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Neue Sorgen um Bankensektor sorgen für Absturz

24. März 2023

Die Sorgen um den Bankensektor sind am Freitag mit voller Wucht zurückgekehrt. Erneute Kurseinbrüche bei Commerzbank und Deutsche Bank lösten bei den Anlegern wieder Alarm aus. Sogar der Kanzler äußert sich.

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Deutsche Bank erneut in roten Zahlen Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Sorgen um die Stabilität des Finanzsektors und der unklare Zinskurs der großen Notenbanken haben den DAX zum Wochenschluss auf Talfahrt geschickt. Der deutsche Leitindex fiel - angeführt von einem mehr als zehnprozentigen Kursverlust bei der Deutschen Bank - um bis zu 2,3 Prozent auf 14.852 Zähler. Gefragt waren am Freitag dagegen Staatsanleihen, die Anti-Krisen-Währung Dollar und Gold. 

Angesichts des Absturzes der Deutsche-Bank-Aktien hat Kanzler Olaf Scholz dem Finanzinstitut demonstrativ sein Vertrauen ausgesprochen. "Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen", sagte Scholz am Freitag nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Die Deutsche Bank habe ihr Geschäftsmodell grundlegend modernisiert, neu organisiert und "ist sehr profitabel". Das Bankensystem in Europa sei sehr stabil und widerstandsfähig. 

Die jüngsten Börsenschwankungen infolge des Bankenbebens sind aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel nicht ungewöhnlich. Immer wenn so etwas passiere, seien die Finanzmärkte sehr verunsichert, sagte Nagel am Freitag auf einer Veranstaltung in Edinburgh. Nach solchen Ereignissen sei es dann oft ein holpriger Weg. Das hätten ähnliche Ereignisse in der Vergangenheit gezeigt. "Daher bin ich nicht so überrascht, dass die Märkte etwas volatiler sind als vor diesen Ereignissen."

Deutschland | Treffen der G7 Finanzminister und Notenbankgouverneure in Königswinter
Bundesbank-Chef Joachim Nagel (links) im Gespräch mit EZB-Chefin Christine Lagarde und Bundesfinanzminister Christian LindnerBild: Thilo Schmuelgen/REUTERS

Ausfallversicherungen steigen stark an

Wie groß die Sorgen im Markt sind, zeigten am Freitag vor allem die Bankenwerte. Die Preise für die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen von Banken, ein Alarmsignal für Investoren, zogen europaweit deutlich an. Für die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets von Deutsche Bank-Anleihen mussten dem Datenanbieter S&P Market Intelligence zufolge am Freitag mehr als 200.000 statt wie noch am Mittwoch 142.000 Euro gezahlt werden. Das war der höchste Wert seit 2019.

Die Aktien der Deutschen Bank rutschten in der Spitze um fast 15 Prozent auf 7,95 Euro ab und markierten damit den niedrigsten Stand seit Oktober. Seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank in den USA und dem Beginn der Bankenkrise vor gut zwei Wochen haben die Titel der Deutschen Bank rund 30 Prozent eingebüßt - damit lösten sich rund sieben Milliarden Euro an Börsenwert in Luft auf. Aktuell ist die Deutsche Bank noch gut 16,5 Milliarden Euro wert. Commerzbank-Papiere veloren zum Wochenschluss bis zu 10,4 Prozent auf 8,41 Euro. Der europäische Bankensektor gab zeitweise 5,7 Prozent nach. Die Aktien der UBS, die sich auf Druck von Notenbanken, Regulierer und Regierung auf eine Not-Übernahme der schwer angeschlagenen Credit Suisse eingelassen hat, verloren mehr als sieben Prozent.

Auch die Kurse von eigenkapitalähnlichen Anleihen (AT1) der Deutschen Bank gaben nach Daten des Online-Brokers Tradeweb nach, was die Rendite auf 24 Prozent ansteigen ließ. Damit rentierten sie doppelt so hoch wie noch vor zwei Wochen. Eigenkapitalähnliche Anleihen von Banken sind unter Druck geraten, seit die Credit Suisse gezwungen war, AT1-Schulden im Wert von 16 Milliarden Schweizer Franken im Rahmen der Übernahme durch die UBS auf Null abzuschreiben. "Die Auswirkungen der Abschreibung bei Credit Suisse haben Fragen zu einem wichtigen Teil der Bankenfinanzierung aufgeworfen", sagte Stuart Cole vom Vermögensverwalter Equiti Capital. Unabhängig davon kündigte die Deutsche Bank am Morgen an, am 24. Mai nachrangige Anleihen mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Dollar vor ihrer Fälligkeit 2028 zu tilgen.

hb/dk (rtr)