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Film

"Star Wars"-Regisseur George Lucas wird 75

Bernd Sobolla suc
13. Mai 2019

Er hat das "Star Wars"-Universum erschaffen und "Indiana Jones" produziert: US-Regisseur George Lucas hat Kinogeschichte geschrieben. Nur ein Oscar fehlt ihm bis heute.

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George Lucas 70. Geburtstag mit Filmfigur Chewbacca (Foto: Michael Buckner/Getty Images)
Bild: Getty Images

Zuletzt meldete sich George Lucas zu Wort, als er vom Tod des Chewbacca-Darstellers Peter Mayhew hörte. Der "Star Wars"-Schöpfer hatte den rund 2,20 Meter großen Schauspieler 1977 höchstpersönlich für die Rolle des haarigen Wookiee in "Krieg der Sterne" gecastet. "Peter war ein wunderbarer Mann. Er kam einem Wookiee näher als jeder andere Mensch: großes Herz, sanfte Natur; und ich habe gelernt, ihn immer gewinnen zu lassen", so der Regisseur und Autor auf dem Portal "Starwars.com".

Ansonsten hat sich der Erfinder dieses Weltraummärchens längst offiziell von seinem berühmtesten Epos zurückgezogen. Es ist fast 15 Jahre her, dass er selbst als Sternenkrieger-Regisseur bei "Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith" (2005) hinter der Kamera stand und sich das Drehbuch ausdachte. 2012 verkaufte er sein "Star Wars"-Imperium an Walt Disney. Und wenn im Dezember 2019 "Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers" in die Kinos kommt, hat am Set in den Londoner Pinewood Studios erneut Jeffrey Jacob Abrams die Regieanweisungen gegeben. George Lucas kann also in aller Ruhe seinen 75. Geburtstag feiern.

Leben auf der Überholspur

Geboren wird George Walton Lucas Jr. am 14. Mai 1944 als Sohn eines Schreibwarenhändlers im kalifornischen Modesto. Er liebt die Abenteuer von Robinson Crusoe, Tom Sawyer und Huckleberry Finn, verschlingt die Comics von Flash Gordon, Buck Rodgers und Superman und träumt davon, Rennfahrer zu werden. Beim "Car Crashing" mit frisierten Autos rast er über menschenleere Straßen - wie James Dean. Aber kurz vor seinem 18. Geburtstag erlebt Lucas einen schweren Autounfall. "Irgendwie wurde mir klar, dass das vielleicht doch nicht das Richtige für mich ist." Er entscheidet sich, an der University of Southern California in Los Angeles Englisch, Astronomie, Geschichte und Film zu studieren. Als Newcomer produziert er vier Kurzfilme, unter anderem den Sciene-Fiction-Film "THX 1138: 4EB", der 1968 sogar in Deutschland auf den Oberhausener Kurzfilmtagen läuft.

Dreharbeiten zum Kinofilm "Star Wars": zweiter von links Jung-Regisseur George Lucas
Dreharbeiten zum Kinofilm "Star Wars" (1977): zweiter von links ist Jung-Regisseur George LucasBild: picture alliance/kpa

Nach Abschluss seines Studiums geht Lucas zum Warner-Studio. Dort lernt der extrem schüchterne junge Mann Francis Ford Coppola kennen. Die beiden freunden sich an und der sieben Jahre ältere Coppola wird sein Lehrmeister. 1969 gründen die beiden das alternative Filmstudio American Zoetrope. Dort entsteht Lucas erster Spielfilm: "THX 1138". Er spielt in einer trostlosen Zukunftsgesellschaft, deren Mitglieder mit knallharter Arbeit die Produktion steigern sollen. Als der Film 1971 ins Kino kommt, reagieren die Kritiker zwar positiv, aber an der Kinokasse floppt das Werk.

Aufstieg in Hollywood

Nur zwei Jahre später feiert Georg Lucas mit "American Graffiti" dann aber seinen Durchbruch als Regisseur. Das Generationen-Porträt, angesiedelt im Jahr 1962, erzählt die Geschichte jugendlicher High-School-Absolventen, die ein letztes Mal durch die Straßen ihrer Kleinstadt fahren, ehe sich am nächsten Morgen ihre Wege trennen werden. Der Kinofilm steht damals für den sozialen Umbruch einer Ära und das Ende des jugendlichen "Rock and Roll". "American Graffiti" kostet 1,3 Millionen Dollar und spielt in den USA rund 55 Millionen Dollar ein: ein erster kommerzieller Erfolg für den jungen Regisseur.

Kurz zuvor hat Lucas mit 20th Century Fox, einem der größten Produktionsstudios in Amerika, vereinbart, einen Science-Fiction-Film zu drehen. Mit dem Erfolg im Rücken setzt er seine Forderungen durch: Er will den Film mit seiner eigenen Firma produzieren. Außerdem sichert er sich die Rechte an eventuellen Fortsetzungen und am Merchandising, das ihm später Millionen einbringt. Das Studio stimmt zu. Und die Erfolgsgeschichte des George Lucas nimmt ihren Lauf.

