1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Filmregisseur Peter Schamoni ist tot

14. Juni 2011

Der Regisseur und Produzent galt als einer der Vorrreiter des Neuen Deutschen Films. Jetzt starb Peter Schamoni im Alter von 77 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs in München. Erst zu Ostern bekam er die Diagnose.

https://p.dw.com/p/11aEM
Peter Schamoni (Archivfoto 2009: dpa)
Peter SchamoniBild: picture-alliance/dpa

Peter Schamoni hat Filmgeschichte geschrieben. Sein Name ist aber vor allem verbunden mit der Komödie "Zur Sache Schätzchen" von 1968. Mit ihr wurde er international bekannt und seine Hauptdarstellerin Uschi Glas ein Star. Der Film, der einen Studententag mit Zwischenfällen in München-Schwabing schildert, zog damals in der Bundesrepublik sechs Millionen Zuschauer in die Kinos. In den USA lief der Film unter dem Titel "Go for it, Baby".

Hauptdarsteller Werner Enke mit Uschi Glas (r.) und Regisseurin May Spile bei Dreharbeiten zu einer Bettszene für den Film "Zur Sache Schätzchen" im August 1967. (Foto: dpa)
Dreharbeiten mit Uschi Glas (r.) zum Film "Zur Sache Schätzchen"Bild: dpa

Insgesamt gehen mehr als 30 Spiel- und Dokumentarfilme auf Schamonis Konto, etliche davon sind preisgekrönt. 2009 bekam er den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises für sein Lebenswerk. "Sie haben ohne Zweifel ein beeindruckendes Stück Filmgeschichte geschrieben", sagte Ministerpräsident Horst Seehofer damals.

Für das Filmgeschäft geboren

1934 kam er in Berlin als Sohn eines Filmwissenschaftlers und einer Cutterin und Drehbuchautorin zur Welt. Auch seine drei Brüder Victor, Thomas und Ulrich landeten in der Filmbranche.

Schamoni studierte Kunst-, Literatur- und Theatergeschichte, besuchte eine Schauspielschule in München und war Regieassistent an verschiedenen Theatern.

Mitunterzeichner des Oberhausener Manifests

Seit 1957 arbeitete Schamoni als Autor, Regisseur und Produzent von Kurz- und Langfilmen. Er gehörte zu denjenigen, die sich in den 1960er Jahren für die Revolutionierung des deutschen Films engagierten. "Es war überhaupt kein Platz in der damaligen Filmwirtschaft", sagte Schamoni einmal in einem Interview. Der deutsche Film habe nur vom "Förster im Silberwald" und den "Lümmels von der ersten Bank" gelebt. Schamoni gehörte deshalb 1962 zu den Mitunterzeichnern des "Oberhausener Manifests", das als die Geburtsstunde des Neuen Deutschen Films gilt.

Sein Spielfilmdebüt "Schonzeit für Füchse", das sich mit dem Generationenkonflikt beschäftigt, erhielt bei der Berlinale 1966 den silbernen Bären und drei Bundesfilmpreise. Auch wenn er kommerziellen Filmen nicht abgeneigt war, machte er sich in erster Linie mit avantgardistischen Projekten einen Namen.

Einen Überraschungserfolg erzielte der Regisseur Schamoni 1983 mit "Frühlingssinfonie", einem Film, der die Liebesgeschichte zwischen der Pianistin Clara Wieck und dem Komponisten Robert Schumann beschreibt.

Künstlerbiografien lagen ihm am Herzen

Der Künstler Max Ernst (r.) und Peter Schamoni 1963 (Foto: dpa)
Max Ernst (r.) und Peter Schamoni 1963Bild: DW-TV

Vor allem seine ambitionierten Künstlerbiografien fanden Beachtung. Initialzündung für die Kunst als Thema war die Begegnung mit dem in Brühl bei Köln geborenen Maler, Bildhauer und Grafiker Max Ernst. "Er war ein Jahrhundertkünstler, der nur in einem Atemzug mit Picasso zu nennen ist", wird Schamoni zitiert. Über den Mann, dessen Kunst ihn "umhaute", drehte er mehrere Filme, darunter die Hommage "Max Ernst - Mein Vagabundieren, meine Unruhe" zum 100. Geburtstag des Künstlers 1991.

Schamonis international größter Erfolg wurde jedoch "Hundertwassers Regentag" von 1972. Der Film handelt von einem alten Salzfrachter, mit dem der österreichische Künstler 1968 von Sizilien nach Venedig segelte und der nach vollständigem Umbau zu Hundertwassers Schiff "Regentag" wurde. Der Academy war dieser Film eine Oscarnominierung wert.

Mit seinem letzten großen Projekt "Botero - Geboren in Medellin" (2008) kehrte Schamoni zu seinem Lieblingsmetier zurück. Der Film beschreibt die Bilder und Skulpturen des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero.

Autorin: Susanne Eickenfonder (dpa, dapd)
Redaktion: Eleonore Uhlich