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OECD: Schnellere Job-Integration nötig

7. September 2016

Die Eingliederung geflüchteter Menschen in den Jobmarkt wird mühsam und teuer. Im internationalen Vergleich sind die Voraussetzungen für eine deutsche Erfolgsgeschichte aber nicht schlecht.

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Ein junger Mann räumt in einem Supermarkt ein Kühlregal ein. (Foto: picture alliance/ZB/P. Pleul)
Bild: picture alliance/ZB/P. Pleul

Bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt hat Deutschland nach Einschätzung der OECD aus Fehlern der Vergangenheit gelernt und den richtigen Weg eingeschlagen. "Die Flüchtlingskrise wird als Chance genutzt, das Integrationssystem erheblich zu verbessern", sagte der Arbeitsmarktexperte der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Thomas Liebig, bei der Vorstellung einer Vergleichsstudie. Am Ende seien alle Bemühungen, Flüchtlinge möglichst frühzeitig in Jobs zu bringen, auch hilfreich für ihre Eingliederung in die deutsche Gesellschaft.

Die europaweite Untersuchung von OECD und Europäischer Kommission bezieht sich im wesentlichen auf das Jahr 2014, gibt aber nach den Worten Liebigs viele Hinweise für die Lage nach dem Andrang von rund einer Million Flüchtlinge im Vorjahr. "Erhebliche Fortschritte" habe Deutschland bei der Sprachvermittlung gemacht, die entscheidend für die Arbeitsmarkt-Integration sei.

Ein Porträt von Jutta Cordt. (Foto: picture-alliance/dpa/B. Pedersen)
Jutta Cordt, Leiterin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in BerlinBild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Statt 20 Jahre nur noch fünf?

Der Studie zufolge dauerte es 2014 rund zehn Jahre, bis die Mehrheit der Flüchtlinge in Beschäftigung war. Bis zu 20 Jahre dauerte es, bis die Beschäftigungsquote bei Flüchtlingen das Niveau der Inländer erreicht hatte. Jutta Cordt, die laut Medienberichten zum Jahreswechsel die Leitung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge übernehmen soll, sagte in Berlin, sie gehe davon aus, dass nach heutiger Sachlage in fünf bis sechs Jahren 50 Prozent der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt integriert seien.

Nach Auffassung der OECD sollten die Zielländer der Flüchtlinge ein Hauptaugenmerk auf die Beschäftigung von Frauen legen - diese täten sich auch wegen der familiären Rollenaufteilung oft schwer auf dem Arbeitsmarkt. Ein weiteres Phänomen: Hoch qualifizierte Flüchtlinge haben in Deutschland vergleichsweise große Probleme, ihre Fähigkeiten im Arbeitsmarkt anzubringen. Sie sind für ihre Jobs überqualifiziert. Liebig lobte die im OECD-Vergleich bei Flüchtlingen stärker als bei anderen Migranten ausgeprägte Bereitschaft, die Staatsbürgerschaft ihres Ziellandes anzunehmen. Auch das sei "ein wichtiger Indikator für Integration" in Gesellschaft und Arbeitsmarkt.

"Es wird viel Geld kosten und lange dauern"

Nach den August-Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren zuletzt 153.000 Geflüchtete als arbeitslos registriert, 13.000 mehr als im Juli. Zusammen mit den rund 193.000 Asylsuchenden, die in Integrations- und Berufseingliederungskursen auf Alltag und Arbeitsleben in Deutschland vorbereitet werden, beläuft sich die Zahl der arbeitsuchenden Flüchtlinge auf 346.000. BA-Chef Frank-Jürgen Weise ist zwar grundsätzlich optimistisch. "Aber es wird viel Geld kosten und lange dauern." Eine Gesamtbilanz, ob sich die Aufnahme der Flüchtlinge auch für den deutschen Arbeitsmarkt gelohnt habe, werde erst in einigen Jahren vorliegen.

pab/uh (dpa, epd)