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Spahn besorgt über Anstieg bei Corona-Fällen

19. September 2020

In Deutschland hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen mit fast 2300 an einem Tag den höchsten Wert seit April erreicht. Gesundheitsminister Spahn ist von Sorge erfüllt, sieht das Gesundheitssystem aber noch gut gerüstet.

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Gesundheitsminister Jens Spahn
Bundesgesundheitsminister Jens SpahnBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

"Aktuell kann unser Gesundheitssystem gut mit der Situation umgehen, aber die Dynamik in ganz Europa besorgt", schreibt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf Twitter. Angesichts der erheblich gestiegenen Zahl der neuen Infektionen mit dem Coronavirus appellierte der CDU-Politiker erneut an die Bürger, Abstand zu halten, Mund-Nase-Schutz zu tragen und Hygiene-Regeln zu beachten.

Auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, zeigte sich beunruhigt. Sie sei zunehmend besorgt, "dass sich auch in Deutschland wieder mehr ältere Menschen infizieren und dann auch die Hospitalisierungsrate und die Todesfälle wieder zunehmen", erklärte Dittmar. "In Europa und Teilen Deutschlands können wir genau das beobachten." Die Lage auf den Intensivstationen ist nach wie vor recht entspannt - das geht aus dem sogenannten DIVI-Intensivregister hervor, das die freien und belegten Intensivbetten von fast 1300 Krankenhäusern erfasst.

Höchster Wert seit April

Die Gesundheitsämter in Deutschland hatten am Freitag 2297 neue Corona-Infektionen registriert, wie das Robert Koch-Institut (RKI) bekanntgab. Der Anteil der Infizierten in der älteren Bevölkerung nehme aktuell leicht zu. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war dann in der Tendenz gesunken und ab Juli wieder gestiegen.

Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9384. Seit dem Vortag wurden sechs Todesfälle mehr gemeldet. Bis Samstagmorgen hatten rund 239.800 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Die Zahl der erkannten Neuinfektionen hängt auch davon ab, wie viele Menschen getestet werden. Die Zahl der Tests nahm laut RKI zuletzt wieder leicht zu. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach den Zahlen des RKI mindestens 270.070 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert.

Neue Überlegungen zur Impfstoff-Verteilung

Gesundheitsminister Spahn will laut einem Medienbericht die Verteilung künftiger Corona-Impfstoffe in Deutschland bis Ende Oktober regeln. Dazu sollten Ärzte, Ethikexperten und Sozialwissenschaftler Grundsätze erarbeiten, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Regierungskreise. Die Expertengruppe soll neben Mitgliedern der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch-Institut auch Forscher der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Mitglieder des deutschen Ethikrates umfassen.

Begründet werde der Schritt damit, dass die Frage der Verteilung angesichts zunächst knapper Impfdosen nicht nur eine medizinische, sondern auch eine ethische und sozialpolitische Dimension habe, hieß es in dem Bericht. Das Verteilungskonzept soll im Detail festgelegt werden, wenn ein konkreter Impfstoff zugelassen ist und dessen möglicherweise spezifische Wirkung bei einzelnen Bevölkerungsgruppen bekannt ist.

Bestimmte Gruppen mit Vorrang

Spahn hatte sich mehrfach dafür ausgesprochen, grundsätzlich zuerst Menschen mit Vorerkrankungen, ältere Menschen und Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Pflege zum Zuge kommen zu lassen. Der Bund will die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs durch deutsche Unternehmen mit 750 Millionen Euro fördern. Weltweit befinden sich derzeit neun Impfstoffkandidaten gegen das neuartige Coronavirus in der dritten und letzten Testphase. In dieser Phase wird das Mittel an tausenden Menschen erprobt.

Deutschland Eugen Brysch, Deutsche Stiftung Patientenschutz
Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung PatientenschutzBild: picture-alliance/dpa/Deutsche Stiftung Patientenschutz

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte, eine notwendige Priorisierung bei der Verteilung des Impfstoffs nicht Beamten, Wissenschaftlern oder Ethik-Experten zu überlassen. "Denn es gilt, für volle Transparenz und Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen", forderte Brysch. Die Leitlinien für die Zuteilung der Impfstoffe müsse deshalb der Bundestag festlegen. Nur die Abgeordneten verfügten über die demokratische Legitimation, externe Gremien könnten allein Empfehlungen erarbeiten.

kle/cw (afp, dpa)