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Scholz gerät wegen Wirecard unter Druck

17. Juli 2020

Der Fall Wirecard ist längst nicht ausgestanden. Anleger haben viel Geld verloren, und noch immer ist ein Hauptverdächtiger auf der Flucht. Gesucht wird inzwischen auch nach der politischen Verantwortung.

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Bundestag Olaf Scholz (SPD), Bundesminister der Finanzen
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (Artikelbild) ist einem Zeitungsbericht zufolge vor knapp eineinhalb Jahren über verdächtige Vorgänge beim Dax-Unternehmen Wirecard informiert worden. Der SPD-Politiker sei am 19. Februar 2019 darüber unterrichtet worden, dass die Finanzaufsicht Bafin "in alle Richtungen wegen Marktmanipulation ermittelt, das heißt sowohl gegen Verantwortliche der Wirecard AG als auch gegen Personen, bei denen Hinweise zur Beteiligung an Marktmanipulationen vorliegen", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Das Blatt zitiert dabei aus einem Sachstandsbericht des Bundesfinanzministeriums an den Finanzausschuss des Bundestags.

"Schande" für Deutschland

Der Zahlungsdienstleister Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen eingestehen musste, dass in der Bilanz aufgeführte Barmittel von 1,9 Milliarden Euro nicht auffindbar waren. Sie sollten eigentlich auf asiatischen Bankkonten liegen. Bafin-Präsident Felix Hufeld bezeichnete die Ereignisse als eine "Schande" für Deutschland. Minister Scholz hat als Konsequenz aus dem Bilanzskandal eine Reform der deutschen Finanzaufsicht angekündigt. Auch an die Adresse der Bafin richteten sich nach dem Insolvenzantrag kritische Fragen.

"Freiwillig dem Verfahren gestellt"

Unterdessen hat ein zentraler Beschuldigter in der Affäre nach den Worten seines Verteidigers eine Aussage gemacht. Der wegen Betrugsverdachts inhaftierte Ex-Chef der Wirecard-Tochter "Cardsystems Middle East" räumte nach Angaben des Rechtsanwalts im Verhör der Staatsanwaltschaft München eine Tatbeteiligung ein. "Mein Mandant hat sich freiwillig dem Verfahren gestellt und steht - im Gegensatz zu anderen - zu seiner individuellen Verantwortung", sagte Strafverteidiger Nicolas Frühsorger der Nachrichtenagentur Reuters. Die Münchner Staatsanwaltschaft lehnte eine Stellungnahme ab. Der deutsche Manager hatte sich Anfang der vergangenen Woche gestellt. Er war dafür aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nach München gereist. Ex-Vorstand Jan Marsalek hingegen ist weiterhin auf der Flucht. 

ml/ack (afp, rtr)