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Ex-Chef im Zeugenstand

14. April 2008

Anleger wurden vor dem Börsengang der Telekom korrekt über das Unternehmen informiert, sagt Ex-Chef Ron Sommer als Zeuge im Frankfurter Telekom-Prozess. Die Übernahme von Voicestream habe sich erst danach angebahnt.

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Der ehemalige Vorstands-Vorsitzende der Telekom, Ron Sommer (Quelle: AP)
Verteidigt Voicestream-Übernahme: Ron Sommer zum Prozess-AuftaktBild: AP

Die Telekom hat ihren Anlegern vor dem dritten Börsengang im Sommer 2000 keine Informationen zur Übernahme des US-Konzerns Voicestream verschwiegen. Das betonte der frühere Telekom-Chef Ron Sommer am Montag (14.4.2008) im Telekom-Prozess vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main. Der dritte Börsengang sei im Juni gewesen, ernsthafte Gespräche wegen der Übernahme habe es erst Mitte Juli gegeben, sagte Sommer, der als Zeuge geladen war.

Sommer räumt Treffen mit Voicestream-Chef ein

Bei dem Prozess in Frankfurt geht es um die Klagen von 17.000 Telekom-Aktionären. Diese werfen der Telekom vor, sie vor dem dritten Börsengang falsch über die Situation des Unternehmens informiert zu haben. So seien insbesondere die Immobilien im Börsenprospekt nicht richtig bewertet worden. Außerdem hätten Informationen zur milliardenschweren Übernahme von Voicestream gefehlt, die kurz nach dem Börsengang, am 23. Juli 2000, beschlossen wurde. Nun wollen die Kläger von der Telekom für den Wertverlust ihrer Aktien entschädigt werden: Die Telekomaktie kostete beim dritten Börsengang 66,50 Euro, danach fiel sie bis auf 8,14 Euro im Juni 2002.

Ron Sommer gab vor dem Oberlandesgericht Frankfurt zu, sich im März 2000 mit dem damaligen Voicestream-Chef John Stanton getroffen zu haben. Dort sei die Übernahme aber noch nicht beschlossen worden. "Es wurde auch nicht nur annähernd ein Punkt erreicht, wo man denken könnte, dass diese Transaktion eine Chance auf Realisierung hat", sagte Sommer. Die Telekom habe damals auf eine Strategie der Internationalisierung gesetzt und mit vielen Unternehmen gesprochen. Deswegen sei auch das Börsenprospekt korrekt gewesen. Dieses hätte alle Informationen enthalten, die zu diesem Zeitpunkt wichtig gewesen seien. "Mehr gab es damals nicht zu beschreiben."

Kaufabsichten erst nach Börsengang

Die Telekom habe sich vor dem Börsengang mehrere Optionen offen gehalten, sagte Sommer weiter. Ziel sei es gewesen, vom deutschen Markt unabhängiger zu werden. So seien Gespräche mit diversen Unternehmen wie Cable & Wireless, Sonera und Qwest geführt worden. Erst Mitte Juli habe sich die Telekom entschieden, "intensive" Verhandlungen mit Voicestream aufzunehmen. Allerdings habe es vorher zwei "informelle und unverbindliche Übernahmeangebote" an Voicestream gegeben, räumte Sommer ein.

Sommer verteidigte in Frankfurt die umstrittene Übernahme von Voicestream, die die Telekom rund 40 Milliarden Euro gekostet hat. Das US-Unternehmen habe ab 2002 maßgeblich zum Umsatzwachstum der Telekom beigetragen. Außerdem habe der Konzern lediglich knapp 5 Milliarden Euro in bar bezahlen müssen, der Rest sei in Aktien bezahlt worden.

Ron Sommer ist der erste Zeuge in dem Frankfurter Prozess. Zu Beginn des Verfahrens hatte die Telekom einen Vergleich mit den Klägern abgelehnt. Das Oberlandesgericht hat bereits durchblicken lassen, dass es der Argumentation der Klägerseite bei der Frage, ob die Telekom ihre Immobilien richtig bewertet hat, nicht folgt. (det)