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Martin Hinteregger beendet Profi-Karriere

23. Juni 2022

Wegen umstrittener Geschäftsbeziehungen zu einem mutmaßlich rechtsextremen FPÖ-Mitglied ist der 29-jährige Fußballprofi in die Kritik geraten. Sein Vertrag bei Eintracht Frankfurt wird aufgelöst.

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Eintracht Frankfurts Spieler Martin Hinteregger von hinten mit in die Hüften gestemmten Armen
Und Ende! Eintracht Frankfurts Martin Hinteregger ist ab sofort kein Fußballprofi mehrBild: picture alliance/dpa

Eintracht Frankfurts Martin Hinteregger hat völlig überraschend und mit sofortiger Wirkung seine Fußballkarriere beendet. Diesen Entschluss des 29-Jährigen teilten die Hessen am Donnerstag mit. "Den Sieg in der Europa League habe ich deswegen so ausgiebig genossen, weil ich da schon wusste, dass es meine letzte große Siegesfeier mit den fantastischen Fans in dieser Stadt sein würde, die meine zweite Heimat geworden ist", sagte Hinteregger in einer Vereinsmitteilung.

Krösche: "Unerwartete Entscheidung"

Er habe vergangenen Herbst schon mal über ein Karriereende nach der Saison nachgedacht.  Der bis 30. Juni 2024 gültige Vertrag bei Europa-League-Sieger Frankfurt wird ausgesetzt. Dies hatte zunächst die "Bild-Zeitung" berichtet. Sport-Vorstand Markus Krösche sagte: "Martins Entscheidung kam für uns unerwartet, aber er hat uns seine Perspektive und Gründe eindrücklich und überzeugend dargelegt. Daher war es für uns keine Frage, diesem sportlich schmerzlichen, aber menschlich nachvollziehbaren Wunsch zu entsprechen."

Durch eine Geschäftsbeziehung mit einem FPÖ-Gemeinderat war Hinteregger zuletzt schwer in die Kritik geraten. Der Verteidiger beendete die Beziehung zwar und grenzte sich klar nach rechts ab, verärgerte bei folgenden Interviews aber weitere Fans mit seinen Aussagen. "Emotionale, vielleicht unbedachte Worte von mir haben zu Irritationen geführt und dafür möchte ich mich entschuldigen. Das bedaure ich sehr. Um es noch mal ganz klar zu sagen: rechtes, intolerantes und menschenverachtendes Gedankengut verurteile ich aufs Schärfste", stellte Hinteregger noch einmal klar.

Publikumsliebling und streitbarer Geist

Hinteregger hat nach Eintracht-Angaben den Vorstand gebeten, ihn vorzeitig von den Verpflichtungen zu entbinden. Der Profi war zwar wegen seiner nahbaren und unverstellten Art Publikumsliebling, geriet zuletzt aber auch immer mehr zum Problemfall für den Verein. "Martins Schritt verdient Respekt und Anerkennung", sagte nun Krösche, für den sich damit ein ernstes Problem von selbst löst.

Der Funktionär fügte an: "Nicht zuletzt aufgrund seiner aufrichtigen Entschuldigung für sein Verhalten in den zurückliegenden Tagen und Wochen und seiner deutlichen und glaubhaften Distanzierung von rechtem Gedankengut bleibt er in Frankfurt als verdienter Spieler und Europapokalsieger immer willkommen." Hinteregger habe dazu beigetragen, dass der Verein "diese tolle Entwicklung" nehmen konnte.

Hintereggers Laufbahn als Fußballprofi lief auch vor dem überraschenden Ende in Frankfurt und der Entwicklung, die dazu geführt hat, nicht ohne Skandale. Als er noch beim FC Augsburg spielte, kritisierte er im Januar 2019 seinen damaligen Trainer Maunel Baum öffentlich in einem Interview. "Ich kann nichts Positives über ihn sagen, werde aber auch nichts Negatives sagen", waren damals seine Worte. Daraufhin erteilte der Verein Hinteregger eine Geldstrafe und suspendierte ihn vom Mannschaftstraining. Wenig später wurde Hinteregger freigestellt, sich einen neuen Verein zu suchen.

Er fand ihn in Eintracht Frankfurt, wo er ebenfalls mit Eskapaden auffiel: ein auf Video dokumentierter Vollrausch auf einem Volksfest, das Ausplaudern von Interna und zuletzt die Zusammenarbeit mit dem früheren FPÖ-Gemeinderat mit Neonazi-Verbindungen.

asz/jk (dpa)