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Kommt die Impfung gegen Chlamydien?

13. August 2019

Dänische Forscher haben erstmals eine Impfung gegen Chlamydien an Menschen getestet. Die Ergebnisse geben Grund zur Hoffnung, dass es bald eine Impfung gegen die sexuell übertragbare Erkrankung geben könnte.

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Symboilbild impfen
Bild: picture-alliance/dpa/O. Spata

Die Chlamydien-Infektion, hervorgerufen durch das Bakterium Chlamydia trachomitis, ist die häufigste sexuell übertragbare Krankheit weltweit. Vor allem Frauen stecken sich damit an. Die Folgen können Beckenentzündungen und Unfruchtbarkeit sein. Auch kann es zu einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter kommen.

Nun gibt es Hoffnung auf eine Impfung gegen den Erreger. Dänische Mediziner haben eine Phase-I-Studie mit 35 gesunden Teilnehmerinnen durchgeführt. Von diesen erhielten 15 den Impfstoff mit dem Namen CTH522 zusammen mit dem häufig bei Impfungen verwendeten Wirkstoffverstärker Aluminiumhydroxid. Weitere 15 Teilnehmerinnen erhielten den gleichen Impfstoff mit einem Zusatzstoff namens Adjuvans CAF01 und fünf Probandinnen erhielten nur ein Placebo. Die Forscher haben ihre Arbeit am 13. August 2019 in der Fachpublikation The Lancet vorgestellt.

Gute Verträglichkeit und eine Immunreaktion

Dabei kam heraus, dass der Impfstoff bei allen Teilnehmerinnen eine Immunreaktion hervorrief. Diese war am stärksten bei den Probandinnen, die den Impfstoff zusammen mit dem Zusatzstoff Adjuvans CAF01 erhalten hatten.

Durch Phase-1-Studien wird nach Tierversuchen zunächst getestet, ob die Medikamente mögliche Nebenwirkungen zeigen. Das war bei den Probandinnen nicht der Fall. Also scheint der Wirkstoff gut verträglich. 

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Weitere Studien sind nötig

Ob der Impfstoff allerdings auch sein Ziel erreichen kann, nämlich Chlamydien-Infektionen und ihre gefährlichen Spätfolgen wirksam zu verhindern, können erst Phase-II und -III Studien mit einer deutlich höheren Zahl an Teilnehmerinnen zeigen. Derzeit bereitet das Statens Serum Institut im Auftrag des Dänischen Gesundheitsministeriums eine Phase-II-Studie vor.

"Die Ergebnisse dieser Studie sind generell als positiv zu bewerten", sagte die Ärztin Dagmar Heuer, Leiterin des Fachbereichs für sexuell übertragbare bakterielle Krankheitserreger am Robert Koch-Institut (RKI), "insbesondere die gute Verträglichkeit des Impfstoffs und die verlässliche Induktion einer Immunantwort." Die Ärztin war an der Studie nicht beteiligt. "Die Verfügbarkeit einer Impfung gegen Chlamydien wäre von großer Bedeutung für die Eindämmung der Infektion," fügte Dagmar Heuer hinzu.

Kondome schützen nicht nur vor HIV

Durch jüngste Fortschritte in der Bekämpfung des HI-Virus nutzen in den letzten Jahren immer weniger Menschen Kondome. Das kann aber dazu führen, dass sich andere sexuell übertragbare Krankheiten wie Chlamydien oder auch Syphillis wieder stärker ausbreiten.

"Ein rückläufiger Kondom-Gebrauch, steigende Promiskuität und vereinfachte Anbahnung von oft anonymen Sexualkontakten durch das Internet führen zu einem Anstieg von sexuell übertragbaren Infektionen", warnt der Arzt Stefan Esser, Direktor der Ambulanz für HIV, AIDS und Geschlechtskrankheiten am Universitätsklinikum Essen.

"Trotz des inzwischen in Deutschland bei jungen Frauen eingeführten CT-Screenings lassen sich Infektionsketten bei STI wegen Scham und Angst vor Stigmatisierung nur schwer unterbrechen," betont der Mediziner. Fazit: Safer-Sex gilt ist nicht nur bei AIDS ein Thema. 

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Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen