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Nur etwa 40 Prozent aller Babys, die nicht älter als sechs Monate sind, werden weltweit ausschließlich gestillt. Das ist das Ergebnis einer UN-Studie. Muttermilch wirkt wie eine erste Impfung, kann aber noch mehr.
Muttermilch bildet sich schon während der Schwangerschaft. Die Hormone Progesteron und Prolaktin setzten die Milchdrüsen dann etwa 24 Stunden nach der Geburt in Gang. Das Kind selbst aber entscheidet mit dem ersten Saugen über den endgültigen Startschuss der Milchzufuhr. Das Hormon Prolaktin reguliert zudem das Nervensystem der Mutter und die Menge, die produziert werden soll.
Muttermilch werden fast magische Kräfte zugesagt. In den ersten Wochen im Leben des Kindes schützt sie vor Darminfektionen, unterstützt die Verdauung und bewahrt das Kind vor Blähungen und Verstopfungen. Muttermilch hilft dem Baby, gute Abwehrkräfte aufzubauen und sich gegen Allergien zu wappnen. Außerdem fördert das Saugen die Gaumen- und Kieferbildung.
Die Liste der Inhaltsstoffe ist sehr lang. Die bedeutendsten aber sind Mineralstoffe, Vitamine, Fett und Aminosäuren. Oder Nukleotide, die den Grundbausteine für die DNA liefern, Kohlenhydrate, die Energie spenden, Wachstumsfaktoren, die die Reifung der Darmschleimhaut unterstützen und antimikrobielle Faktoren, die das Immunsystem nutzt, um Fremdstoffe zu identifizieren und zu neutralisieren.
Muttermilch erfindet sich immer wieder neu. Am ersten Stilltag produzieren die Milchdrüsen das sogenannte Kolostrum, die sehr nährstoffreiche Erstmilch. Ab dem vierten Tag entsteht die Übergangsmilch und erst am zehnten Tag produzieren die Milchdrüsen die reife Muttermilch. Aber auch das ist nur ein Grundgerüst. Die Zusammensetzung der Milch wird permanent geändert und richtet sich nach dem Wachstum des Kindes.
Pro Tag produziert eine Frau bis zu einem Liter Milch. Pro "Mahlzeit" trinkt ein Baby etwa 200-250 ml. Die weibliche Brust kann sich aber schnell nach den Bedürfnissen des Kindes richten und mehr Milch oder weniger zur Verfügung stellen.
Darüber wird gestritten - die WHO und die Nationale Stillkommission empfehlen Müttern mindestens bis zum sechsten Monat des Kindes zu stillen und frühestens ab dem vierten Monat zusätzliche Kost zu füttern.
Wie lange ein Kind gestillt wird, ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich. So stillen Frauen in Bofi, Zentralafrika, ihre Kinder oft bis zum 53. Monat (gut viereinhalb Jahre). Dabei kann die Mutter unvorstellbare 1600 Liter Milch produzieren. Alle Kulturen zusammengefasst stillen Mütter ihre Kinder im Durchschnitt 30 Monate.
Früher wurden die Kinder mit "Weibermilch" gestillt. Erst seit einer Kampagne im 18. Jahrhundert wird das Wort "Muttermilch" gebraucht. Diese Kampagne rief Mütter dazu auf, ihre Kinder selbst zu stillen, anstatt sie in die Obhut von Ammen zu geben. Kinder sollten von ihren Müttern ernährt werden, nicht von irgendwelchen "Weibern".
Eine Mutter, die in der Öffentlichkeit stillt, ist - vor allem in angelsächsischen Ländern - nicht so gern gesehen. Dort werden Bilder von stillenden Müttern, die bei Facebook erscheinen, umgehend gelöscht.
Geht es um die Versorgung des Nachwuchses, sind sich Mensch und Tier nicht mehr ganz so ähnlich. Während der Mensch sein Kind jederzeit von der Brust entwöhnen kann oder erst gar nicht stillt, sind Tierkinder lange Zeit von ihren Müttern abhängig. Sie können erst der Muttermilch fern bleiben, wenn sie sich eigenständig Nahrung beschaffen können. Ein Menschenaffe beispielsweise stillt zwischen fünf und sieben Jahren.