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Auch Frauen im Iran dürfen ins Stadion

5. April 2015

Im Iran ist es Frauen bisher verboten, große Sportereignisse im Stadion zu verfolgen. Nun leitet die Staatsführung eine Kehrtwende ein. Frauen sollen künftig die meisten Sportveranstaltungen besuchen dürfen.

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Eine Protestaktion für iranische Frauen bei einem Fußballspiel in Stockholm (Foto: dpa)
Eine Protestaktion für iranische Frauen bei einem Fußballspiel in StockholmBild: picture-alliance/dpa/H. Montgomery

Die folgenreiche Mitteilung kam vom stellvertretenden Minister für Jugend und Sport, Abdolhamid Ahmad. Er sagte der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA, dass es Frauen und ihren Familien künftig erlaubt sein werde, den meisten Sportveranstaltungen beizuwohnen. Ausnahmen werde es bei "maskulinen" Sportarten wie Wrestling oder Schwimmen geben. Der Plan seines Ministeriums werde noch dieses Jahr umgesetzt. Wie die "New York Times" weiter berichtet, sollen Frauen wahrscheinlich getrennte Areale in den Stadien zugewiesen werden, während gemischte Sitzbereiche Familien vorbehalten sein sollen.

Die aktuelle Entscheidung bedeutet eine grundlegende Veränderung der bisherigen Politik, die es Frauen verbietet, Spiele zu besuchen, bei denen auch Männer anwesend sind. Der konservative Klerus im Iran vertritt die Ansicht, Stadien seien wegen unmoralischen und vulgären Verhaltens männlicher Fans etwa bei Fußballspielen kein geeigneter Platz für Frauen.

Schlüsselrolle des Fußballs?

Im März hatten die Vereinigten Arabischen Emirate den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußball-Asienmeisterschaft 2019 bekommen, der Iran ging dagegen leer aus. Der Präsident des Weltfußballverbands FIFA, Joseph S. Blatter, hatte die derzeitige Lage im Iran zuvor als "nicht tolerabel" bezeichnet. Er forderte Teheran erneut auf, das Frauen-Verbot in den Stadien aufzuheben. Kurz darauf sagte Ali Kafaschian, der Präsident des iranischen Fußballverbands, zu, das Stadionverbot für Frauen zu überprüfen. Bei internationalen Länderspielen sei der Zugang ausländischer Frauen ins Stadion bereits jetzt nicht verboten, sagte er nach einer Meldung der Nachrichtenagentur ISNA.

Auch iranische Frauenrechtlerinnen verlangen seit langem, Sportstadien für Frauen zu öffnen. Nach Ansicht von Beobachtern könnte die teilweise Aufhebung des Verbots im Zusammenhang stehen mit der Unterzeichnung eines internationalen Rahmenabkommens über das umstrittene Atomprogramm des Irans.

Der ehemalige Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad hatte bereits 2006 vorgeschlagen, Frauen den Stadion-Besuch zumindest in einem extra ausgewiesenen Bereich zu erlauben. Diesen Vorschlag hatte der mächtige Klerus damals vehement abgelehnt.

kle/jj (sid, ape, rtre, New York Times)