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James Bond & Co.: Spionage in der Schirn

Suzanne Cords
24. September 2020

"We Never Sleep" ist das Motto aller Geheimagenten und Spione - im wahren Leben und in einer Ausstellung der Schirn Kunsthalle in Frankfurt.

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Blick durch Pistolenlauf auf  James Bond 007 mit Waffe
James Bond: der berühmteste Geheimagent der Welt ist nur eine FantasiegestaltBild: picture alliance

James Bond ist der Inbegriff des Meisterspions. Der gutaussende und stets perfekt gekleidete britische Geheimagent, der im Auftrag ihrer Majestät im Kino unterwegs ist und mühelos alle Kontrahenten feindlicher Mächte erledigt, hat unser Bild vom smarten Meisterspion geprägt.

Sein Schöpfer Ian Fleming wusste, wovon er schrieb, denn der Journalist und Schriftsteller war selbst einige Jahre als Spion für das britische Außenministerium tätig - und reihte sich damit in eine lange Liste von Schnüfflern ein, denn der Berufstand gilt als das zweitälteste Gewerbe der Welt.

"Eine Armee ohne Spione ist wie ein Mensch ohne Augen oder Ohren"

Römisches Schmuckstück, Scheibe mit drei Figuren 7. Jhd. v. Chr.
Verbirgt sich hier eine geheime Nachricht? Ein Spion würde es wissen...Bild: Nimatallah/akg-images/picture-alliance

Das Bedürfnis der Mächtigen dieser Welt, ihre Gegner im In- und Ausland auszuspähen, sei kein Phänomen der Moderne, so der Historiker Wolfgang Krieger in einem Interview mit dem Magazin "Focus". In der Tat: Schon die ägyptischen Pharaonen schickten Kundschafter los, die die Gegner ausspähen sollten, und auch Griechen und Römer ließen sich einiges einfallen, um geheime Botschaften zu übermitteln - von der tätowierten Botschaft auf dem Kopf eines Sklaven bis hin zu beschrifteten Zinnplättchen, die in den Ledersandalen eingenäht oder als Ohrschmuck getarnt wurden.

Das Wort Spionage leitet sich denn auch vom lateinischen "spicere" für "sehen/spähen" ab. In China brachte es 500 v Chr. General Sunzi in seinem Werk "Die Kunst des Krieges" auf den Punkt: "Eine Arme ohne Spione ist wie ein Mensch ohne Augen oder Ohren."

Von Schnüfflern zum offiziellen Geheimdienst

Die Geheimdienste der Antike waren mindestens so raffiniert wie Jahrtausende später die CIA und der KGB. Bis zum 15. Jahrhundert allerdings ging man der Spionagetätigkeit meist nicht hauptberuflich nach, sondern schnüffelte in seiner Eigenschaft als Soldat oder Händler ganz nebenbei herum. Erst unter der englischen Königin Elizabeth I. (1533-1603) entstand der erste offizielle Geheimdienst.  Viele technischen Erfindungen wurden - so wie man es vom genialen Tüftler Q bei James Bond kennt - zunächst auf ihre Spionagetauglichkeit geprüft. Verschlüsselte Codes, Dechiffriermaschinen, Gift im Ring oder tödliche Waffe im scheinbar harmlosen Kugelschreiber: alles sehr nützliche Dinge in der Branche.

Königin Elizabeth I., Gemälde von Nicholas Hilliard um 1575-1580
Sie machte Spionage salonfähig: Elizabeth I. von England Bild: Gerhard Trumler/Imagno/picture-alliance

"We Never Sleep"- wir schlafen nie

Jetzt ist die Spionagetätigkeit in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt angekommen - wenn auch nur in künstlerischem Sinne. Den Titel der Ausstellung "We Never Sleep" haben sich sie Macher von der Detektivagentur Pinkerton abgeguckt, die 1850 in den USA gegründet wurde und als einen ihrer größten Erfolge verbuchen konnte, 1861 ein Attentat auf Präsident Abraham Lincoln vereitelt zu haben. Zu sehen sind in der Schirn Werke zeitgenössischer Künstler, die sich mit Überwachung, Paranoia, Bedrohung und Tarnung, Kryptografie, Manipulation, Kaltblütigkeit und Verrat beschäftigen - kurzum: die tief in die Welt der Spionage eintauchen.

Der Schattenriss einer Frau vor  blauer Computerschrift mit Ziffern ( picture-alliance/dpa/R. Hirschberger)
Im 21. Jahrhundert wird in der digitalen Welt spioniert Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger


Und "wer hat nicht irgendwann einmal davon geträumt, Spion zu werden?", fragt Kuratorin Cristina Ricupero. "Die Faszination für Spionage kennt weder Alter noch Saison, und so gut wie niemand ist vor ihrem kulturellen Reiz gefeit." Man denke nur an die exotische Tänzerin Mata Hari, die als Doppelagentin arbeitete und mithilfe ihrer Verführungskünste etlichen Liebhabern Geheimnisse entlockte oder auch die berühmte Jazzsängerin und Tänzerin Josephine Baker, die im Zweiten Weltkrieg vom französischen militärischen Abwehrdienst als "Ehrenkorrespondentin" angeworben und später von General Charles de Gaulle dafür geehrt wurde. "Oder die Hollywood-Diva Hedy Lamarr, die ein Funkleitsystem für alliierte Torpedos entwickelte, das nicht nachverfolgt oder gestört werden konnte."Das breite Publikum war stets gebannt von dieser unbekannten Welt. Parallel zur harten Wirklichkeit habe die Populärkultur ein glamouröses Bild vom Agentenleben geschaffen, ergänzt die Kuratorin. James Bond lässt grüßen. Oder um es mit dem Worten Guy Burgess', eines Spions aus dem wirklichen Leben, zu sagen: "Um die Katze aus dem Sack zu lassen: Spionage ist ein Aphrodisiakum."

Mata Hari
Die niederländische Tänzerin Mata Hari spionierte im Ersten Weltkrieg für DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/KEYSTONE

Kein Wunder also, dass die Welt der Spione und Geheimagenten eine Goldmine für Künstler zu sein scheint, so Cristina Ricupero: "Seit jeher hat die dunkle Seite der menschlichen Natur viele Künstlerinnen und Künstler fasziniert und inspiriert." Wie sehr, kann man in der Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 24. September 2020 bis zum 10. Januar 2021 sehen.

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur