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Nur Blechmedaille für Spiegelburg

A. Boettcher/ A. Sten-Ziemons6. August 2012

Die deutschen Stabhochspringerinnen verpassen Edelmetall. Silke Spiegelburg verzweifelt über den vierten Platz. Im Tischtennis ist China zu stark für die Deutschen. Die Volleyballer schaffen Historisches.

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Silke Spiegelburg sitzt auf der Matte, hält die Hände vors Gesicht und weint (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Als sie zum letzten Mal aus 4,75 Metern Höhe auf die Matte fiel, flossen bereits die Tränen bei Stabhochspringerin Silke Spiegelburg. Die Leverkusenerin hatte die Höhe nicht geschafft und musste sich nach übersprungenen 4,65 Metern wie schon bei der WM 2009 in Berlin und der EM 2012 in Helsinki mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben. "Ich bin nur Vierte! Wie immer! Das kann doch nicht wahr sein", schrie sie ihren Frust nach dem Aus in Richtung ihres Trainers Leszek Klima auf der Tribüne heraus. Die beiden anderen Deutschen, Martina Strutz (4,55 Meter) und Lisa Ryzih (4,45) wurden Fünfte und Achte. Die Goldmedaille sicherte sich Jennifer Suhr aus den USA (4,75) vor Yarisley Silva aus Kuba (4,75). Bronze ging an Doppel-Olympiasiegerin Jelena Issinbajewa aus Russland.

Neue Kugelstoß-Olympiasiegerin ist Nadeschda Ostaptschuk aus Weißrussland. Die Bronzemedaillen-Gewinnerin von Peking 2008 setzte sich mit 21,36 Metern vor Valerie Adams aus Neuseeland (20,70) und der Russsin Jewgenia Kolodko (20,48) durch. Enttäuschend verlief das Finale für Christina Schwanitz, die mit 18,47 Metern nur auf Rang elf landete. Europameisterin Nadine Kleinert war bei ihrer vierten und letzten Olympia-Teilnahme in der Qualifikation ausgeschieden. Über 3000-Meter-Hindernis der Frauen belegten Antje Möldner-Schmidt und Gesa Felicitas Krause die Ränge sieben und acht. Gold holte die russische Favoritin Julija Saripowa.

Am Vormittag hatte Diskuswerfer Robert Harting souverän das Finale erreicht und seine Stellung als Goldfavorit untermauert. Der zweimalige Weltmeister und Weltranglistenerste warf im ersten Versuch 66,22 Meter und übertraf die für das Finale geforderte Norm von 65 Metern deutlich. Hartings schärfster Konkurrent, Litauens zweimaliger Olympiasieger Virgilijus Alekna, kam nicht über 63,88 Meter hinaus.

Boll und Co. ohne Chance gegen China

Tischtennis-Europameister Deutschland hat das olympische Halbfinale 1:3 gegen Weltmeister China verloren. In der Neuauflage des Endspiels von Peking 2008 zeigte das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf eine engagierte und gute Leistung. Nachdem Einzel-Bronzemedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov das erste Einzel gegen Ma Long verloren hatte, schaffte Timo Boll mit einem Vier-Satz-Sieg gegen Olympiasieger Zhang Jike den Ausgleich. Im Doppel sah es nach dem Gewinn des ersten Satzes durch Boll und Bastian Steger kurzzeitig so aus, als könnten die Deutschen an der Sensation schnuppern. Dann aber wendete sich das Blatt: Die Chinesen gewannen das Doppel, im dritten Einzel setzte sich Ma Long aber klar mit 3:0 gegen Steger durch und holte damit den entscheidenden dritten Matchgewinn, der die Chinesen ins Finale brachte.

Spielszene aus dem Doppel im Tischtennis-Halbfinale Deutschland gegen China (Foto: REUTERS/Darren Staples)
Die Chinesen waren für Deutschlands Tischtennis-Asse eine Nummer zu großBild: Reuters

Trotz der 21. Niederlage im 21. Pflicht-Länderspiel gegen die übermächtigen Asiaten besitzen der WM-Dritte Timo Boll, der Olympia-Dritte Dimitrij Ovtcharov und der deutsche Meister Bastian Steger weiterhin eine Medaillenchance. Im Spiel um Platz drei geht es für die DTTB-Auswahl am Mittwoch (08.08.2012) gegen Hongkong um Bronze.

Volleyballer kampflos im Viertelfinale

Spielszene mit Deutschlands Volleyballern (Foto: Chris O'Meara/AP/dapd)
Deutschlands Volleyballer schafften das, was zuletzt 1972 der DDR-Mannschaft gelangBild: AP

Die deutschen Volleyballer stehen zum ersten Mal seit 1972 wieder in der olympischen K.o.-Runde. Allerdings erreichte die Mannschaft von Bundestrainer Vital Heynen diesen historischen Erfolg nicht auf dem Feld. Vielmehr profitierte sie, während sie zeitgleich trainierte, von der klaren 0:3-Niederlage des Europameisters Serbien gegen Russland. Damit war Deutschland Rang vier vor dem letzten Spiel in Gruppe B gegen den Weltranglisten-Ersten Brasilien, das am späten Abend mit 0:3 verloren ging, nicht mehr zu nehmen. "Das ist sensationell und hat eine Dimension, auf die wir alle stolz sein können, allen voran die Mannschaft", sagte der Präsident des Volleyball-Verbandes, Werner von Moltke.

Bei den Beachvolleyballern sind die Europameister Julius Brink und Jonas Reckermann ins Halbfinale eingezogen. Das Duo setzte sich mit einem starken Auftritt im Viertelfinale mit 2:0 (21:15, 21:19) gegen Ricardo Santos und Pedro Cunha aus Brasilien durch und blieb auch im fünften Spiel in London ungeschlagen. Im Halbfinale treffen die Ex-Weltmeister am Dienstagabend (07.08.2012) auf die Niederländer Reinder Nummerdor und Rich Schuil.

Ambitionierte Kanuten, enttäuschte Schützen

Die deutsche Kanu-Flotte ist zum Auftakt der olympischen Wettbewerbe mit allen vier gestarteten Booten ins Finale eingezogen und hat ihre Medaillenambitionen eindrucksvoll untermauert. Kajak-Einer-Europameister Max Hoff, Sebastian Brendel im Canadier und der Zweier-Kajak der Männer qualifizierten sich über 1000 Meter für die Finalläufe. Ebenso im Finale steht der Vierer-Kajak der Frauen, der sich auf der 500-Meter-Strecke qualifizierte.

Die deutschen Hockey-Damen haben derweil das Halbfinale verpasst. Im letzten Gruppenspiel kam die Mannschaft nicht über ein 0:0 gegen Neuseeland hinaus und muss in die Platzierungsrunde.

Aus deutscher Sicht ebenfalls erfolglos endeten die Wettbewerbe der Schützen: Daniel Brodmeier und Maik Eckhardt verpassten als letzte Hoffnungsträger des Deutschen Schützenbundes (DSB) im Kleinkaliber-Dreistellungskampf ebenso die Medaillenränge wie Karsten Bindrich im Trap. Damit haben die teils favorisierten deutschen Schützen in London nicht eine einzige Medaille gewonnen.

Dreimal Edelmetall für Gastgeber Großbritannien

Ein Wechselbad der Gefühle erlebten die britischen Fans in der olympischen Turnhalle. Fast wäre es Elisabeth Tweddle im Einzelfinale am Stufenbarren gelungen, das erste Turn-Gold für Großbritannien in der 116-jährigen Geschichte der Olympischen Spiele zu gewinnen. Nur wegen eines Standfehlers beim Abgang fiel sie auf den Bronzerang, holte damit aber trotzdem die erste Medaille für die britischen Turnerinnen und wurde euphorisch gefeiert. Gold ging an Alija Mustafina aus Russland vor der Siegerin von 2008 in Peking, He Kexin aus China. Trotz einer perfekt geturnten Übung musste sich die deutsche Meisterin Elisabeth Seitz mit einem sechsten Platz zufrieden geben. Außer Seitz waren keine weiteren deutschen Turner an den Finals des Tages beteiligt. Im Pferdsprung der Männer ging das Gold an Yang Hak Seon aus Südkorea. An den Ringen siegte der Brasilianer Arthur Nabarrete.

Elizabeth Tweddle präsentiert ihren Fans die Bronzemedaille (Foto: dpa)
Eine stolze Elizabeth Tweddle präsentiert ihren Fans die BronzemedailleBild: picture-alliance/dpa

Einen weiteren Grund zur Freude für die britischen Gastgeber brachte der Mannschaftswettbewerb der Springreiter. Die britische Equipe holte 60 Jahre nach ihrem letzten Erfolg 1952 in Helsinki wieder Gold. Deutschland hatte sich für das Finale überraschend nicht qualifiziert. Und auch Lokalmatador Jason Kenny holte Gold. Auf der Radbahn setzte sich Kenny im Sprint-Finale gegen den Franzosen Gregory Bauge durch.

US-Judoka wegen Dopings ausgeschlossen

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Judoka Nicholas Delpopolo aus den USA wegen eines Dopingverstoßes von den Spielen ausgeschlossen. Der 23-Jährige wurde positiv auf Cannabis getestet. Nach eigenen Angaben hatte er Kekse gegessen, bei denen er nicht wusste, dass sie mit Marihuana gebacken worden waren. Delpopolo, der in der vergangenen Woche in der Klasse bis 73 Kilogramm den siebten Platz belegt hatte, wurde aus der Wertung genommen.

Kritik des Verteidigungsministers

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere hat zur Olympia-Halbzeit in London Kritik an der deutschen Zwischenbilanz und auch an der Einstellung von Athleten geübt. "In der Tat fällt auf, dass das Verhältnis der Goldmedaillen zu den Silbermedaillen nicht so gut ausgefallen ist. Das hat möglicherweise auch etwas damit zu tun, dass bei manchen die Olympiateilnahme als solches schon ausreicht", sagte de Maiziere, der als zuständiger Minister für die Bundeswehr Dienstherr über ein Drittel der Sportler im deutschen Olympiateam ist. Bislang hat die deutsche Mannschaft fünf Gold-, zehn Silber- und sieben Bronzemedaillen gewonnen und liegt im Medaillenspiegel auf dem neunten Rang.