1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Die Schande Jemen-Krieg

3. April 2017

Vor zwei Jahren eskalierte mit dem Eingreifen Saudi-Arabiens ein Stammeskonflikt im Jemen zum offenen Krieg. Heute hungern dort zwei Drittel der Menschen. Wegsehen geht nicht mehr, meint Matthias von Hein.

https://p.dw.com/p/2aTOS
Jemen Krieg Zerstörung in Sanaa
Zerstörungen in der jementischen Hauptstadt SanaaBild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com

Das reichste Land der arabischen Welt bombt das ärmste Land der Region in die Steinzeit. Seit zwei Jahren geht das so. Westliche Staaten sind willige Helfer: Die USA tanken die Kampfjets der von Saudi-Arabien angeführten Koalition in der Luft auf. Sonst könnten die ihre Ziele im Jemen gar nicht erreichen. Großbritannien und die USA verkaufen Waffen - sogar international geächtete Streubomben. Seit Beginn der Angriffe summieren sich deren Waffenlieferungen an das Wüstenkönigreich auf gut fünf Milliarden Dollar.

Immer mehr US-Hilfe für Saudi-Arabien

Dass die Bomben viel zu oft auch Zivilisten töten, tut der Waffenbrüderschaft keinen Abbruch. Im Gegenteil: Gerade erst haben die USA angekündigt, ihre saudischen Verbündeten im Jemen stärker unterstützen zu wollen. Das vermeintliche Ziel: Den iranischen Einfluss im Jemen zurück zu drängen. Der Haken: Teherans Einfluss auf die Huthi-Rebellen ist längst nicht so groß, wie Saudi-Arabiens Propaganda glauben machen will. Die Huthis im Jemen sind nicht mit der Hisbollah im Libanon zu vergleichen, sie sind keine Befehlsempfänger Teherans. Wäre das so, hätten sie beispielsweise auf die Warnung aus Teheran gehört, die Hauptstadt Sanaa nicht einzunehmen. Sie haben sich nicht abhalten lassen.

von Hein Matthias Kommentarbild App
DW-Redakteur Matthias von Hein

Mehr als rethorische Unterstützung bekommen die Rebellen aus dem Iran kaum. Und auch wenn alles andere im Jemen knapp ist: An Waffen herrschte kein Mangel. Die Huthis konnten sich in den Armeedepots bedienen. Sie sind verbündet mit dem früheren Präsidenten Saleh. Der war immerhin mehr als zwei Jahrzehnte an der Macht, ist nach wie vor bestens vernetzt und hat eben auch im Militär noch viele Freunde, die der Huthi-Saleh-Rebellion angeschlossen haben. Waffenlieferungen aus Teheran hat es da nicht gebraucht. Sie wären auch nicht möglich. Die Seehäfen sind von der saudischen Koalition blockiert. Auch deshalb wissen nach UN-Angaben sieben Millionen Jemeniten nicht, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll. Eine halbe Million Kinder leidet unter schwerer Mangelernährung. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sind auf Nahrungsmittelunterstützung angewiesen. Diese Menschen werden aktiv ausgehungert. Diese Hungersnot ist gewollt und von Menschen gemacht.

Eskalation bringt keinen Frieden

Die jetzt angepeilte militärische Eskalation wird keine Wende im Krieg bringen und schon gar keinen Frieden. Die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre haben gezeigt: Vom Chaos im Land profitierten bislang neben der Waffenindustrie allein Al-Kaida und der Islamische Staat. Wieder einmal scheint westliche Politik dabei zu helfen, eher Terroristen hervorzubringen als ihnen den Boden zu entziehen.

Was das Land braucht, ist eine Nationale Versöhnungskonferenz - ohne Vorbedingungen. Und vor allem: ohne Einmischung von außen. Und was die ganze Region braucht, ist eine Sicherheitsarchitektur, die den Bedürfnissen Saudi-Arabiens eben so Rechnung trägt wie denen des Iran. Das könnte vielleicht die an Paranoia grenzende Obsession saudischer Politiker wegen des angeblich wachsenden iranischen Einflusses in der Region einhegen.

Sie können unterhalb dieses Artikels einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!

Matthias von Hein
Matthias von Hein Autor mit Fokus auf Hintergrundrecherchen zu Krisen, Konflikten und Geostrategie.@matvhein