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Politik

Fresenius kann Exekution in USA nicht stoppen

11. August 2018

Der deutsche Pharmakonzern hat Angst um seinen Ruf: Er will nicht mit der Giftspritze in Verbindung gebracht werden. Doch ein US-Gericht schmettert die Klage gegen eine Exekution ab.

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USA Nebraska | Hinrichtungen | Medikament Fentanyl
Fentanylcitrat ist ein synthetisches Opioid, das auch im Giftcocktail bei Hinrichtungen zum Einsatz kommtBild: picture-alliance/AP Photo/R. Bowmer

Der deutsche Pharmakonzern Fresenius Kabi ist vor einem US-Gericht mit dem Versuch gescheitert, die geplante Hinrichtung eines Straftäters stoppen zu lassen. Der Konzern hatte vor dem Gericht im Bundesstaat Nebraska argumentiert, er könne nicht zulassen, dass in der Giftspritze zwei seiner Präparate zum Einsatz kommen. Dies würde den Ruf des Unternehmens erheblich schädigen, da in Europa eine ablehnende Haltung zur Todesstrafe vorherrsche.

Der zuständige Richter wies den Antrag in seinem Urteil jedoch zurück. Die Klage des Konzerns sei zu spekulativ, da die Behörden nicht mitgeteilt hätten, wer die Präparate in der Giftspritze hergestellt habe. Würde die Hinrichtung weiter aufgeschoben, gefährdete dies den Vollzug der Todesstrafe: Zwei der Mittel näherten sich rapide ihrem Verfallsdatum, und es gebe keine "realistischen Alternativen".

Quelle bleibt im Dunkeln

Woher die Chemikalien stammen, wollen die Behörden nicht verraten. Fresenius Kabi vermutet, dass einige dieser Präparate aus seiner Produktion kommen. Der Konzern verkauft die Produkte nach eigenen Angaben aber grundsätzlich nicht an Behörden, die sie für Hinrichtungen nutzen wollen.

Deutschland Produktionsgebäude von Fresenius Kabi bei Eisenach
Produktionsstätte von Fresenius Kabi bei Eisenach (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Das Unternehmen verdächtigt den US-Bundesstaat, sich die Präparate illegal besorgt und damit Richtlinien der Firma umgangen zu haben. So habe der Bundesstaat eine Substanz in 30-Milliliter-Fläschchen vorrätig, die nur von Fresenius Kabi in dieser Größe angeboten werde. Vertreter Nebraskas beteuerten hingegen, die Mittel legal erworben zu haben. Nähere Angaben dazu machten sie nicht.

Gift wird allmählich rar

US-Bundesstaaten, die die Todesstrafe vollstrecken, haben es zunehmend schwer, an die Mittel für ihre Giftspritzen zu kommen. Immer mehr Pharmakonzerne lehnen einen Verkauf ihrer Chemikalien für diesen Zweck ab.

In Nebraska soll am Dienstag der wegen Mordes verurteilte Carey Dean Moore mit einem Giftcocktail exekutiert werden. Er selbst geht nicht gegen seine Hinrichtung vor. Findet diese wie geplant statt, wäre es die erste Vollstreckung einer Todesstrafe in Nebraska seit 21 Jahren - und die erste dortige Hinrichtung per Giftspritze.

Der Bundesstaat plant, dabei vier Substanzen zu verwenden: das Beruhigungsmittel Diazepam, das Betäubungsmittel Fentanylcitrat, das Mittel Cisatracurium zur Muskelentspannung und Kaliumchlorid, das - in hoher Dosis injiziert - zum Herzstillstand führt.

jj/jmw (afp, ap)