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Gefeierte Sängerin: Zum Tod von Lata Mangeshkar

Manasi Gopalakrishnan
6. Februar 2022

Sie sang über 25.000 Lieder für mehr als 2000 indische Filme. Lata Mangeshkar war als "Königin der Melodie" und "Nachtigall Indiens" bekannt. Nun ist sie im Alter von 92 Jahren gestorben.

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Schwarz-weiß Porträt von Lata Mangeshkar
Bild: Sherwin Crasto/REUTERS

Ein Bollywood-Film ohne Musik - unvorstellbar. In Indien transportieren Filmsongs die ganze Palette von Gefühlen, mit denen sich die Menschen identifizieren können: Glück, Trauer, Frust, Liebesgeschichten, Patriotismus und auch antiautoritäres Gedankengut. Die Playback-Sängerin Lata Mangeskhar war für viele Menschen in ihrer Heimat eine Identifikationsfigur. In ihrer 70-jährigen Karriere soll Mangeshkar mehr als 25.000 Songs in über 2000 Filmen gesungen haben und stand damit sogar im Guiness-Buch der Rekorde. Sie sang in vielen verschiedenen indischen Dialekten und Sprachen, vor allem in Hindi, Bengali und Marathi.

Indiens Premierminister Narendra Modi bekundete seine Trauer bei Twitter. "Sie hinterlässt eine Leere in unserem Land, die nicht gefüllt werden kann", so Modi. "Die kommenden Generationen werden sich an sie erinnern als eine Verfechterin der indischen Kultur, die mit ihrer melodiösen Stimme die Menschen auf unvergleichliche Art und Weise in ihren Bann zu ziehen vermochte."

Kind einer Musikerfamilie

Lata Mangeshkar wurde am 28. September 1929 in Indore geboren. Ihr Vater, Dinanath Mangeshkar, war ein bekannter klassischer Musiker und Theaterschauspieler. Sie war die Älteste von fünf Schwestern, die alle selbst angesehene Sängerinnen wurden.

Ihr Vater brachte ihr das Singen schon in jungen Jahren bei. Als Lata 13 war, starb der Vater - und sie musste nun versuchen, mit ihrem Gesang Geld zu verdienen. Sie zog nach Mumbai und nahm bei namhaften klassischen Maestros Unterricht. Schließlich landete sie beim Film.

Kritiker taten ihre Stimme zunächst als zu dünn ab - und behielten Unrecht. Mit ihrer drei Oktaven umfassenden Stimme hatte sie sich in den späten 1940er Jahren einen Namen gemacht und sang Lieder in Hindi-Filmen.

Schlachtruf für Liebende

Mangeshkars Lieder sind für Generationen von Menschen in Indien zu Ikonen geworden. Das Lied "Aaega aane wala" (Der, der kommen soll) aus dem Film "Mahal" war 1949 ihr erster großer Hit und ist auch heute noch der Inbegriff eines Liedes, das Bilder von verwunschenen Villen und Geisterfrauen erweckt.

Der indische Sänger Jagjit Singh Flash-Galerie
Lata Mangeshkar zusammen mit Jagjit Singh bei der Veröffentlichung ihres Albums 'Saadgi' in Mumbai im Jahr 2007. Bild: AP

Ihr Lied "Jab Pyar Kiya to Darna Kya" (Die, die lieben, kennen keine Angst) aus dem Jahr 1960 für den Film "Mughal-e-Azam" (Der Mogulkaiser) erzählt die Geschichte des mittelalterlichen Mogulkaisers Akbar, dessen Sohn Jahangir sich in eine Sklavin verliebt. Der von dem Dichter Naushad verfasste Text wurde - und ist auch heute noch - ein Schlachtruf für indische Liebende aus verschiedenen Kasten, Klassen und Religionen.

In den 1960er und 70er Jahren dominierte Mangeshkar weiterhin die Hindi-Playback-Gesangsszene und produzierte zusammen mit anderen Bollywood-Legenden und zahlreichen renommierten Musikkomponisten berühmte Lieder. Sie sang auch Duette mit ihrer Schwester Asha Bhonsle, ebenfalls eine berühmte Bollywood-Sängerin, die im Vergleich zu Mangeshkars traditionellem indischen Stil modernen Gesang bevorzugte.

Unvergessene Bühnenauftritte

Auch die Live-Auftritte von Lata Mangeshkar waren legendär. Während des chinesisch-indischen Krieges 1963 sang sie "Ae mere watan ke logon" (Oh, Volk meines Landes), das der Dichter Kavi Pradeep zum Gedenken an die gefallenen Soldaten geschrieben hatte, und rührte damit den damaligen indischen Premierminister Jawaharlal Nehru zu Tränen.

Fast ein Jahrzehnt später, 1972, trat sie in der Royal Albert Hall in London auf und war damit die erste indische Künstlerin, die dort auftrat. Sie sang bis weit in die 2000er Jahre hinein und veröffentlichte 2012 ihr letztes Album.

Neben zahlreichen Auszeichnungen für ihre Arbeit erhielt sie 2001 in ihrem Heimatland die höchste zivile Ehrung, die Bharat Ratna. In Frankreich wurde sie 2009 zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Indiens Regierung kündigte zum Gedenken an die legendäre Sängerin eine zweitägige Staatstrauer an, bei der die Nationalflaggen auf Halbmast gesetzt werden sollen.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert von Silke Wünsch.