Szene aus "Star Wars Episode II" mit zwei Laserschwert-Kämpfern
Ritter und Fabelwesen: die Weltraummärchen von George Lucas haben Filmgeschichte geschriebenBild: imago/Unimedia Images

Verborgene Sehnsüchte

Lucas will einen Kino-Film für Zehn- bis Zwölfjährige drehen. "Ich erkannte, dass den Kids von heute ein Fantasieleben fehlt, so wie wir es hatten - sie haben keine Western, keine Piratenfilme, keine Abenteuer." Ihm schwebt ein Weltraummärchen vor, eine Kombination aus "2001: Odyssee im Weltraum" und den "James Bond"-Actionstreifen. Heraus kommt eine futuristische Saga mit Weltraumrittern und Fabelwesen. Mit "Star Wars" kreiert George Lucas eine ganz neue Mythologie und ein neues Filmgenre.

Lucas befasst sich intensiv mit Märchen, Esoterik und Mythen und stößt dabei auf Bücher des amerikanischen Anthropologen Carlos Castaneda (1925-1998). Außerdem ist er fasziniert von dem Mythenforscher Josef Campbell (1904-1987), an dessen Werk "Der Heros in tausend Gestalten" er sich ebenfalls orientiert. Verknüpft mit seinen technischen Fertigkeiten konstruiert George Lucas daraus das dramaturgische Gerüst für "Star Wars".

Darth Vader und George Lucas  (Photo by Kevin Winter/Getty Images)
George Lucas 2011 mit einer Filmfigur aus "Star Wars"Bild: Getty Images

Zweieinhalb Jahre schreibt Lucas an dem Drehbuch, einem Skript ohne Sex und Gewalt. Allerdings hält sich sein Talent als Drehbuchautor in Grenzen. Als die Studiobosse und enge Freunde 1976 die erste Testvorführung von "Star Wars" sehen - noch ohne Spezialeffekte -, sind alle geschockt: Lucas' Frau Marcia bricht in Tränen aus, Regisseur Brian De Palma verreißt alles, und George Lucas versinkt zu einem Häufchen Elend. Nur Regisseur Steven Spielberg tröstet ihn: "George, dein Film ist großartig. Ich prophezeie dir, der wird 100 Millionen Dollar einspielen!"

Kommerzielle Erfolgsgeschichte

"Star Wars" spielt in den ersten zwei Jahren weltweit 276 Millionen Dollar ein und wird zum bis dahin erfolgreichsten Film aller Zeiten. Später werden zwei Nachfolgefilme gedreht plus eine Trilogie, die die Vorgeschichte erzählt. Außerdem gehören noch Fernseh- und Animationsfilme zum Star-Wars-Universum des George Lucas. Wobei allein die Einnahmen durch das Merchandising auf 20 Milliarden Dollar geschätzt werden. Inzwischen zählt George Lucas laut des US-Magazins "Forbes" zu den reichsten Menschen der Welt - mit einem geschätzten Vermögen von 6,2 Milliarden US-Dollar.

Die Ironie des Schicksals: Lucas hat als einer der wenigen New-Hollywood-Regisseure zwar finanzielle Unabhängigkeit erreicht, wird aber zugleich Gefangener seines "Star Wars"-Erfolgs. Wenn er etwas anderes produziert, wie "Indiana Jones", erhält dafür der Regisseur Steven Spielberg die Anerkennung. US-Filmemacher William Friedkin meint Ende der 1970er Jahre: "Die Folgen von 'Star Wars' waren so ähnlich, wie der Durchbruch von McDonald's: Der Geschmack für gutes Essen ging einfach verloren."

Das einzige, was George Lucas in seiner steilen Erfolgsgeschichte fehlt, ist ein Oscar. 2005 wird er aber dafür mit dem höchsten Preis des American Film Institute für sein Lebenswerk geehrt: "Ich bin stolz darauf, zu einer außergewöhnlichen Gruppe von Leuten gezählt zu werden, die ihr Leben der Kunst des Filmemachens gewidmet haben." Und weil Lucas auch mit 75 noch recht aktiv ist, lehnt er sich auf seiner "Skywalker Ranch" nördlich von San Francisco nicht einfach gemütlich zurück. Vor ein paar Monaten erst legte er den Grundstein für sein lange geplantes "Lucas Museum of Narrative Art" in Los Angeles. 2021 soll es eingeweiht werden, die Bau- und Betriebskosten von mehr als einer Milliarde Dollar zahlt der Kunstfreund Lucas aus eigener Tasche. Das Museum solle die Fantasie der Besucher beflügeln, so Lucas, und sie zum Träumen inspirieren "über das hinweg, was für möglich gehalten wird." Und so bleibt sich der Mann, der am 14. Mai seinen 75. Geburtstag feiert, treu und erschafft wieder einmal neue Welten.

Steven Spielberg, George Lucas und Harrison Ford
Meister ihres Fachs: Steven Spielberg, George Lucas und Harrison Ford bei den Filmfestspielen in Cannes im Jahr 2008Bild: picture-alliance/dpa