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Olympiasiegerin aus dem Flutgebiet

27. Juli 2021

Slalomkanutin Ricarda Funk bricht bei den Olympischen Spielen in Tokio den Gold-Bann des deutschen Teams. Die 29-Jährige stammt aus dem Flutgebiet im Bundesland Rheinland-Pfalz.

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Japan Tokyo Olympics Canoe Slalom
Bild: Kirsty Wigglesworth/AP/picture alliance

In der Stunde ihres größten sportlichen Triumphes waren die Gedanken Ricarda Funks bei den Flutopfern in ihrer Heimatregion in Deutschland. "Es war einfach schrecklich, diese Bilder zu sehen", sagte die 29 Jahre alte Slalom-Kanutin in der ARD, nachdem sie das erste Gold von Tokio für das deutsche Olympiateam gewonnen hatte: "Mein Mitgefühl geht nach Hause. Der Kreis Ahrweiler ist stark, und zusammen sind wir noch viel stärker. Ich drücke die Daumen, dass wir da jetzt gemeinsam durchkommen."

Im Landkreis Ahrweiler im Westen Deutschlands waren bei der Flutkatastrophe vor knapp zwei Wochen mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen, immer noch werden Menschen vermisst. Zahlreiche Ortschaften waren durch die Wassermassen zerstört worden. 

Von klein auf im Boot

Die Goldmedaillengewinnerin von Tokio wurde 1992 in Bad Neuenahr-Ahrweiler in eine wassersportbegeisterte Familie hineingeboren und wuchs in der nahe gelegenen Kleinstadt Bad Breisig am Rhein auf. Ihr Vater Thorsten Funk trainierte sie. Von klein auf saß sie im Boot, auf den Flüssen Rhein, Erft und Ahr. "Ich kann mich daran erinnern, dass wir auf dem Rhein gefahren sind. Wir sagten: Die Wellen von den Schiffen sind wie Kindergeburtstag, wir wollen da ein bisschen mehr erleben", so Funk.

Tokyo 2020 | Kanu: Ricarda Funk aus Deutschland
In Tokio gelingt Ricarda Funk ein perfekter Finallauf - der Lohn: olympisches GoldBild: Luis Acosta/AFP/Getty Images

Die Liebe zum Kanuslalom erwachte aber erst später. "Anfangs dachte ich, das ist was für Jungs. Ich wollte lieber eine typische Mädchen-Sportart machen wie Reiten oder Tanzen." Mit 14 Jahren aber konzentrierte sie sich nur noch auf den Kanuslalom.

Spiele in Rio verpasst

2014 und 2018 wurde Funk Europameisterin, 2017 Weltmeisterin mit der Mannschaft. Eine ihrer größten sportlichen Enttäuschungen erlebte die Sportsoldatin 2016, als sie bei der Olympia-Qualifikation patzte und nicht zu den Spielen in Rio de Janeiro fahren durfte - und das, obwohl sie in jenem Jahr die Weltcup-Gesamtwertung gewann.

Fünf Jahre später entschädigte sie sich selbst - und wie. "Mein Traum ist wahr geworden", sagte Ricarda Funk nach ihrem Gold-Coup von Tokio. "Wahnsinn!" Und ihr Vater Thorsten unterstrich die Bedeutung des Triumphs für die von der Flutkatastrophe gebeutelte Region an der Ahr: "In dem ganzen Schutt glänzt diese Medaille schon ein bisschen wie ein paar Sonnenstrahlen."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter