Werfen Sie schon jetzt einen Blick auf die Beta-Version der künftigen DW-Seiten. Mit Ihrer Meinung können Sie uns helfen, dw.com weiter zu verbessern.
Bei einer gewaltsamen Konfrontation zwischen Palästinensern und israelischer Armee im besetzten Westjordanland hat es erneut Todesopfer gegeben. Einer der Getöteten soll ein gesuchter Attentäter sein.
Während der israelischen Militäroperation in Dschenin kam es zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und den israelischen Streitkräften
Wie der israelische Armeesender berichtete, seien vier Palästinenser bei Schusswechseln im Zusammenhang mit einem Einsatz im Flüchtlingslager Dschenin getötet worden. Unter den Getöteten sei auch ein Verdächtiger, der an einem tödlichen Anschlag auf zwei jüdischer Siedler Ende Februar in Huwara beteiligt gewesen sein soll, erklärte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der Regierungschef sprach von einer "chirurgischen Operation".
Das palästinensische Gesundheitsministerium berichtete dagegen von sechs getöteten Palästinensern im Zusammenhang mit dem israelischen Einsatz in Dschenin. 26 weitere seien verletzt worden, drei schwebten in Lebensgefahr, darunter zwei 16 Jahre alte Jugendliche. Die Getöteten waren den Angaben nach zwischen 22 und 49 Jahre alt. Ein israelischer Militärsprecher sagte, man prüfe die Berichte.
Beschädigtes Gebäude in Dschenin nach den Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften
Die Dschenin-Brigade, eine militante Palästinensergruppe, erklärte, ihre Kämpfer hätten auf israelische Soldaten geschossen. Augenzeugen berichteten von heftigen Schusswechseln zwischen militanten Palästinensern und israelischen Soldaten, nachdem diese ein Haus umstellt hatten. In dem Gebäude soll sich der Attentäter von Huwara versteckt haben. Dschenin gilt als eine Hochburg militanter palästinensischer Gruppen im Westjordanland.
Das Militär teilte mit, bei dem Getöteten, der in den Mord an den Siedlern verwickelt gewesen sein soll, handele es sich um Abdel-Fattah Charuscha, ein Mitglied der radikalislamischen Hamas. Seine beiden Söhne seien bei einer zeitgleichen Razzia in Nablus festgenommen worden. Die Hamas wird sowohl von Israel als auch von den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und mehreren anderen Ländern als terroristische Organisation eingestuft.
Die Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit längerem sehr angespannt. Seit Beginn des Jahres wurden 13 Israelis und eine Ukrainerin bei palästinensischen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 71 Palästinenser ums Leben - sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder bei eigenen Anschlägen getötet.
Es gibt zudem immer wieder Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten. Erst in der Nacht zum Montag waren jüdischer Siedler erneut in das palästinensische Dorf Huwara eingedrungen. Israelische Soldaten und Grenzpolizei lösten nach Darstellung des Militärs Gruppen "von gewaltbereiten Randalierern" auf. Ende Februar war Huwara Schauplatz schwerer Ausschreitungen, als Siedler in den Ort strömten und aus Rache für den Tod ihrer zwei Mitglieder Dutzende Autos und einige Häuser anzündeten.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen künftigen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
ww/sti (dpa. afp. rtr)