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Obama trauert in Charleston

26. Juni 2015

Der Mörder sei blind vor Hass, so der Trauerredner. Es ging um den Tod des dunkelhäutigen Pastors Pickney und acht weiterer Amerikaner, und auch der Trauerredner war ein Schwarzer: Barack Obama. Am Ende: "Amazing Grace".

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Charleston Trauerfeier für Clementa Pinckney
Bild: Getty Images/AFP/M. Ngan

Nach dem offenkundig rassistischen Anschlag auf eine von Schwarzen besuchte Kirche hat US-Präsident Barack Obama bei der Trauerfeier eine bewegende Rede gehalten. Obama würdigte in Charleston den ermordeten Pastor Clementa Pinckney und forderte erneut eine Verschärfung der Waffengesetze. Der Präsident mischte sich auch in die Debatte um die Südstaaten-Flagge ein, die er als Symbol der "rassistischen Unterjochung" bezeichnete.

Tausende Trauergäste

Während einer Bibelstunde in der Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston hatte ein junger Weißer am Mittwoch vergangener Woche Pinckney und acht weitere Afroamerikaner erschossen. "Blind vor Hass hat der mutmaßliche Mörder nicht die Gnade gesehen, die Pastor Pinckney und seine Bibelgruppe umgab", sagte der Präsident vor tausenden Trauergästen in der Stadt im Bundesstaat South Carolina. Zum Abschluss der Rede stimmte der erste afroamerikanische Präsident der USA die Kirchenhymne "Amazing Grace" an, zu deutsch "erstaunliche Gnade".

Der mutmaßliche Täter Dylann Roof soll aus rassistischen Motiven gehandelt haben. Medienberichten zufolge gestand der 21-jährige Weiße nach seiner Festnahme die Tat. Bei einer ersten Gerichtsanhörung wurde ihm neunfacher Mord vorgeworfen, ihm droht die Todesstrafe. Roof hatte auf Fotos mit der Südstaaten-Flagge posiert, die den für den Erhalt der Sklaverei kämpfenden Konföderierten im Bürgerkrieg (1861 bis 1865) als Erkennungszeichen diente. Die Fahne - ein mit weißen Sternen besetztes blaues Andreaskreuz auf rotem Grund - ist auch heute noch an vielen Orten im Süden der Vereinigten Staaten gegenwärtig. Das Banner gilt einigen Bewohnern der Südstaaten als Symbol ihrer Geschichte. Allerdings vereinnahmten auch rassistische und gewaltbereite Organisationen wie der Ku Klux Klan die Flagge.

Charleston Trauerfeier für Clementa Pinckney
Umarmung für die Hinterbliebenen: Präsident Obama bei der TrauerfeierBild: Getty Images/Joe Raedle

Die umstrittene Fahne habe "immer für mehr gestanden als für Stolz auf die Vorfahren", sagte Obama. "Für viele, Schwarze und Weiße, war die Flagge eine Erinnerung an systematische Unterdrückung und rassistische Unterjochung." In mehreren südlichen Bundesstaaten gibt es seit der Bluttat von Charleston Bestrebungen, die Flagge von öffentlichen Gebäuden zu verbannen.

Der Präsident forderte in seiner Trauerrede außerdem ein strengeres Waffenrecht. "Wir sind blind gewesen, was das einzigartige Chaos angeht, das die Gewalt mit Schusswaffen unserer Nation aufbürdet", sagte Obama. "Die große Mehrheit der Amerikaner, die Mehrheit der Waffenbesitzer wollen daran etwas ändern." Doch politisch konnte sich der Präsident mit dieser Überzeugung und dem Wunsch nach strengeren Waffengesetzen unter anderem gegen die einflussreiche Waffenlobby bislang nicht durchsetzen.

ml/haz (afp,rtr)