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Powerfrau wird Englands Fußballchefin

8. Juni 2021

Erstmals in der mehr als 150 Jahre alten Geschichte des englischen Fußballverbands FA wird eine Frau an der Spitze stehen. Debbie Hewitt hat ihre Führungsqualitäten schon in vielen Bereichen nachgewiesen.

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Debbie Hewitt zur Vorsitzenden des Fußballverbandes FA ernannt
Bild: The Football Association

So viel steht fest: Debbie Hewitt weiß, wie man führt - egal wo. In ihrer langen Karriere als Managerin hat die 57 Jahre alte Britin im Einzelhandel gearbeitet, in der Automobil-Industrie, im Finanzwesen, in der Mode- oder auch der Restaurant-Branche. Warum also nicht auch im Fußball? "Ich habe mich schon von klein auf leidenschaftlich für Fußball interessiert und bin begeistert von der Möglichkeit, meinen Teil dazu beizutragen, die Zukunft von etwas zu gestalten, das so vielen Menschen so viel bedeutet", sagte Hewitt, nachdem sie von einem Auswahlgremium als neue Vorsitzende des englischen Fußballverbands Football Association (FA) nominiert worden war.

Die Zustimmung des FA-Council, des höchsten Gremiums des Verbands, am 22. Juli gilt als Formsache. Im Januar 2022 soll Hewitt ihren neuen Posten antreten. Dann wird der älteste Fußballverband der Welt, erstmals seit der Gründung im Oktober 1863 von einer Frau geführt. Offiziell steht der englische Prinz William als Präsident an der Spitze des Verbands, in dem alle Profiklubs des Landes Mitglieder sind. Er hat allerdings eher repräsentative Aufgaben.

Skandal und Führungskrise

Hewitt soll die FA wieder in ruhigere Zeiten führen. Der Verband sorgt seit Jahren für Negativ-Schlagzeilen. Der Skandal um sexuellen Missbrauch in englischen Fußballklubs ist auch viereinhalb Jahre nach den ersten Enthüllungen noch immer nicht restlos aufgeklärt. Kritiker werfen der FA vor, Hinweisen auf den Missbrauch nicht nachgegangen zu sein oder ihn sogar vertuscht zu haben.

Ähnlich wie jüngst beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) gab es auch bei der FA eine Führungskrise. Der bisherige Verbandschef Greg Clarke trat im vergangenen November zurück, nachdem er sich vor einem britischen Parlamentsausschuss despektierlich über Asiaten und Menschen afro-karibischer Herkunft sowie über Homosexuelle geäußert hatte. Seitdem führt der Jurist Peter McCormick übergangsweise den Verband.

"Stark und prinzipienfest"

"Debbie war die herausragende Kandidatin unter den talentierten und erfahrenen Bewerbern", sagte FA-Direktorin Kate Tinsley, die das Auswahlgremium geleitet hatte, über die designierte Verbandschefin Hewitt. "Sie hat sofort ihre Leidenschaft und ihre Fähigkeit gezeigt, die Ausrichtung der FA auf nationaler und globaler Ebene positiv zu beeinflussen und dabei eine starke und prinzipienfeste Führung zu bieten." Hewitt selbst versprach, sich für "die langfristige Gesundheit des Fußballspiels auf allen Ebenen" einzusetzen.

Seit 2011 darf Hewitt hinter ihren Namen das Kürzel MBE stellen. Es steht für "Member of the Most Excellent Order of the British Empire", einen der höchsten Orden Großbritanniens. Ausgezeichnet wurde Hewitt für ihre Verdienste um die Wirtschaft und den öffentlichen Sektor. Auf die Frage nach ihrer bisher größten Leistung antwortete sie einmal: "Meine Zwillinge großzuziehen." Eleanor und William, die Kinder Debbies und ihres Ehemanns Paul, sind inzwischen zwölf Jahre alt.

Debbie Hewitt ist eine, die anpackt - ganz sicher auch auf dem altehrwürdigen, zuletzt schlingernden Schiff FA. Als man sie kürzlich bat, eine Weisheit zum Besten zu geben, zitierte die Geschäftsfrau einen US-amerikanischen Autoren: "Der Pessimist beschwert sich über den Wind. Der Optimist erwartet, dass er sich ändert. Der Anführer justiert die Segel."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter