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Facebook sperrt QAnon-Accounts

20. August 2020

Nach Twitter ist nun auch Facebook gegen die QAnon-Bewegung vorgegangen. Ihre Anhänger verbreiten Verschwörungstheorien und gelten als rechtsextrem. Entsprechende Accounts hat der Social-Media-Konzern nun gesperrt.

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QAnon-Anhänger bei einem Trump-Auftritt in Las Vegas (im Februar)
QAnon-Anhänger bei einem Trump-Auftritt in Las Vegas (im Februar)Bild: Getty Images/M. Tama

Die QAnon-Bewegung verliert einen weiteren Kanal, auf dem sie bislang ihre abstrusen Theorien verbreiten konnte - über angeblichen Kinderhandel und eine heimliche Regierung in den USA: Facebook hat nach eigenen Angaben fast 800 Gruppen mit Verbindungen zu QAnon aus seinem Netzwerk entfernt. Auch seien rund hundert Seiten und etwa 1500 Anzeigen mit Verbindungen zu der Bewegung gelöscht worden.

Weitere Maßnahme: Der US-Konzern löschte mehr als 300 Hashtags - sowohl bei Facebook als auch bei der Konzerntochter Instagram. Die Internetschlagworte hatten einen Bezug zu QAnon. Darüber hinaus gelten nun Beschränkungen für mehr als 1950 Gruppen und 440 Seiten auf Facebook sowie mehr als 10.000 Instagram-Accounts.

Auch sie sollen Verbindungen zu der Bewegung haben und sogar "Gewaltakte befürworten", teilte Facebook mit. Die verhängten Restriktionen sollen dafür sorgen, dass diese Gruppen und Seiten nicht mehr anderen Nutzern empfohlen werden und schwerer in Suchanfragen zu finden sind.

Maßnahmen auch gegen "Antifa"-Gruppen

Facebook betonte zugleich, dass auch 980 Gruppen bei dem Online-Netzwerk wegen Aufrufen zu Unruhen entfernt worden seien. Einige davon würden mit dem Namen Antifa mit Verbindung gebracht, hieß es.

USA Mankato | Demonstrationen | Qanon-Anhänger
QAnon-Anhänger in Minnesota: Glaube VerschwörungenBild: Getty Images/S. Maturen

Eine von seinen Anhängern verbreitete Mär ist, dass hinter QAnon eine hochrangiger US-Geheimnisträger namens "Q" steckt, der spezielle Insiderkenntnisse über die Trump-Regierung habe. Kern der Theorie ist, dass Trump heimlich gegen ein Kinderpornographie-Ring kämpft, bei dem auch prominente Demokraten Mitglieder seien.

Die QAnon-Bewegung verbreitet zudem die Behauptung, dass die USA von einer kriminellen Organisation beherrscht würden, der etwa die früheren Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama, der Milliardär George Soros sowie diverse Hollywoodstars angehören sollen.

Doch es geht noch abstruser: Viele Anhänger der Bewegung behaupten, prominente Politiker von den Demokraten ließen sich mit Hormonen behandeln, die aus dem Blut von Kindern gewonnen würden.

Viele Trump-Unterstützer QAnon-gläubig

Viele QAnon-Botschaften haben antisemitischen und rechtsradikalen Charakter. Auffallend ist, dass unter den Anhängern viele Trump-Unterstützer sind. Anhänger der Bewegung nahmen zuletzt auch an Protesten gegen die Corona-Restriktionen in den USA teil.

Der US-Präsident sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus, er wisse nicht viel über QAnon. Doch habe er mitbekommen, dass die Anhänger der Bewegung "mich sehr mögen, was ich zu schätzen weiß". Er habe gehört, "dass dies Leute sind, die unser Land lieben", sagte der Präsident.

Rettung vor "radikaler linker Philosophie"

Von einer Reporterin speziell darauf angesprochen, dass die QAnon-Anhänger glaubten, er rette die Welt "vor einem satanischen Kult aus Pädophilen und Kannibalen", sagte Trump: "Ich habe das nicht gehört. Aber soll das etwas Schlechtes sein oder etwas Gutes? Wenn ich helfen kann, die Welt vor Problemen zu retten, bin ich bereit dazu." Seine Regierung rette die Welt bereits vor "radikaler linker Philosophie".

USA Washington | Pressekonferenz | Donald Trump
US-Präsident Trump: "Ich weiß nicht viel über QAnon"Bild: picture-alliance/dpa/C. Kleponis

In den USA und anderen Ländern hat in den vergangenen Monaten der Druck auf die Betreiber der großen Onlinenetzwerke stark zugenommen, gegen Hassbotschaften und Falschinformationen vorzugehen. Facebook sieht sich deshalb sogar einem Anzeigenboykott ausgesetzt, an dem sich diverse Großunternehmen beteiligen.

In den USA wird die Debatte über derartige Onlinebotschaften angesichts der Präsidentschaftswahl im November besonders intensiv geführt. Facebook und andere Internetunternehmen ergriffen in den vergangenen Monaten bereits diverse Maßnahmen gegen aufwiegelnde, manipulative und irreführende Botschaften auf ihren Seiten. Das Kurzmitteilungsportal Twitter hatte bereits vor einem Monat Tausende Konten mit Verbindungen zu QAnon gelöscht.

AR/ww (afp, dpa, rtr, ap)