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FIFA gibt Fußball-WM der Frauen 2027 an Brasilien

20. Mai 2024

Deutschland wird nicht Mit-Ausrichter der Fußball-WM der Frauen im Jahr 2027. Die gemeinsame Bewerbung mit den Partnerländern Belgien und den Niederlanden scheitert beim FIFA-Kongress in Bangkok.

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Fußball-Nationalspielerinnen aus Brasilien lachen und jubeln nach einem Tor
Zuschlag für 2027: Brasiliens Frauen-Team darf sich auf eine Weltmeisterschaft in der Heimat freuenBild: Ines Hähnel/Lobeca/IMAGO

Deutschland und seinen Partnern bleibt die Austragung der Frauen-WM 2027 verwehrt. Die Mitgliedsländer des Fußball-Weltverbandes FIFA stimmten beim Kongress in Thailands Hauptstadt Bangkok am Freitag mehrheitlich für den Konkurrenten Brasilien. Damit wird erstmals eine Frauen-WM in Südamerika stattfinden.

Deutschland hatte die WM im Jahr 2011 zuletzt alleine ausgerichtet. Unter dem Motto "Breaking New Ground" hatte sich der Deutsche Fußball-Bund gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden beworben. Die USA und Mexiko hatten ihre gemeinsame Bewerbung für 2027 Ende April zurückgezogen, zuvor hatte dies bereits Südafrika getan.

Bei der abschließenden Präsentation hatte Bernd Neuendorf, der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), "die bislang kommerziell erfolgreichste Frauen-WM" und das "kompakteste Turnier" versprochen. Man wolle, die "größte Feier des Frauenfußballs in der Geschichte" organisieren. Seine Versprechungen reichten aber offenbar nicht, um die Mehrheit der Kongressmitglieder zu überzeugen.

"Glückwunsch an Brasilien, das war ein fairer Wettbewerb", sagte Neuendorf. "So ist es im Sport, man kann gewinnen und verlieren. Ich glaube, wir haben alles gegeben." Die Entscheidung habe keine Auswirkungen auf die Bemühungen in den drei Ländern, den Frauenfußball zu stärken. "Den Weg werden wir weitergehen", sagte Neuendorf. Brasiliens Verbandschef Ednaldo Rodrigues äußerte, er sei "euphorisch", er dankte seinem Team. "Ich fühle eine Menge Emotionen, wir wussten, dass es schwer werden würde. Aber wir wussten, dass wir vereint erfolgreich sein würden." Brasilien werde die "beste WM" liefern.

Schlechte Benotung durch die FIFA

Schon einige Tage zuvor hatten die deutschen WM-Hoffnungen einen Dämpfer erlitten: Im Evaluierungsbericht der FIFA hatte Brasilien 4,0 von 5 möglichen Punkten erhalten, die Europäer kamen lediglich auf 3,7. Es gebe bei einer Vergabe an Deutschland, Belgien und die Niederlande eine "Reihe rechtlicher Risiken", hieß es im Bericht. Für die FIFA bestehe die Gefahr, "mit erheblichen operativen und finanziellen Problemen konfrontiert zu werden".

Gianni Infantino und Bernd Neundorf im Gespräch auf der Tribüne bei der Fußball-WM in Katar
Gelten nicht als Freunde: FIFA-Präsident Gianni Infantino (l.) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf (r.)Bild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

Der Hintergrund der Benotung scheint klar: Der Weltverband zielt wieder einmal auf maximale Erlöse ab. Schon in der Vergangenheit war es der FIFA ein Dorn im Auge, wenn sie ihre Forderungen im Hinblick auf staatliche Unterstützung und Steuererleichterungen nicht wie gewünscht durchsetzen konnte. Der Bericht stellte jedoch nur eine Empfehlung dar und war in der Vergangenheit nicht immer ein sicherer Indikator für die letztliche Vergabe.

Ohnehin haben Neuendorf und FIFA-Präsident Gianni Infantino nicht das innigste Verhältnis. Neuendorf hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder mal verhalten kritisch gegenüber Infantino und dessen Plänen geäußert. Auch die Unterstützung bei dessen letzter Wiederwahl im November 2023 hatte Neuendorf lange offen gelassen und letztlich nicht für den Schweizer gestimmt, der dennoch mit großer Mehrheit gewonnen hatte. Allerdings wurden keine Stimmen ausgezählt, sondern per Applaus abgestimmt. 

Nächste Chance erst 2035?

Die letzten Bemühungen der deutschen Delegation im Kampf um den WM-Zuschlag fruchteten nicht mehr: Neuendorf und DFB-Sportdirektorin Nia Künzer hatten in den vergangenen Tagen noch einmal kräftig die Werbetrommel gerührt und sich prominente Unterstützung aus der Politik geholt. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz waren Belgiens Premierminister Alexander De Croo und Mark Rutte, Ministerpräsident der Niederlande, eingespannt worden.

Mit der gescheiterten Bewerbung könnte sich die Chance auf eine Heim-WM für den DFB nun für viele Jahre erledigt haben. FIFA-Boss Infantino pflegt vor dem Männerturnier 2026 immer engere Kontakte in die USA, die nach dem Rückzug im aktuellen Bewerbungsprozess als Kandidat für die Frauen-WM 2031 gelten. Die nächste Chance für den DFB ergibt sich damit womöglich erst 2035. 

asz/sn (SID, dpa)