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Politik

Quarantäne auf See für Migranten

12. April 2020

Tagelang mussten fast 150 Migranten an Bord des Rettungsschiffs "Alan Kurdi" ausharren, jetzt werden sie für zwei Wochen von einem italienischen Schiff übernommen. Doch wie es für die Menschen weitergeht, bleibt offen.

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Rettungsschiff Alan Kurdi
Die "Alan Kurdi" vor Palermo (Archivbild)Bild: Imago Images/Zuma/S. Hayden

Für die 149 Flüchtlinge auf dem deutschen Rettungsschiff "Alan Kurdi" im Mittelmeer gibt es ein wenig mehr Hoffnung als in den Tagen vor Ostern. Italien erklärte sich bereit, für die Flüchtlinge innerhalb weniger Stunden ein Quarantäne-Schiff zur Verfügung zu stellen. Auf dem Schiff würden die Migranten vom italienischen Roten Kreuz und von Gesundheitsbehörden untersucht. Details, wann und auf welches Schiff die Flüchtlinge und Migranten kommen sollen, teilten die Behörden nicht mit. 

Die Organisation Sea-Eye, in deren Auftrag die "Alan Kurdi" unterwegs ist, begrüßte die Übernahme der Migranten. Die Schiffe der italienischen Küstenwache seien größer und besser geeignet, die Geretteten aufzunehmen, sagte deren Sprecher Gorden Isler. "Wir wären für eine solche Lösung sehr dankbar."

Das Rettungsschiff der Regensburger Organisation Sea Eye befindet sich in internationalen Gewässern vor der italienischen Hafenstadt Palermo auf Sizilien. Allerdings verweigert der italienische Katastrophenschutz dem Schiff die Hafeneinfahrt.

Vor gut einer Woche hatte Italien alle Häfen für Rettungsschiffe für die Dauer des Corona-bedingten Notstands geschlossen. Diese Maßnahme soll bis zum 31. Juli gelten. Die Behörden erklärten, dass durch die Coronavirus-Pandemie überlastete Gesundheitswesen könne nicht auch noch Flüchtlinge aufnehmen.

Italien sieht Deutschland in der Aufnahme-Pflicht

Unklar ist weiter, wo und ob die Migranten von der "Alan Kurdi" nach den 14 Tagen Quarantäne an Land gehen könnten. Die Regierung in Rom sieht Deutschland als Flaggenstaat des Rettungsschiffs in der Pflicht. Die Bundesregierung hatte am Mittwoch erklärt, sie sei mit allen Beteiligten im Gespräch, um eine Lösung zu finden.

Nach Angaben der Bordärztin der "Alan Kurdi" ist bisher kein Crewmitglied und auch keiner der Geretteten an COVID-19 erkrankt. Die Flüchtlinge sind seit ihrer Rettung aus Seenot vor der libyschen Küste am Montag unter beengten Verhältnissen auf dem Schiff. Die 17-köpfige Crew hatte beklagt, dass sie unter hohen psychischen Belastungen stehe und unter Schlafmangel leide. Sie müssten nicht nur die Menschen versorgen, sondern auch immer wieder Konflikte schlichten.

101 Bootsflüchtlinge in Südsizilien gelandet

Ungeachtet des Anlandeverbots erreichen immer noch kleinere Boote Italiens Küsten. In der sizilianischen Hafenstadt Pozzallo ist am Ostersonntag ein Schlauchboot mit 101 Migranten gelandet, unter ihnen viele Minderjährige. Das meldeten italienische Medien. Demnach wurden die Ankömmlinge in eine ehemalige landwirtschaftliche Versuchsanstalt bei Ragusa gebracht und dort unter Quarantäne gestellt. Wo die Personen künftig untergebracht werden sollen, ist noch unklar. 

Im Erstaufnahmezentrum von Pozzallo befänden sich 50 Migranten, von denen einer positiv auf das Coronavirus getestet worden sei, hieß es unter Berufung auf den Bürgermeister der südsizilianischen Stadt. Roberto Ammatuna äußerte demnach auch die Vermutung, hinter der Landung stehe eine neue Strategie der Schlepper. Diese setzten offenbar die Migranten von einem Mutterschiff in Küstennähe auf einem kleineren Boot aus.

hf/qu (rtr, dpa, kna, epd)