Irak und Syrien nähern sich wieder an
25. September 2010Übereinstimmend teilten die amtliche syrische Nachrichtenagentur und der irakische Außenminister Hoschjar Sebari mit, schon in Kürze sollten wieder Botschafter in das jeweils andere Nachbarland entsendet werden. Ein Termin wurde aber nicht genannt.
Waren Mitglieder Baath-Partei in Anschläge verwickelt?
Der Irak hatte im August 2009 seinen Botschafter in Damaskus abgezogen - mit der Begründung, Syrien gewähre Drahtziehern von Bombenanschlägen Unterschlupf. Daraufhin zog auch Syrien seinen Botschafter aus Iraks Hauptstadt Bagdad ab. Die irakische Regierung hatte von Damaskus die Auslieferung von zwei Mitgliedern der im Irak verbotenen Baath-Partei verlangt, die in mehrere Anschläge in Bagdad verwickelt gewesen sein sollten. Syrien wies die Vorwürfe zurück und lehnte eine Auslieferung ab. In Damaskus ist die Arabische Sozialistische Baath-Partei an der Macht, mit Präsident Baschar al-Asad an der Spitze.
Wenn sich nun die Regierungen in Bagdad und Damaskus um eine Verbesserung der Beziehung beider Länder bemühen, dann könnte das der Region insgesamt zugute kommen. Auch das schwierige Verhältnis Syriens zu den USA könnte davon profitieren. Jahrelang hatte die US-Regierung Syrien vorgeworfen, Terroristen zu unterstützen. Der frühere US-Präsident George W. Bush hatte das Land zur "Achse des Bösen" gezählt. Die Regierung des jetzigen Präsidenten Barack Obama versucht seit dem vergangenen Jahr einen vorsichtigen Kurs der Annäherung. US-Außenministerin Hillary Clinton kündigte erst in der vergangenen Woche an, Syrien in den Nahost-Friedensprozess einbinden zu wollen.
Extremisten im Grenzgebiet
Die schlechten Beziehungen zwischen Syrien und dem Irak hatten bisher ein von den USA angestrebtes Vorgehen gegen Extremisten im Grenzgebiet verhindert. Das könnte sich nun ändern. Syrien hat eine 600 Kilometer lange Grenze zum Irak und in den vergangenen Jahren Hunderttausende Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen. Inzwischen sind die Grenzen jedoch weitgehend dicht, und es gibt so gut wie keine Aufenthaltserlaubnis mehr in Syrien für Flüchtlinge aus dem Irak.
Bereits im August hatte es erste Zeichen einer Wiederannäherung zwischen Syrien und dem Irak gegeben, als der irakische Erdölminister Hussein al-Schahristani seine Zustimmung dazu gab, dass künftig iranisches Gas durch den Irak nach Syrien und ans Mittelmeer durchgeleitet werden darf. Laut einer diesbezüglichen Vereinbarung sollen nach dem Bau von neuen Pipelines bis zu 110 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag durch den Irak geleitet werden.
Autorin: Ursula Kissel (rtr, dpa)
Redaktion: Reinhard Kleber