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Hisbollah-Führer getötet

13. Februar 2008

Der Geheimdienstchef der Hisbollah ist bei einem Attentat in Damaskus ums Leben gekommen. Die Drahtzieher des Anschlags sind noch unbekannt, doch der Tod Emad Maghanijas wird die Region weiter destabilisieren.

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Emad Maghanija, Quelle: AP
War ein weltweit gesuchter Mann: Emad MaghanijaBild: AP

Das international gesuchte Hisbollah-Mitglied Emad Maghanija ist in der syrischen Hauptstadt Damaskus bei einem Bombenanschlag getötet worden. Maghanija gehörte zu den Gründungsmitgliedern der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Bewegung, und soll an zahlreichen Entführungen und Anschläge beteiligt gewesen sein.

Eine Belohnung so hoch wie auf Bin Laden

Die USA hatten für seine Ergreifung ein "Kopfgeld" von fünf Millionen Dollar (3,4 Millionen Euro) ausgesetzt, das später auf 25 Millionen Dollar erhöht wurde - genauso hoch wie die Summe, die auf El-Kaida-Kopf Osama Bin Laden ausgesetzt ist. Die Hisbollah und der Iran machten Israel für den Anschlag verantwortlich. Israel hat am Mittwoch jedoch jede Beteiligung an dem tödlichen Bombenanschlag zurückgewiesen.

Hisbollah-Sprecher Hussein Rahhal sagte am Mittwoch in Beirut, Maghanija sei in der Nacht zum Mittwoch (13.02.2008) durch die Explosion einer Autobombe ums Leben gekommen. Bei dem Anschlag im Wohnviertel Kafr Susa war nach syrischen Angaben ein weiterer Mensch verletzt worden. Nach inoffiziellen Berichten explodierte der Sprengsatz, als Maghanija in sein Auto stieg.

Zwielichtige Legende

Der frühere Sicherheitschef der Organisation war vor der Vertreibung der Palästinenserführung aus Beirut 1982 Leibwächter von PLO-Chef Jassir Arafat. Um das hochrangige Hisbollah-Mitglied ranken sich unzählige Legenden. So soll sich der 45-Jährige nach seinem Untertauchen in den 1990er Jahren einer Gesichtsoperation unterzogen haben, um nicht erkannt zu werden. Zuletzt hatte er sich angeblich bei der Beerdigung seines Bruders im Dezember 1994 in der Öffentlichkeit gezeigt.

Maghanija ist Libanese palästinensischer Herkunft. Er wurde von den USA und von der EU als gefährlicher Terrorist eingestuft und soll an der Entführung einer TWA-Maschine im Jahr 1985 sowie an der Attacke auf die israelische Botschaft in Buenos Aires 1992 beteiligt gewesen sein, bei der 29 Menschen getötet worden waren. Auch bei der Entführung und Ermordung westlicher Ausländer während des libanesischen Bürgerkrieges sowie bei dem Selbstmordanschlag 1983 auf die US-Truppen in Beirut, dem 240 Amerikaner zum Opfer gefallen waren, soll er im Hintergrund agiert haben. Im Krieg der Hisbollah gegen Israel 2006 spielte er unbestätigten Angaben zufolge ebenfalls eine tragende Rolle.

Schwere Folgen für die politische Lage im Libanon befürchtet

Collage von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad mit Hisbollah-Fahnen, Quelle: AP/DW
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschaad verliert einen wichtigen VerbündetenBild: AP/DW

Politische Beobachter im Libanon befürchten nun, dass das Attentat auf Maghanija die politische Krise in ihrem Land weiter verschärfen könnte. Der Libanon hat wegen der Konfrontation zwischen dem pro- syrischen Lager unter Führung der Hisbollah und den Gegnern Syriens in der Regierung seit November keinen Präsidenten mehr. Die libanesische Zeitung "Al-Nahar" berichtet, Maghanija habe sich in Damaskus aufgehalten, um dort den iranischen Außenminister Manuchehr Mottaki zu treffen, der in Syrien zu Gesprächen über die Libanon-Krise erwartet worden war. Der Besuch wurde nach dem Anschlag auf Donnerstag verschoben.

Der Anschlag trifft den Iran und seine Verbündeten hart. Teheran verliert mit Maghanija, der in den vergangenen 25 Jahren an mehr als einem halben Dutzend Terroroperationen beteiligt gewesen sein soll, einen seiner treuesten Vasallen in der arabischen Welt. Die libanesische Schiiten-Bewegung Hisbollah, zu deren Gründungsmitgliedern der palästinensische Sunnit Maghanija zählte, trauert um einen ihrer wichtigsten Militärführer. Und die syrische Führung unter Präsident Baschar al-Assad muss eingestehen, dass ihr gefürchteter Geheimdienst nicht einmal in der Lage ist, einen Anschlag dieses Kalibers im Herzen der Hauptstadt zu verhindern.

Washington: Die Welt ist ein besserer Ort

Saad Hariri, im Hintergrund ein Bild seines Vaters Rafik Hariri, Quelle: AP
Auch der politische Gegner verurteilt das Attentat: Saad HaririBild: AP

Aus iranischen Diplomatenkreisen hieß es, Teheran werde am Donnerstag einen Botschafter zur Beerdigung Maghanijas im Libanon schicken. Die Trauerfeier, die in einem Schiiten-Vorort von Beirut stattfinden soll, ist für den gleichen Tag geplant wie eine Großdemonstration der anti-syrischen Mehrheitsfraktion von Ministerpräsident Fuad Siniora anlässlich des dritten Jahrestages des Attentates auf den früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri.

Dessen Sohn Saad Hariri sprach der Hisbollah-Führung und der Familie Maghanijas am Mittwoch sein Beileid aus. "Wir verurteilen die Ermordung eines der wichtigsten Führer der Hisbollah", erklärte Hariri, der gute Beziehungen nach Washington und Paris hat. Indessen begrüßte das US-Außenministerium die Ermordung Maghanijas. "Die Welt ist ohne ihn ein besserer Ort", hieß es aus Washington. (sar)