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Ist das Sagan-Aus ein Skandal?

5. Juli 2017

Foul oder Unfall - war der Ausschluss von Rad-Weltmeister Peter Sagan von der Tour de France berechtigt? Nach dem Zwischenfall beim Zielsprint der 4. Etappe gehen die Meinungen weit auseinander.

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Frankreich Tour de France Sturz Etappe 4.
Bild: Imago/Belga/D. Waem

Brutales Foul, gar Köperverletzung - oder ein gewöhnlicher Unfall, wie er oft geschieht beim Radsport? Selbst nach dem Studium der Fernsehbilder gehen die Meinungen der Radsport-Experten auseinander. Fakt ist: Im Zielsprint stürzte Mark Cavendish schwer und brach sich dabei das Schulterblatt. Für ihn ist die Tour de France beendet, bestätigte sein Team Dimension Data:

Aber hat Peter Sagan wirklich Schuld an dem Sturz? Nicht nur für Cavendishs Sportdirektor Rolf Aldag gab es keine zwei Meinungen: "Das war eine klare Tätlichkeit. Sagan muss ausgeschlossen werden. Wir haben das bei der Jury beantragt." 

Auch der deutsche Radprofi André Greipel hatte kurz nach dem Zwischenfall noch wütend gewettert: "Hör auf! Du hast mich zum zweiten Mal beinahe umgebracht!" Der 34-Jährige war schon beim Zwischensprint am Vortag mit Sagan aneinandergeraten, jedoch einem Sturz knapp entgangen. "Nur weil er das Weltmeister-Trikot anhat, kann er sich nicht alles erlauben."

Nur wenige Stunden nach dem Rennen ruderte Greipel jedoch zurück: "Ich denke, die Entscheidung der Jury ist zu hart. Manchmal sollte ich mir die Bilder anschauen, bevor ich etwas sage."

Auf den ersten Blick sieht es auf den TV-Bildern ganz deutlich danach aus, als hätte Sagan seinen Konkurrenten mit dem Ellenbogen gerammt, in die Absperrgitter gedrängt und zu Fall gebracht. So wertete es auch die Rennleitung, die den Slowaken am Abend von der Frankreich-Rundfahrt ausschloss. "Wir haben entschieden, Peter Sagan zu disqualifizieren. Er hat im Sprint die anderen Fahrer ernsthaft gefährdet", teilte die Jury mit.

Sagans deutsches Team Bora-hansgrohe legte daraufhin Protest ein und verlangte dessen Wiederaufnahme in die Ergebnislisten.


Sagan, der sich bereits im Ziel entschuldigt hatte und sich nach dem Befinden von Cavendish erkundigte, habe versichert, den schweren Sturz "weder verursacht noch in irgendeiner Weise beabsichtigt" zu haben. "Ich habe im Sprint nicht gewusst, dass Mark Cavendish hinter mir war. Er kam sehr schnell von hinten, und ich hatte einfach keine Zeit mehr, zu reagieren und nach links auszuweichen." Cavendish und er seien "Freunde und Kollegen im Peloton. Ich hoffe, dass Mark sich schnell erholt."

In der Radsportszene werden nun sogar Vorwürfen gegen Cavendish laut, der von hinten kam und sich in die gefährlich kleine Lücke rechts neben Sagan drängte. Sagan hätte nicht mit Absicht die "Tür zugemacht" - er habe einfach nicht mit Cavendish gerechnet. Sein ausgefahrener Ellenbogen könnte ebenso eine Ausgleichsbewegung sein, um seinerseits einen Sturz zu vermeiden, nachdem sich die Oberkörper beider Fahrer berührt haben.

Und so schließt etwa der ehemalige australische Straßenradrennfahrer Baden Cooke, es sei die falsche Entscheidung gewesen, Sagan nach Hause zu schicken. "Es war keine Absicht. Man benutzt oft seine Ellenbogen, um sich etwas Platz zu verschaffen und nicht zu stürzen."

Auch für den deutschen Ex-Profi Jens Voigt ist die Disqualifikation zu viel. "-80 Punkte in der Sprintwertung, letzter Platz und eine Zeitstrafe für Sagan wären für mich in Ordnung."

Nichtsdestotrotz bleibt der Radsport-Weltmeister von der 104. Tour de France ausgeschlossen. Der Einspruch wurde vom Radsportweltverband UCI am Mittwochmorgen abgelehnt. "Ich bin gegen die Entscheidung der Jury, aber ich akzeptiere sie", sagte Sagan direkt nach der Verkündung.