"Heil": Filmischer Klamauk über Neonazis
Darf man eine Komödie über Neonazis in Ostdeutschland machen? Natürlich, meint DW-Autorin Sarah Hofmann. Solange die Witze das tatsächliche Problem in Deutschland auf den Punkt bringen. Der Film "Heil" tut dies nicht.
Das Klischee der ostdeutschen Neonazis
Der Film "Heil" spielt im fiktiven Ort Prittwitz am Dreiländereck Brandenburg, Thüringen, Sachsen. Dort konkurrieren gleich mehrere Sorten Neonazis um Aufmerksamkeit.
In Polen einmarschieren
Die Truppe um Doreen (im Bild in roter Bomberjacke) verlangt vom selbsternannten Anführer einer kleinen Nazizelle, er solle doch mal zeigen, was er kann und am besten gleich in Polen einmarschieren.
Ein Schwarzer, der gegen Integration wettert
Neonazi-Boss Sven (im Bild links, gespielt von Benno Fürmann) landet währenddessen einen Coup: Er hat den gefeierten afrodeutschen Autor Sebastian Klein (gespielt von Jerry Hoffmann) gekidnappt. Der plappert seit einem Schlag auf den Kopf alles nach, was Sven ihm einflüstert.
Prenzlauer Berg-Mutti
Sebastians schwangere Freundin Nina (gespielt von Liv Lisa Fries) versucht, ihn zurückzugewinnen. Sie ist das Klischeebild einer wohl situierten Mutti aus Berlin-Prenzlauer Berg, die nur um sich kreist. In diesem Fall macht sie sich mehr Sorgen darüber, dass Sebastian zu seiner Ex-Freundin zurückkehren könnte, als von den Neonazis erschlagen zu werden.
Gegenbeispiel "Mein Führer"
Während "Heil" von Regisseur Dietrich Brüggemann nach der ersten Sequenz nur noch in oberflächlichem Klamauk dahinplätschert, ist "Mein Führer" von Regisseur Dani Levy von 2007 ein gelungenes Gegenbeispiel. Im Bild: Helge Schneider als badender Hitler.
Bitterböser Humor
Die Story: Der jüdische Schauspieltrainer Adolf Grünbaum (rechts im Bild, gespielt von Ulrich Mühe) soll den depressiven "Führer" für die Neujahrsrede 1945 zu alter aggressiver Form coachen. Wenn Hitler ruft: "Ich will meinen Juden haben! Tot oder lebendig. Natürlich besser lebendig. Bei bester Laune", dann bleibt einem schon mal das Lachen im Hals stecken.
Historisches Filmmaterial
"Mein Führer" und "Heil" setzen beide historisches Filmmaterial aus dem Zweiten Weltkrieg ein. Bei Regisseur Dani Levy verkommen die Bilder aber nie einfach zur Kulisse. Regisseur Dietrich Brüggemann ("Heil") setzt das Material nur zu Beginn des Films als Schockeffekt ein. Und wird damit der historischen Verantwortung nicht gerecht.
Typen statt Menschen
Eines der Probleme des Films "Heil": Er zeigt keine Menschen, sondern bloße Typen. Die Neonazis von Prittwitz sind beispielsweise zu dumm, um "White Power" richtig zu schreiben. Eine Komödie über die neuen Nazis, die tatsächlich das Phänomen rechter Gewalt verstehen - und zugleich verlachen will, ist "Heil" leider nicht.