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Geplatzter Traum für Bakery Jatta

23. April 2019

Lange schien das Halbfinale im DFB-Pokal offen, lange hält Zweitligist Hamburger SV dem Favoriten RB Leipzig stand. Auch dank eines Mannes, der vor vier Jahren als Flüchtling aus Gambia nach Deutschland kam.

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Hamburger SV v RB Leipzig - DFB Pokal Bakery Jatta
Bild: Getty Images/Bongarts/S. Franklin

Es sind diese Märchen, die nur der Fußball schreibt - auch wenn sie kein Happy End haben. Als mit dem Schlusspfiff feststand, dass RB Leipzig erstmals im DFB-Pokalfinale steht, war Bakery Jatta die Enttäuschung im Gesicht deutlich abzulesen. So sehr hatte sich der HSV-Flügelflitzer gewünscht, ins Finale nach Berlin zu kommen und über weite Strecken des Spiels auch alles dafür gegeben. Doch Gegner RB Leipzig ließ den Traum in der zweiten Halbzeit zerplatzen und setzte sich wie erwartet mit 3:1 (1:1) und Toren von Yussuf Poulsen (12.), Vasilije Janjicic (53./Eigentor) und Emil Forsberg (72.) am Ende souverän durch.

Traumtor bringt HSV zurück ins Spiel

Und trotzdem hat sich Jatta spätestens an diesem Abend in die Herzen der Fans gespielt. Sein kraftvoller, oft impulsiver Auf- und Antritt überraschte die Leipziger das ein oder andere Mal und sorgte für großes Aufsehen. Besonders in der 24. Minute, als er erst den nachlässig agierenden Kevin Kampl düpierte und dann feststellte, dass Peter Gulacsi einen Tick zu weit vor dem Tor stand. Ein Blick, ein Schuss - und der Ball senkte sich aus knapp 30 Metern, leicht abgefälscht vom RB-Keeper, zum 1:1 ins Tor. Für die Hamburger Fans das Traumtor des Jahres, für ihren Verein die Fahrkarte zurück ins Spiel. Angeführt wurden die Hamburger in dieser Phase von einem wie aufgedreht spielenden Jatta, dem in der Folge ziemlich viel gelang - im Vergleich zum Beispiel zu seinem Sturmkollegen Pierre-Michel Lasogga.

Erst vor vier Jahren war der Jatta aus Gambia als "unbegleiteter minderjähriger Flüchtling" über die Mittelmeerroute nach Deutschland gekommen, hatte zuerst ein Probetraining bei Werder Bremen und später eines beim HSV gemacht. 2016 unterschrieb er seinen ersten Profivertrag, der Anfang des Jahres bis 2024 verlängert wurde. Damit verlängerte sich auch seine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. "Ich bin dem HSV sehr dankbar und möchte hier gerne noch mehr lernen", sagte der Afrikaner damals.

Er würde bei Gelegenheit auch gerne deutscher Staatsbürger werden, erklärte er der "Sport Bild": "Ich wurde mit offenen Armen empfangen und ich spüre sehr große Zuneigung. Wenn sich die Möglichkeit ergeben würde, Deutscher zu werden, würde ich sie gerne ergreifen." 16 Bundesliga- und 21 Zweitligaspiele hat der 20-Jährige seither bestritten, vier Tore in dieser Saison erzielt, sich endgültig in das Stammteam gespielt.

Sein dynamischer Antritt und das starke Zweikampfverhalten und natürlich das sehenswerte Tor zum zwischenzeitlichen Ausgleich werden von diesem Pokalabend hängenbleiben, sehr wahrscheinlich auch bei Gulacsi. Dass Jatta anschließend trotz der Niederlage zum "Spieler des Spiels" gekürt wurde, war für ihn dennoch nur ein schwacher Trost.