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Menschen mit Behinderung im Fokus

Julia Hitz
27. Januar 2017

Starfotograf Jim Rakete zeigt in der Berliner Ausstellung "Wir sind viele" eindrückliche Porträts von Menschen mit Behinderung. Die Opfer der "Euthanasie" sind Schwerpunktthema des diesjährigen Holocaust-Gedenktages.

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Deutschland Jim Rakete Ausstellung „Wir sind viele" Bundestag | Friedhelm Fleischmann
Bild: v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel

In diesem Jahr wird am deutschen Holocaust-Gedenktag besonders an die Opfer der "Aktion T4" der Nationalsozialisten erinnert. Das "Euthanasie-Programm" führte zur systematischen Vernichtung von mehr als 70.000 Menschen mit Behinderungen, die von den Nationalsozialisten zum "unwerten Leben" herabgewürdigt wurden.

Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar Zimmer
Die Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar war Teil der "Aktion T4": Dort wurden 15.000 Menschen ermordetBild: picture-alliance/dpa

Erste systematische Vernichtung

Der Begriff Euthanasie stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt "angenehmer Tod". In der Antike stand er für ein "gutes", schnelles und schmerzloses Ableben ohne Fremdeinwirken. Da unter dem Deckmantel der Euthanasie Massemorde in der Zeit des Nationalsozialismus verübt wurden, ist der Begriff besonders in Deutschland historisch schwer belastet. Die sozialdarwinistischen Ideen der Auslese und die der Eugenik wurden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg auf die menschliche Gesellschaft angewandt und in den Dienst einer so genannten "Rassenhygiene" gestellt. Sozialdarwinismus war in den Augen der Nationalsozialisten im Dritten Reich eine Rechtfertigung für die Tötung von "Schwächeren" und von als minderwertig abqualifizierten Menschen.

Mit seinem "Euthanasiebefehl" vom Oktober 1939 ermächtigte Adolf Hitler die Tötung sogenannten "lebensunwerten Lebens". Damit begann die erste systematische Vernichtung von Menschen im Dritten Reich. Verschleiert wurde die Aktion durch den von Hitler in seinem Ermächtigungsschreiben verwendeten Begriff "Gnadentod". Als "lebensunwert" galten nach seiner Definition vor allem missgebildete Kinder und an Geistes- und Erbkrankheiten oder Syphilis leidende Erwachsene, insbesondere wenn sie entsprechend der nationalsozialistischen Rassenkunde einer "minderwertigen Rasse" angehörten.

"Aktion T4" und ihre Opfer

Berlin  Gedenktor T4 Tiergartenstrasse 4 Berlin
Gedenktor an der Tiergartenstrasse 4, der ehemaligen Zentrale für "rassehygienische" VernichtungsaktionenBild: picture alliance/Arco Images

Mit der Durchführung der Tötungsmaßnahmen war die "Kanzlei des Führers der NSDAP" beauftragt. Um die Opfer zu erfassen und auszuwählen, wurde die Tarnorganisation "Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten" gegründet.

Es gab sechs Vernichtungsanstalten über ganz Deutschland verteilt. Betitelt wurde das Unternehmen als "Aktion T 4", benannt nach der Ende 1939 für den Massenmord eingerichteten Organisationszentrale (Zentrale der Reichskanzlei) in der Berliner Tiergartenstraße 4. Bis 1941 fielen der Tötungsmaßnahme mindestens 120.000 Menschen durch Vergasung, Erschießung oder tödliche Injektionen zum Opfer. Den Hinterbliebenen teilten eigens für diesen Zweck in den Tötungsanstalten eingerichtete Standesämter den angeblich unerwarteten Tod ihrer Angehörigen mit.

jhi/ nw (epd, zukunft-braucht-erinnerung.de, gedenkort-t4.eu)