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Politik

Südkorea will "Trostfrauen"-Stiftung auflösen

21. November 2018

Südkorea fordert mehr als einen Fonds für die Opfer der sexuellen Versklavung durch das japanische Militär während des Zweiten Weltkriegs: Eine offizielle Entschuldigung aus Tokio. Japan reagiert empört.

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Südkorea Trostfrauen
Bild: Getty Images/Chung Sung-Jun

Die von Japan finanzierte Stiftung für die sogenannten "Trostfrauen" während des Zweiten Weltkriegs soll aufgelöst werden. Dies gab das Seouler Familienministerium in einer Stellungnahme bekannt. Aus Japan kam umgehend Protest: "Die Beziehung zwischen Ländern kann nur bestehen, wenn internationale Versprechen eingehalten werden", sagte Premier Shinzo Abe über die Ankündigung aus Südkorea. Der japanische Außenminister Takeo Akiba zitierte den südkoreanischen Botschafter zu sich.

Die Stiftung war Teil eines umstrittenen Abkommens zwischen Japans Premierminister Shinzo Abe und Südkoreas ehemaliger Präsidentin Park Geun Hye aus dem Jahr 2015. Tokio erklärte sich damals zu einer Zahlung von umgerechnet rund 7,8 Millionen Euro bereit, die in einen Fonds flossen, aus dem die Opfer der sexuellen Versklavung durch das japanische Militär während des Zweiten Weltkrieges entschädigt werden sollten.

Umstritten ist die Vereinbarung deshalb, weil sich Südkorea im Gegenzug verpflichtete, Japan gegenüber keine weiteren Ansprüche oder Schuldzuweisungen in Bezug auf die massenhafte Zwangsprostitution Tausender Frauen zu erheben. Das Abkommen zwischen Japan und Südkorea war bei der Gründung der Stiftung von beiden Regierungen als "endgültig und unumkehrbar" bezeichnet worden.

Südkorea Trostfrauen Protest
Demonstranten vor der japanischen Botschaft in Seoul fordern eine offizielle Entschädigung für die "Trostfrauen"Bild: Getty Images/AFP/Jung Yeon-je

Die aktuelle Regierung in Seoul von Präsident Moon Jae In hat den Vertrag jedoch wiederholt infrage gestellt, da er die Schicksale der Betroffenen nicht ausreichend würdigen würde. Südkorea forderte beim ersten offiziellen Gedenktag für die "Trostfrauen" am 14. August diesen Jahres erneut, Japan solle sich offiziell bei den ehemaligen Zwangsprostituierten entschuldigen. Es gehe darum, die "Würde und Ehre der Opfer wiederherzustellen", erklärte das Staatsoberhaupt.

Leugnung der "düsteren Vergangenheit"

Schätzungsweise 200.000 Mädchen und Frauen zwang das japanische Militär nach Angaben von Historikern zwischen 1937 und 1945 zum Sex in Frontbordellen in Korea, China, Thailand, Myanmar, den Philippinen, Indonesien und Taiwan. Nicht nur Südkorea fordert seit Jahrzehnten eine offizielle Entschuldigung der japanischen Regierung, auch Menschenrechtsorganisationen wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisieren, die "düstere Vergangenheit" werde geleugnet und nicht aufgearbeitet.

Der historische Zwist hat die Beziehungen beider Länder jahrzehntelang belastet. Es wird erwartet, dass die einseitige Auflösung der Stiftung den diplomatischen Streit nun erneut entfachen wird. Von den zugesagten umgerechnet rund 7,8 Millionen Euro wurde bereits knapp die Hälfte an 34 Betroffene und weitere 58 Hinterbliebenen-Familien ausgezahlt. Laut Angaben des Seouler Außenministeriums werde man gemeinsam mit der japanischen Regierung darüber beraten, wie die Auflösung der Stiftung finanziell geregelt werden solle.

jv/kle (dpa, kna)