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Europa will sich stärker gegen Ebola wappnen

16. Oktober 2014

In Brüssel beraten die EU-Gesundheitsminister bei einem Sondertreffen über den Kampf gegen Ebola. Derweil steht das US-Krisenmanagement bei einem neuen Infektionsfall in der Kritik.

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Die mit Ebola infizierte US-Krankenpflegerin Amber Vinson wird am 15.10.2014 in eine Spezialklinik in Atlanta geflogen (Foto: reuters)
Bild: Reuters/NBC5-KXAS TV

Mit jedem neuen Ebola-Fall in Europa oder den USA wächst die Sorge vor einer Ausbreitung der Epidemie. EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg fordert die EU auf, sich stärker auf eine mögliche Ausbreitung des Ebola-Virus in Europa vorzubereiten. Dazu gehöre es auch, Reisende zu untersuchen, die aus den afrikanischen Krisengebieten in Europa eintreffen. Sollte die Krankheit in Europa ankommen, müsse man sicherstellen, dass gesundheitliche Einrichtungen in der Lage seien, "unsere Bürger schnell und effektiv zu schützen und die Verbreitung von Ebola zu stoppen", sagte Borg.

EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg (Foto: ap)
Borg: "Es sollte unsere Pflicht sein, dafür zu sorgen, dass Europa darauf vorbereitet ist."Bild: picture-alliance/AP Photo/Antonio Calanni

Auf dem Flughafen von Madrid wurde wegen eines Ebola-Verdachtsfalls eine
Passagiermaschine vorübergehend isoliert. Ein aus Nigeria stammender Passagier des aus Paris kommenden Air-France-Flugzeugs habe stark gezittert, teilte die spanische Flughafenbehörde mit. Die Besatzung habe die Gesundheitsbehörden informiert.

Bislang werden nur auf dem Londoner Flughafen Heathrow Passagiere aus Westafrika auf Ebola hin überprüft. Frankreich und Tschechien wollen nachziehen. Ab Samstag werden am Flughafen Roissy bei Paris entsprechende Tests eingeführt. Auch am Prager Flughafen sollen Einreisende künftig auf Ebola-Symptome untersucht werden. Bei den Fiebermessungen können allerdings nicht alle Fälle direkt erkannt werden. Die Inkubationszeit des Virus, für das es keine Impfung und keine Heilmittel gibt, dauert bis zu drei Wochen.

Bundesregierung bewilligt zusätzliche Mittel

Die Bundesregierung stockt ihre Hilfe zur Bekämpfung der Epidemie auf insgesamt 102 Millionen Euro auf. Von den nun zusätzlich bewilligten 85 Millionen Euro sollen 50 Millionen Euro für entsprechende Hilfen des Bundesentwicklungsministeriums und 35 Millionen Euro für Projekte des Auswärtigen Amts zur Verfügung gestellt werden.

Dies geschehe auch, um weitere soziopolitische und wirtschaftliche Folgen zu verhindern, die mit der Ebola-Krise in den betroffenen Staaten einhergehen, erklärten der haushaltspolitischen Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Norbert Barthle, und der zuständige Berichterstatter Volkmar Klein. "Langfristig wird es darum gehen, die Gesundheitssysteme in den Ländern Westafrikas zu stärken", erklärten die beiden Unions-Politiker.

Tiefe Verunsicherung in den USA

In den USA sorgt das Krisenmanagement bei einem neuen Ebola-Fall für Kritik. Es wurde bekannt, dass sich eine zweite Krankenschwester in Texas mit dem Virus ansteckte und kurz vor dem Ausbruch der Krankheit eine Flugreise unternahm - obwohl die Fiebermessung bei ihr eine leicht erhöhte Temperatur ergeben hatte. Zudem war die Seuchenbehörde CDC darüber unterrichtet, dass die 29-Jährige zuvor einen Liberianer versorgt hatte, der das Virus aus seinem Heimatland eingeschleppt hatte. Da das Fieber jedoch unter dem von der CDC festgelegten Schwellenwert von 38° C lag, habe die Behörde sie nicht davon abgehalten zu fliegen. Die Frau wurde erst isoliert, als sie sich einen Tag nach dem Inlandsflug erneut mit Fieber gemeldet hatte. Inzwischen ist sie in eine Spezialklinik in Atlanta verlegt worden.

US-Präsident Barack Obama kündigte in der Folge ein schärferes Vorgehen der Bundesbehörden bei Ebola-Fällen in den USA an Die USA würden "noch energischer" auf die Gefahr reagieren, sagte er nach nach einem Krisentreffen im Weißen Haus. Zugleich rief Obama die US-Bevölkerung zur Ruhe auf. Eine Ausbreitung von Ebola in großem Ausmaß in den USA bezeichnete er als äußerst unwahrscheinlich. Die internationale Gemeinschaft forderte der Präsident auf, den vom Ebola-Ausbruch besonders betroffenen Ländern Afrikas mehr zu helfen. Dazu habe er auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie den italienischen, französischen und britischen Regierungschefs gesprochen. Man habe beschlossen, die gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen Ebola zu koordinieren und zu verstärken.

Düstere WHO-Schätzungen

Nach aktuellen Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden in allen sieben von Ebola betroffenen Staaten rund 9000 Krankheitsfälle erfasst. Knapp 4500 davon sind tödlich verlaufen. Die Dunkelziffer der Epidemie schätzt die WHO deutlich höher.

Bis auf wenige Ausnahmen sind sämtliche Fälle in Liberia, Guinea und Sierra Leone aufgetreten. Die WHO rechnet damit, dass sich in diesen drei Ländern ab Dezember bis zu 10.000 Menschen jede Woche anstecken werden.

sp/kle (afp,rtr, epd, kna)