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Steinkohle statt Braunkohle?

Alkyone Karamanolis2. Februar 2009

Fast die Hälfte des in Griechenland erzeugten Stroms wird aus Braunkohle gewonnen. Nun soll sie durch Erdgas, erneuerbare Energien und Steinkohle ersetzt werden. Gegen den Einsatz von Steinkohle wird aber protestiert.

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Blick auf ein Steinkohlekraftwerk in Griechenland (Quelle: Alkyone Karamanolis)
In Griechenland wird darüber diskutiert, fünf neue Steinkohlekraftwerke zu bauenBild: Alkyone Karamanolis

Griechenland vor genau einem Jahr: Seit kurzem ist bekannt, dass Steinkohlekraftwerke gebaut werden sollen. Im ganzen Land gehen Menschen aus Protest auf die Straßen. Nach diesen öffentlichkeitswirksamen Demonstrationen vor einem Jahr geht der Widerstand nun im Kleinen weiter.

Griechenland setzt auf Vielfalt

Auf der Insel Euböa, die vor Athen liegt, soll eines der fünf geplanten Kraftwerke mit einer Nennleistung von rund 800 Megawatt entstehen. Die Bürger des kleinen Orts Aliveri protestieren jedoch gegen den Bau. Zwar soll das Kraftwerk mit neuester Technologie arbeiten. Doch Giorgos Laganas, Vorsitzender der örtlichen Bürgerinitiative, ist skeptisch. "Wie sollten wir Vertrauen haben?", fragt er. "Griechenland hat der UN in Sachen Kyoto unseriöse Daten geliefert - und da sollten sie ausgerechnet uns die Wahrheit sagen?" Was sei mit dem Transport der Steinkohle? Was würde das für die Meerenge bedeuten? Diese Fragen beschäftigen Laganas.

Auch bei der griechischen Energieplanungsbehörde steht die Stromgewinnung aus Steinkohle eigentlich nicht ganz oben auf der Liste. Zwei bis drei Kraftwerke wären optimal, um etwa 12 Prozent der nationalen Stromproduktion abzudecken, heißt es dort. Insgesamt setze man aber auf einen Energiemix, erklärt Vize-Vorstand Theodoros Panagos: "Es wäre unverantwortlich, sich nur auf eine Energiequelle zu verlassen." Neben der heimischen Braunkohle sei Griechenland auf Importe angewiesen - und die Gaskrise habe gezeigt, wie schwierig das sein könne, sagt er. "Steinkohle mag nicht die umweltfreundlichste Lösung sein, aber wir müssen unbedingt die Diversität bei der Stromerzeugung sichern."

Widerstand gegen die Steinkohlekraftwerke

Schiff in einem griechischen Hafen (Quelle: Alkyone Karamanolis)
Griechenland will nicht von Importen abhängig seinBild: Alkyone Karamanolis

Überall im Land, wo von einem neuen Kraftwerk die Rede ist, regt sich lautstark Widerstand. Die griechische Sektion des WWF bezeichnet die Stromgewinnung aus Steinkohle gar als gescheiterte Energiepolitik.

Ähnlich sehen es die Bürger von Aliveri: Ein altes Stromkraftwerk und eine Zementfabrik belasteten ihre Region ohnehin schon. "Unsere Ärzte sagen, dass Krebs, Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme, ja sogar Multiple Sklerose hier überdurchschnittlich häufig sind. Und da sollen wir noch ein Steinkohlekraftwerk herholen", beschwert sich ein Einwohner. Und ein anderer fügt hinzu: "Wir haben Sonne, und wir haben Wind - aber all das bleibt ungenutzt!"

Wenig Strom aus erneuerbaren Energien

Blick auf das griechische Dorf Aliveri auf der Insel Euböa (Quelle: Alkyone Karamanolis)
Im Dorf Aliveri auf der Insel Euböa regt sich WiderstandBild: Alkyone Karamanolis

Bisher macht der Strom aus erneuerbaren Energiequellen weniger als ein Zehntel aus. Zieht man die Wasserkraft ab - die vergangenen Jahre etwa waren besonders regenarm - bleiben nur knapp drei Prozent. Zwar sind seit kurzem die juristischen Voraussetzungen für weitere Investitionen geschaffen und Griechenland hofft auf einen großen Schub in Richtung Öko-Energie. Doch die Umweltorganisationen sind skeptisch - vor allem wegen der schwerfälligen Bürokratie.

Immerhin plant Griechenland keine Atomkraftwerke – ein Erfolg der Bürgerbewegungen. Selbst die Steinkohlekraftwerke, lässt man bei der Energieplanungsbehörde durchscheinen, könnten letztlich am Widerstand der Bürger scheitern. Die Einwohner von Aliveri auf Euböa jedenfalls sind entschlossen, nicht locker zu lassen: "Wir haben nicht vor, zu Flüchtlingen in unserem eigenen Land zu werden. Wir werden kämpfen bis zum Ende - und wir werden gewinnen."