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Gaucks Neue für die Medien

Kay-Alexander Scholz13. Juli 2012

Joachim Gauck wird auch als Bundespräsident seinem Ruf gerecht, sich in Debatten einzumischen und öffentlich Stellung zu beziehen. Künftig wird er dabei von der Deutsch-Perserin Ferdos Forudastan unterstützt.

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Die Journalistin Ferdos Forudastan Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa/DW

Die Kölner Journalistin Ferdos Forudastan wechselt Job und Wohnsitz: Sie geht nach Berlin, um dort als neue Pressesprecherin des Bundespräsidenten zu arbeiten. Normalerweise sind Pressesprecher nur von Amts wegen interessant für die Medien. Ihre Biografie und ihre Persönlichkeit stehen weniger im Vordergrund. Schließlich haben sie zuvorderst eine dienende Funktion zu erfüllen. Doch dieses Bild hat sich gewandelt, seit die Affäre um Ex-Präsident Christian Wulff nicht nur das Bundespräsidialamt tief erschütterte. Erstes Opfer der damaligen Wulff-Affäre war sein langjähriger Pressesprecher Olaf Glaesaecker. Ihm wurde ein gewaltiger Einfluss auf Wulff zugesprochen - Glaesaecker war nicht nur Pressesprecher, er war Wulffs Imageberater.

Auch wenn der neue Bundespräsident Joachim Gauck - was Alter, Erfahrungen und Persönlichkeit angeht - ein völlig anderer Typ ist als Christian Wulff, scheint er sich wie dieser auch für eine Imageberatung im engsten Umfeld entschieden zu haben. Denn mit Ferdos Forudastan wird ab dem 1. September 2012 eine Frau Gauck zur Seite stehen, die nicht gewohnt ist, nur formal Mitteilungen zu verkünden.

Medienkennerin mit Migrationshintergrund

Ferdos Forudastan ist eine Frau mit internationaler Biografie. Ihre Mutter ist deutsche Augenärztin, ihr im Iran geborener Vater Orthopäde. Sie besuchte eine Grundschule in der Schweiz, ein Gymnasium im Iran und machte ihr Abitur wieder in Deutschland. Dann studierte sie Politik- und Rechtswissenschaften.

Meinungsstarke Journalistin: Ferdos Forudastan Foto: dpa
Meinungsstarke Journalistin: Ferdos ForudastanBild: picture-alliance / Sven Simon

Sie ist eine erfahrene Journalistin und Buchautorin, die sich mit meinungsstarken Kommentaren und Moderationen einen Namen machte. Zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung arbeitete Ferdos Forudastan als Korrespondentin in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn für Zeitungen aus dem linken Meinungsspektrum. Hier etablierte sie sich mit sogenannten Migrationsthemen, die in den 1990er-Jahren einen größeren Platz in deutschen Medien einzunehmen begannen. Sie verfasste mehrere Bücher dazu und engagierte sich in der Ausbildung von Journalisten aus Zuwandererfamilien.

Seitenwechsel

Bundespräsident Joachim Gauck weiß, dass die Themen Einwanderung und Migration in Deutschland einerseits kontrovers diskutiert werden, andererseits wegen des zunehmenden Fachkräftemangels von steigender wirtschaftlicher Bedeutung sind. Amtsvorgänger Wulff hatte mit der Aussage, dass auch der Islam zu Deutschland gehöre, Aufsehen und Kritik erregt. Als Gauck in einem Interview versuchte, diese Aussage verbal wieder abzuschwächen, musste er auch dafür viel Kritik in den Medien einstecken. Seine neue Sprecherin Ferdos Forudastan dürfte mit ihren iranischen Wurzeln für Gauck auch in diesem Themenspektrum eine erfahrene Ratgeberin sein.

Forudastan kennt das fruchtbare, aber spannungsreiche Miteinander von Politik und Medien auch aus ihrem Privatleben. Sie ist mit dem ehemaligen Grünen-Politiker Michael Vesper verheiratet, der inzwischen Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbunds ist. Zusammen hat das Paar drei Kinder im schulpflichtigen Alter. Die Familie lebt bisher in Köln, weit entfernt vom Hauptstadtbetrieb in Berlin.