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Millionenverlust bei Greenpeace

15. Juni 2014

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat bei Wechselkursgeschäften 3,8 Millionen Euro verloren. Grund soll die Fehleinschätzung eines Mitarbeiters gewesen sein. Doch offenbar versagten auch interne Kontrollen.

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Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior III
Bild: picture-alliance/dpa

Der Verlust von Millionen von Spendergeldern - für Greenpeace ein enormer Image-Schaden. Und so beeilte sich die deutsche Abteilung der Umweltorganisation zu versichern: " Wir bedauern den Verlust außerordentlich und möchten uns bei unseren Fördermitgliedern ausdrücklich entschuldigen".

Entstanden ist der Millionenverlust allerdings bei Greenpeace International. Nach Darstellung der Organisation war einem Mitarbeiter der Finanzabteilung in der Amsterdamer Zentrale eine schwerwiegende Fehleinschätzung unterlaufen: 3,8 Millionen Euro gingen bei Termingeschäften verloren, die auf einen sinkenden Euro-Kurs spekulierten - denn der Kurs stieg stark an. Der verantwortliche Mitarbeiter wurde entlassen. Doch offenbar versagten auch interne Kontrollen, gibt man bei Greenpeace zu.

Fehleinschätzung in der Zentrale

Greenpeace International ist nach Angaben der deutschen Greenpeace-Organisation für die zentralen Dienstleistungen zuständig und koordiniert die globalen Kampagnen. Nationale und regionale Büros, die ihre Kampagnen-Arbeit noch nicht selbst finanzieren könnten, würden finanziell unterstützt. Für die Verteilung dieser Hilfen sei Greenpeace International verantwortlich. Die Zentrale arbeitet mit Euros, die Landesbüros mit den jeweiligen nationalen Währungen. Also gibt es je nach Wechselkursschwankung Verluste oder Gewinne. Diese hielten sich bislang offenbar die Waage und glichen sich aus.

Per "Absicherung" zum Millionenverlust

Wie das deutsche Greenpeace-Büro mitteilte, hatte sich Greenpeace International jedoch im vergangenen Jahr anders als sonst gegen Wechselkursschwankungen abgesichert und Währungen zu festen Kursen eingekauft. Die "Absicherungen" hätten sich als nachteilig herausgestellt und so im Jahr 2013 einen Verlust von etwa 3,8 Millionen Euro angehäuft. Denn der Kurs des Euro stieg gegenüber den meisten anderen Währungen an, und zwar nachdem der Kauf der ausländischen Währungen für die Nationalbüros bereits abgeschlossen war. Greenpeace International hätte zu einem späteren Zeitpunkt also weniger Euros für andere Währungen ausgeben müssen.

Greenpeace: Es war keine Zockerei

Dass sich der verantwortliche Mitarbeiter in Amsterdam bereichern wollte, schließt die Umweltorganisation aus. Es spreche momentan nichts dafür, dass der Mitarbeiter in persönlicher Absicht gehandelt habe, sagte der Sprecher von Greenpeace International, Mike Townsley. Er entschuldigte sich für den Verlust und versicherte, Greenpeace werde alles tun, damit sich so etwas nicht wiederhole. Gegen den Eindruck, mit Spendergeld jongliert zu haben, verwahrt man sich. "Der Eindruck einer wilden Zockerei ist einfach nicht richtig, sagte der Kommunikationschef von Greenpeace Deutschland, Michael Pauli. "In Anführungszeichen war es ein ganz normales Bankgeschäft."

Wer kompensiert den Verlust?

Die Umweltorganisation muss sich aber fragen lassen, wie es sein kann, dass offenbar jede interne Kontrolle über derartige Bankgeschäfte versagte. Das Budget von Greenpeace International beträgt in diesem Jahr 82 Millionen Euro, es dürfte nun ganz genau geschaut werden, wie die Verluste kompensiert werden können. Greenpeace Deutschland erklärte, es werde das entstandene Defizit "weder ganz oder teilweise auffangen". Sollten Spendengelder aus Deutschland nicht für die vorgesehenen Kampagnen ausgegeben werden können, würden diese an Greenpeace Deutschland zurücküberwiesen.

cw/sti (dpa, afp, rtr)