekonferenz durchaus auch gute Nachrichten zu verkünden. Unter dem Strich steigerte der Boeing-Rivale seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro - und das, obwohl der Umsatz nur um fünf Prozent zulegte. Die Dividende für die Aktionäre soll sogar um ein Viertel steigen.